0108 - Mord auf Tonband
auch die Firma meines Anwalts und meiner verschiedenen Banken haben und sich überzeugen, daß das Bild nicht dort ist. Wollen Sie noch mehr?«
Ich wollte noch mehr, aber ehrlich gesagt, wußte ich nicht, was.
»Wie sah der zweite Mann aus, dem es gelang, sich in Sicherheit zu bringen?«
»Es war ein Bulle von annähernd zwei Zentnern Gewicht und hatte ein Gesicht wie der Gangster im Kino. Wahrscheinlich hat man ihn mir geschickt, um mich einzuschüchtern, aber er war der erste, der den Hasen machte, als es ernst wurde.«
Der Arzt kam und zeigte sich von meiner Behandlungsmethode befriedigt.
»Wenn es keine Komplikationen gibt, so wird die Wunde in aller Kürze verheilt sein. Es ist ein glatter Durchschuß, und soweit ich beurteilen kann, wurde kein Stoffetzen in den Schußkanal gerissen. Natürlich müssen Sie den Arm ruhig halten.«
Vier G-men trafen ein und taten was nötig war. Von dem Toten wurden Abdrücke genommen, der falsche »Mann mit dem Federhut« wurde vorsichtig eingepackt, um ebenfalls untersucht zu werden. Die verschiedenen Kugeln wurden gesucht und gefunden. Dann wurde der Tote fotografiert und vorläufig in den Kofferraum gelegt. Wir hatten kein Interesse daran, ihn sofort sogleich wegschaffen zu lassen, und dem Hilton Hotel blieb der Skandal erspart. Die wenigen Gäste, die die Schüsse aus Vanderkruits Pistole vernommen hatten, waren bereits beruhigt. So schien vorläufig alles in bester Butter zu sein, aber es schien nur so. Wie ich den Boß der Gang taxierte, würde er nicht aufgeben. Er mußte eine Riesenwut auf den Millionär haben und würde unter allen Umständen versuchen, die Scharte auszuwetzen.
Auf die Durchführung der so bereitwilligst angebotenen Durchsuchung verzichtete ich, ebenso auf eine Nachfrage bei den Anwälten und Banken. Wenn er das Bild wirklich besaß und es versteckt hatte, so gab es dafür ungezählte Möglichkeiten.
»Wo ist eigentlich Ihr Diener?« fragte ich.
»Ich habe ihn auf die Bank und zu einer Besorgung in die Stadt geschickt. Wenn Sie ihn verhören wollen, so steht er natürlich zur Verfügung.«
Ich wollte ihn nicht verhören und zwar aus dem einfachen Grund, weil ich solche Leute kannte. Er würde nichts, aber auch gar nichts wissen.
Was kümmert mich schließlich das vertrackte Bild? Ich hatte einen Mord aufzuklären, den Mord an Lejaune, einen Mordversuch an Julie Cain und die verschiedenen Anstrengungen, mich unschädlich zu machen. Dabei war mir Vanderkruit nur im Weg. Die Situation war so, daß ich vollkommen damit beschäftigt sein würde, zu verhüten, daß auch er ein Opfer der Gangster wurde. Ich mußte den Versuch machen, ihn loszuwerden.
»Hätten Sie keine Lust, New York den Rücken zu drehen?« fragte ich. »Ich halte das Klima für ungesund und würde Ihnen raten, eine Erholungsreise anzutreten.«
»Ich denke gar nicht daran«, entgegnete er. »Zwar habe ich ein schönes Haus in Santa Monica, ein Landgut bei Philadelphia und eine Wohnung in Detroit, aber vorläufig halten mich meine Geschäfte in New York. Was denken Sie, welchen Schaden ich erleiden würde, wenn ich nicht bei dem Kongreß der Textilindustrie, der in drei Tagen hier stattfindet, erscheinen würde. Was wird der Vorstand der New York Banking Corp. sagen, wenn ich mich von der Sitzung drücke? Ich kann nicht einfach abreisen. Ich bin hier angebunden.«
»Und was werden dieselben Herren erst sagen, wenn sie statt dessen helfen müssen, Ihre säuberlich einbalsamierte Leiche zur wohlverdienten Ruhe zu bringen?« fragte ich mit bewußtem Hohn. »Ich glaube, das wäre noch viel unangenehmer.«
»Reden Sie keinen Unsinn. Mir passiert nichts. Ich werde hundert Jahre alt.«
Vor soviel Optimismus und Hartnäckigkeit kapitulierte ich. Mochte der Bursche machen, was er wollte. Ich würde zu Mr. High gehen und jede Verantwortung ablehnen. Auch Phil war offensichtlich böse. Wir verabschiedeten uns frostig, aber nicht einmal das schien Eindruck zu machen.
Inzwischen waren auch unsere Leute fertig geworden, und wir rückten ab, nachdem wir den Kofferraum mit der Leiche des Gangsters verschlossen und versiegelt hatten.
»Alter Idiot«, knurrte Phil, während wir hinunterfuhren, und ich fügte hinzu, was ich . von Vanderkruit dachte.
Es war nicht gerade schmeichelhaft.
Im Office hatten wir eine lange Unterredung mit dem Chef. Zwar war er vollkommen unserer Meinung, was die Mentalität des Mr. Vanderkruit anging, aber sein Standpunkt war, daß man ihn nicht einfach im Stich
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