0108 - Mord auf Tonband
der Taschen des Toten kümmerte. »Soll ich den Ärmel aufschneiden?«
»Lächerlich, es kann nur ein Kratzer sein. Helfen Sje mir, die Jacke auszuziehen.« Das tat ich, und jetzt biß er doch die Zähne zusammen.
Es war zwar kein Streifschuß, aber eine Fleischwunde, die allerdings stark blutete.
»Dort drüben in dem kleinen Koffer ist Verbandszeug«, sagte er.
Ich wickelte eine Binde um die Wunde, und während ich noch damit beschäftigt war, klappte die Außentür, eilige Schritte kamen durch den Vorraum und jemand klopfte energisch an die Tür.
»Herein!« rief ich und sah mir die drei Leute an.
Einer war ein Kellner, der zweite sah aus, als ob er Geschäftsführer oder dergleichen sei, und Nummer drei konnte nur ein Hoteldetektiv sein. Er hielt die rechte Hand in der Jacketttasche, wo er wohl sein Schießeisen stecken hatte.
»Treten Sie näher, Gentlemen«, forderte Vanderkruit sie auf. »Ich habe soeben eine kleine Auseinandersetzung unter Freunden erledigt. Berunruhigen Sie sich nicht. Wenn Sie mir sagen, wie man den Toten unauffällig und schnell beseitigen kann, so wäre ich Ihnen dankbar.«
Der Kerl war unglaublich. Ich hätte gedacht, daß ihm endlich klargeworden sein müsse, was er sich eingebrockt hatte, aber von dieser Einsicht war er weit entfernt. Wahrscheinlich hatte er seine Laufbahn als Kuhtreiber im wilden Westen begonnen. Jetzt sah ich auch das Vogelgesicht der Sekretärin, die sich vorsichtig hinter den Männern hielt. Nur der Diener glänzte durch Abwesenheit.
Inzwischen hatte ich den Verband angelegt.
»Selbstverständlich brauchen Sie einen Arzt«, sagte ich. »Ich denke, das Hotel wird einen im Hause haben.« Der Mann, der wie ein Geschäftsführer aussah, machte daß er wegkam. Der Detektiv wußte immer noch nicht, woran er war, und so lüftete ich unser Inkognito und ersuchte ihn darum, in meinem Auftrag ein paar unserer Leute zu bestellen.
»Natürlich muß auch der Tote weggeschafft werden, aber damit hat es Zeit«, meinte ich. »Ich weiß ja, daß Sie derartige Transporte durch die Hotelgänge nicht schätzen.«
»Hier muß er auf alle Fälle ’raus«, meuterte Vanderkruit. »Ich kann mir einen schöneren Anblick denken.«
»Schaffen wir ihn in den Kofferraum«, schlug der Teck vor. Ich erklärte ihm, er könne das sofort veranlassen, wenn unsere Leute angekommen wären und sich mit ihm beschäftigt hätten.
»Danke«,- sagte der Millionär unmißverständlich, und sowohl der Kellner wie der Detektiv verzogen sich.
»Und jetzt sagen Sie mir einmal, was los war«, forderte ich ihn auf. »Zur Hälfte weiß ich es bereits. Sie haben gestern abend den Gangstern eine schlechte Kopie als Original angedreht und sich fünftausend Dollar dafür geben lassen.«
»Lump, Gauner, Betrüger«, krächzte der Papagei aus seinem Bauer. Er schien sich endlich von seinem Schrecken über die Knallerei erholt zu haben.
»Stimmt. Habe ich das nicht fein gemacht«, fragte der Millionär, und er brachte es trotz der schmerzhaften Wunde fertig, übers ganze Gesicht zu grinsen.
»Die Quittung dafür haben Sie ja nun«, antwortete ich, »und Sie können froh sein, daß es so glimpflich abgegangen ist. Es wäre Ihre eigene Schuld gewesen, wenn Sie jetzt anstelle dieses Mannes im Leichenwagen abgefahren würden.«
Er machte nur eine wegwerfende Bewegung mit der gesunden rechten Hand, als wolle er sagen, so etwas könne ihm nicht passieren.
»Nichts zu finden«, meldete sich Phil aus dem Hintergrund. »Kein Ausweis, kein Papier, nichts. Nur der übliche Ramsch.«
»Na ja, Fingerabdrücke wird er wohl haben«, sagte ich, und wendete mich wieder an Vanderkruit. »Wie ging die Sache weiter?«
»Die beiden kamen vorhin an, brachten mir das Bild zurück und verlangten das echte dafür. Ich sagte Ihnen, daß ich sie schon gestern darauf aufmerksam gemacht hätte, es sei eine Fälschung, aber sie hätten mir das ja nicht glauben wollen. Sie haben mir für diese Fälschung fünftausend Dollar gezahlt und ich hatte keinen Grund, ihnen diese zurückzugeben. Das wollten sie ja auch nicht. Sie wollten das echte Bild, von dem sie behaupteten, ich müsse es haben.«
»Ich bin bald soweit, Mr. Vanderkurit, daß ich das ebenfalls behaupte«, gab ich zurück. »Ihr Betragen ist recht seltsam. Sie versuchen dauernd, jeden an der Nase herumzuführen, und ich wenigstens bin nicht gesonnen, mir das gefallen zu lassen. Wo ist der echte Rembrandt?«
»Suchen Sie ihn. Ich gebe Ihnen gern Vollmacht. Sie können
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