0106 - Der Komet aus der Hölle
Bewachung übernehmen, es war Nikolaj Kapnin nicht schwergefallen, diese von einer Grenzschutzeinheit zu erhalten. Major Techow wollte selbstverständlich bei seiner Gattin bleiben.
Er wartete bereits ungeduldig bei der vor dem Haus parkenden Tatra-Limousine. Svetlana war noch am Packen, denn sie mußte sich auf einen Aufenthalt von einigen Tagen im Bergwerk einrichten. Dr. Kapnin hatte es verstanden, die ganze Angelegenheit abzuwiegeln und zur strengen Geheimsache zu stempeln.
Denn was sollte ein offizieler Großalarm nützen? Die Panzer der Roten Armee konnten den Satanskometen gewiß nicht beeindrucken.
Zamorra, Bill Fleming und Dr. Kapnin warteten in der Diele auf Svetlana Techowa. Endlich erschien sie, der Hausbursche schleppte ihr zwei schwere Koffer nach. Svetlana hatte einen dicken Pelzmantel an, sie war Nicole Duval oder ihrer Vorfahrin Larissa Czerskaja keineswegs ähnlich.
Svetlana Techowa sah vielmehr so aus, wie man sich die typische Russin vorstellt. Ein wenig untersetzt, blond, mit hohen slawischen Backenknochen. Sie hatte tiefblaue Augen und war auf eine herbe Weise schön zu nennen. Sie wirkte kerngesund und sehr tatkräftig.
Ihre beiden Kinder, ein Junge und ein Mädchen, fünf und drei Jahre alt, waren in Kiew in der Stadtwohnung bei Svetlanas Mutter zurückgeblieben.
»Immer langsam, Ljubomir, Lieber«, sagte sie mit Gemütsruhe, als der Major sie antrieb, sich zu beeilen. »Ich bin keiner von deinen Rekruten. Der Satanskomet, Stenka Badzaks Höllenseele, will mich um die gleiche Zeit holen wie die Gospoda Duvalinska. Da bleiben noch über zwei Stunden für die zehn Kilometerehen bis zum Bergwerk. Also spiel dich nicht auf wie ein Irrer, und sei still mit deinem ständigen Karascho und Dawai!«
Zamorra grinste bei dieser Äußerung russischer Emanzipation in sich hinein. Sie stiegen in den Wagen, der Major saß am Steuer. Er gab Gas und brauste los. Die zwei Schäferhunde sprangen bellend neben dem schwarzen Wagen her bis zur Ausfahrt, wo ein Hausangestellter das Tor geöffnet hatte.
Er rief die Hunde mit der Ultraschallpfeife zurück. Major Techow fuhr schnell, aber er war ein guter Fahrer, der Wagen mit Schneeketten versehen. Schon zwanzig Minuten später hielten sie auf dem Gelände der stillgelegten Kohlengrube in den Vorbergen der Nordkarpaten an.
Stacheldraht umgab das Bergwerk. Ein Förderturm und ein Gebäude zur Kohlenaufbereitung standen düster in der Schneelandschaft. Die stillgelegte Eisenbahnlinie führte nach Stryj.
Ein Jeep mit langer Funkantenne und ein Lastwagen der Roten Armee hielten vor einem Stolleneingang. Die drei Soldaten, die als Svetlana Techowas Leibwache abgestellt waren, der Fahrer und der Beifahrer des Lastwagens, der beheizbare Schlafsäcke, ein Funkgerät, einen Ölofen, Proviant und andere Dinge hergebracht hatte, warteten schon. Sie salutierten, als der Major mit seiner Winteruniform und dem Sowjetstern an der mit Pelzklappen versehenen Mütze ausstieg.
»Es ist alles vorbereitet, Genosse Major. Wir haben bereits in einem Wetterstollen in dreißig Meter Tiefe ein Quartier eingerichtet.«
»Gut, Gefreiter. Ich werde es mir gleich ansehen.«
Der Gefreite erkannte Dr. Nikolaj Kapnin und knallte wieder die Hacken zusammen.
»Genosse Sowjet, es ist mir eine hohe Ehre. Den Kameraden auch.«
Dr. Kapnin winkte ab.
»Danke, Genosse, stehen Sie bequem. Sie haben hier einen wichtigen Sonderauftrag zu erfüllen. Ich brauche nicht zu betonen, wie sehr mir die Sicherheit der Frau meines Neffen am Herzen liegt Major Techow ist für mich, der ich keine eigenen Kinder habe, wie ein Sohn.«
»Sie können sich voll und ganz auf uns verlassen, Genosse Sowjet.«
Zamorra und Bill Fleming stiegen mit hinab in den Stollen. Er war wohnlich eingerichtet, soweit möglich. Als anheimelnd konnte man die Umgebung hier unten im alten Bergwerk nicht gerade bezeichnen, aber ohne Zweifel war ein Leben hier unten der Gefährdung durch den Satanskometen an der Oberfläche vorzuziehen.
Zamorra gab dem Major seinen mit Silberkugeln geladenen .38er Revolver. Er hoffte sehr, daß Svetlana Techowa unter der Erde in Sicherheit sein würde. Ganz traute er dem Frieden allerdings nicht.
***
Natascha Podolska saß strickend in der Wohnung im modernen Apartmenthaus an der Kirow Straße in Kiew und paßte auf die beiden Kinder der Techows auf. Der fünfjährige Boris schob sein Spielzeugauto auf dem Buchara-Teppich herum, die dreijährige Katjuscha spielte mit ihrer Puppe. Natascha
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