0112 - Die Drachensaat
Es sprühten Funken auf, und Rufus trieb mich immer weiter in die Enge. Mit dem Rücken stieß ich gegen die Mauer. Sie war nicht hoch, es stand nur die Hälfte, aber ich musste mich stellen. Rufus lachte.
Er sah seine Chance, mich zu vernichten.
Ich schaute nach links und rechts, suchte einen Ausweg, doch das war verdammt schwer.
Rechts von mir wurde die Mauer niedriger. Dort fehlten einige Steine, aber es kostete immer noch Zeit, auf die Krone zu klettern. Und diese wertvollen Sekunden würde Rufus sicherlich ausnutzen.
Als der nächste Schlag auf mich zufuhr, glitt ich zur Seite weg, und die Schwertspitze rasierte über die Mauer, wo sie als Andenken einen hellen Streifen hinterließ. Meine Gegenattacke bestand aus dem Rückwärtsgang. Ich lief parallel zur Mauer entlang und war schneller als der verdammte Ritter.
Die Mauer ging über in einen Bogen. Zum Teil war sie eingebrochen, dann ragte sie wieder aus dem Boden empor. Einmal sah ich ein treppenförmiges Steingerippe inmitten der Mauer, und mir kam eine Idee. Ich konnte dort hochsteigen.
Mit drei Sprüngen stand ich auf der Krone. Sofort schaute ich auf die dem Burghof abgewandte Seite - und erschrak. Unter mir fiel der Hang ziemlich steil in die Tiefe. Wenn ich da hinuntersprang, hatte ich kaum Chancen, zu überleben.
Das wusste auch Rufus, denn er lachte grimmig auf, als er mir auf dem gleichen Weg folgte. Er hatte eine größere Chance als ich, denn er war im Umgang mit dem Schwert ein Meister. Ich hielt zwar auch noch meine Waffe in der Hand, doch auf der schmalen Mauerkrone konnte ich gegen Rufus nicht viel ausrichten.
Über uns tobten noch immer die düsteren Wolken. Beide hatten wir die Waffen erhoben. Ich hätte hinunterspringen können, um wegzulaufen.
Damit jedoch wäre keinem geholfen worden, ich musste diesen elenden Ritter endlich ausschalten. Er drang auf mich ein.
Ich hatte den Griff meines Schwertes mit beiden Händen umklammert, mein Gegner hielt es mit einer Hand, und es sah spielerisch aus. Der Untote hatte Kraft.
»Komm doch, Sinclair!« höhnte er. »Komm nur. Mich wirst du nicht erledigen.«
Während er die Worte sprach, schritt er auf mich zu und führte einen blitzschnellen Hieb. Ich hatte für einen Moment nicht aufgepasst und mich zu sehr auf seine Worte konzentriert. Das rächte sich jetzt.
Sein Schwert krachte ungeheuer wuchtig gegen meine Klinge. Der Arm wurde mir nach links gerissen. Ich hatte Mühe, das Gleichgewicht zu behalten und nicht von der Mauer zu stürzen.
Der Ritter lachte. »Das war erst der Anfang«, versprach er mir. »Gib acht, wie es weitergeht!«
Wieder schlug er zu. Kräftig und ungeheuer schnell. Diesmal fuhr die Klinge von oben nach unten. Sie hätte mich gespalten, doch ich sprang blitzschnell zurück, und das Schwert verfehlte mich. Sofort setzte Rufus nach. Er stach zu.
Ich drehte mich zur Seite. Seine Klinge wischte dicht an meiner Hüfte vorbei, während ich mit meinem Schwert konterte, jedoch nur einen schwachen Treffer landete, der ihm nichts anhaben konnte. Es ging weiter.
Der Ritter kam langsam in Form. Ich wurde immer mehr in die Defensive gedrängt. Er ließ mir auch keine Zeit, nach meinem Kreuz zu greifen. Ich musste mich voll darauf konzentrieren, seine Attacken abzuwehren. Unsere Waffen klirrten gegeneinander. Die hellen Geräusche hallten über den Burghof, bis hin zu Myxin, der mit gespanntem Blick den mörderischen Kampf auf Leben und Tod beobachtete.
Hin und her wogte die Schlacht. Manchmal konnte ich etwas Boden gutmachen, doch im Endeffekt trieb mich Rufus immer weiter zurück.
Auch musste ich achtgeben, nicht von der Mauer zu fallen, denn das hätte mein Ende bedeutet.
Der Ritter kämpfte weiter. Er lachte dabei und hieb wild um sich. Obwohl ich das Schwert mit beiden Händen hielt, fiel es mir immer schwerer es oben zu halten und seine Schläge abzuwehren. Langsam erlahmten meine Kräfte. Angst stieg in mir hoch.
Noch immer standen wir auf der Mauer und kämpften.
Der Wind heulte um meine Ohren, er griff mit tausend Fingern in meine Haare und zerzauste sie.
Dieser Kampf war so richtig nach dem Geschmack des Ritters. Er fühlte sich zurückversetzt in seine ruhmvolle Vergangenheit, in der er die großen Kämpfe bestanden hatte.
Er hielt sein Schwert jetzt ebenfalls mit beiden Händen fest und holte abermals zu einem mörderischen Hieb aus. Er legte all seine Kraft hinein und sengte die Klinge schräg auf mich zu.
Mein Atem ging keuchend. Ich hatte Mühe, mich zu
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