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0111 - Die grausamen Ritter

0111 - Die grausamen Ritter

Titel: 0111 - Die grausamen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich.
    Sie ging zum Lift.
    Vom Äußeren her bot sie das Bild einer Putzfrau par excellence.
    Ziemlich gewichtig, dabei resolut, Pausbacken und ein energisches Auftreten. Diese Frau gehörte zur Gilde der Menschen, denen die Arbeit noch Spaß machte.
    Sie holte sich den Lift nach unten, stieg ein und fuhr hoch zu meiner Wohnung.
    Den Schlüssel holte sie sich immer bei Suko ab.
    Dort klingelte sie auch jetzt. Nicht der Chinese öffnete, sondern Shao, seine Freundin.
    Sie kannte aber Mrs. Peterson. »Ah, Sie sind es«, sagte sie und lächelte.
    »Ja, ich brauche den Schlüssel.«
    »Einen Augenblick.« Shao verschwand und holte ihn.
    Die Putzfrau bedankte sich, nahm den Schlüssel entgegen und ging eine Tür weiter.
    Sie schloß auf und betrat die Wohnung.
    Wie immer fragte sie auch heute, warum ihr Mr. Sinclair den Schlüssel nicht gab. Sie konnte nichts an der Wohnung feststellen, und auch die Einrichtung war nicht besonders wertvoll.
    Wie immer fand die Aufwartefrau die Putzutensilien in einem Einbauschrank in der Diele.
    Sie öffnete den Schrank, sah Eimer, Besen, Putzlappen und Schrubber. Genügend Reinigungsmittel waren ebenfalls noch vorhanden. Wenn etwas fehlte, schrieb sie es auf, und der Wohnungsinhaber besorgte dann die Sachen.
    Mrs. Peterson machte sich an die Arbeit. Zuerst nahm sie sich die Diele vor. Hier reinigte sie, hängte die Garderobe ordentlich über die Bügel und wischte Staub auf der Kommode. Dann ging sie in den Livingroom.
    Hier begann das große Saubermachen. Da Mrs. Peterson eine ordentliche Person war, überging sie nichts. Sie rollte die Teppiche auf, putzte Staub, saugte. Gerade wollte sie sich an die Fenster begeben, als sie den leisen Ruf hörte.
    Irritiert blieb die Putzfrau stehen.
    Hatte sie sich getäuscht?
    Nein, da war er wieder, der leise Ruf. Aber woher kam er? Hier war doch keiner in der Wohnung, wenigstens hatte sie niemanden gesehen.
    Wer aber hatte geschrien?
    Leicht vornübergebeugt blieb die Frau stehen. Sie wartete darauf, daß sich der Schrei wiederholte.
    Und sie hatte Glück.
    Wieder hörte sie den Ruf.
    Es war aber kein Hilfeschrei. Jemand rief einen Namen.
    Sinclair!
    Den Namen des Wohnungsinhabers.
    Auf Zehenspitzen bewegte sich die korpulente Aufwartefrau voran. Sie hatte die Augen zu Schlitzen zusammengekniffen und hielt einen Besen fest umklammert.
    »Zeig dich, wenn du nicht feige bist! Los, ich will sehen, wo du steckst!«
    Nichts. Der Ruf wiederholte sich nicht. Mrs. Peterson glaubte mittlerweile an eine Täuschung. Sie wußte ja, daß der Wohnungsinhaber einen seltsamen Beruf hatte. Manche sprachen sogar davon, daß er Geister jagen würde, aber das war natürlich Quatsch. Doch wenn sie es recht bedachte und die Stimme mit hinzuzählte, die da gerufen hatte, war es doch ein wenig komisch.
    Ob es wirklich Geister gab?
    Und dann noch in der Wohnung, in der sie putzte?
    Mrs. Peterson blieb stehen. Die Frau hob den Besen an und hielt ihn jetzt waagerecht. Sie war bereit, sofort zuzuschlagen, wenn sich irgend etwas Verdächtiges zeigte.
    Da – wieder die Stimme.
    Sinclair!
    Ein verwehender Ruf, ein Hilfeschrei, mehr ein Hauch…
    Aber Mrs. Peterson hatte sich die Richtung gemerkt. Der Ruf war von links gekommen, wo der alte schmale Schrank stand. Er war nicht abgeschlossen, wohl steckte der Schlüssel im Schloß. Bisher hatte Mrs. Peterson es nie gewagt, einen Schrank zu öffnen. Sie hatte nicht einmal daran gedacht, doch jetzt wollte sie sämtliche Vorsätze über Bord werfen, denn die Person, die dort um Hilfe gerufen hatte, befand sich sicherlich in Not.
    Ob man sie eingesperrt hatte?
    Dafür kam an sich nur John Sinclair in Frage. Das traute sie dem Mann eigentlich nicht zu. Er war ihr so sympathisch, ein richtiger Gentleman.
    Aber die Stimme ließ sich nun mal nicht wegleugnen.
    Wieder rief sie.
    Diesmal stand die rundliche Bodenkosmetikerin schon dicht vor dem Schrank. Ihre Blicke glitten über das Holz. Es war keines dieser modernen Möbelstücke, sondern ein älteres Modell, vielleicht Jahre alt.
    Zwei schmale Türen besaß der Schrank. Die rechte ließ sich aufschließen, dann war die linke sicherlich nur durch einen Riegel versperrt.
    Mrs. Peterson wechselte den Besen in die andere Hand und griff nach dem Schlüssel. Tief atmete sie durch. Ihr Busen wogte auf und nieder. Sie erwartete, einen Mann oder eine Frau in dem Schrank zu sehen, und zog mit einem Ruck die Tür auf.
    Nichts!
    Der Schrank war leer. Oder fast leer. Regale – drei an der Zahl –

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