0125 - Retter des Imperiums
Zeit flogen wir mit mäßiger Fahrt auf Arkon III zu. Ein Leichter Kreuzer begleitete uns. Ich erhielt zum ersten Male Gelegenheit, mit einem längst Verstorbenen zu sprechen. Der Kommandant, es war ein Kapitän Vierter Klasse, behandelte mich, den falschen Tresta, sehr respektvoll. Anscheinend wußte man schon von meinem Erfolg im Nebelsektor.
Da ich auf der Rangliste um zwei Stufen höher stand und außerdem ein längeres Dienstalter aufzuweisen hatte, wurde ich von dem jungen Mann mit „Erhabener" angesprochen.
In der alten Flotte des Arkonidenreiches waren solche Dinge wichtig gewesen. Die Rangliste war von niemand ignoriert worden.
Ich bat über Funk um die Zuweisung eines Landeplatzes nahe den Zentralwerften. Wir wußten, daß der Robotregent zu jener Zeit in unmittelbarer Nähe erbaut worden war.
Mein Ersuchen wurde auf dem vorgeschriebenen Dienstweg weitergegeben. Mir stand es nach den Vorschriften nicht zu, in Gegenwart eines Wachschiffskommandanten die Hafenzentrale persönlich anzurufen.
Als ich auf die Bestätigung wartete, meinte Rhodan spöttisch lächelnd: „Es lebe die Bürokratie. Euer Papierkrieg dürfte beachtlich gewesen sein."
Ich zuckte mit den Schultern. Wo gab es keine Bürokratie?
Sobald intelligente Wesen wahrhaftig zu denken begannen, verschanzten sie sich erst einmal hinter Formularen und Vorschriften, die zumeist von solchen Leuten erlassen wurden, die von der Praxis keine Ahnung hatten.
Ich konnte mich gut an die Blütezeit des Imperiums erinnern.
Obwohl ich der Kristallprinz des Reiches und Oberbefehlshaber einer Spezialflotte gewesen war, hatte ich fünf Unterschriften leisten müssen, bis man mir auf einem Kolonialplaneten die Frischwasserübernahme genehmigt hatte.
Ein ähnlicher Fall spielte sich jetzt ab. Der Kreuzerkommandant teilte mir mit, die Anfrage an die Hafen Verwaltung sei gebilligt worden. Also hatte ich dort anzurufen und die gleiche Bitte auszusprechen.
Der Hafenkommandant verwies mich an den Werftoffizier, der sich wieder beim Zentralkommando erkundigen mußte, ob die Landung genehmigt sei. Als wir bereits mit dröhnenden Triebwerken in die Atmosphäre vorstießen, wurde mir endlich von einem jungen Leutnant mitgeteilt, wir sollten auf Piste KP-176 niedergehen.
„Großer Jupiter!" rief Major Heintz aus. „Ich will alles vergessen, was ich jemals gegen die terranische Dienstordnung gesagt habe."
Ich blickte ihn wütend an. An Bord der SOTALA begannen siebenhundertfünfzig Männer zu grinsen. Die Terraner besaßen einen seltsamen Humor. Er trat meistens dann zutage, wenn andere Intelligenzen vor Nervosität zu weinen begannen. Vielleicht war das das Großartige an diesem jungen galaktischen Volk.
Ich schalte auf die Bildschirme der Außenerfassung. Der Kommandant des Begleitkreuzers meldete sich bei mir ab. Als ich es genehmigt hatte, mußte er dem Oberbefehlshaber der bodengebundenen Abwehrfestungen mitteilen, ich sei mit seinem Durchstarten einverstanden. Erst dann durfte er mit dem Kugelschiff in den Raum vorstoßen.
Ich ahnte in diesem Augenblick nicht, daß die zermürbende Bürokratie der arkonidischen Beamten den Terranern half, die vor uns liegende Aufgabe mit dem Interesse von Hochleistungssportlern anzusehen. Diese Männer amüsierten sich über mich und die kleinlichen Seelen in den Ämtern.
Wir überflogen die Titanenanlagen des Kriegsplaneten. Die Fernsteuerzentrale fing uns ein und lenkte uns in den vorgeschriebenen Flugkorridor.
Mein energischer Protest führte zu einem „milden Verweis" durch den Platzkommandanten. Der Beamtenoffizier gab mir zu verstehen, mein Triebwerksschaden „sei eine Bagatelle". Darauf entgegnete ich wütend, dies zu entscheiden sollte er gefälligst einem aktiven Soldaten überlassen, der sich an Bord des havarierten Schiffes befände.
Rhodan besaß Galgenhumor genug, trotz der gefährlichen Situation Tränen zu lachen. Er schien das Unternehmen plötzlich sehr unterhaltsam zu finden.
In den einzelnen Abteilungen der SOTALA erfolgten die letzten Testbefragungen. Die Besatzung des echten Schweren Kreuzers war uns namentlich bekannt. Helden waren in der arkonidischen Geschichte schon immer aktenmäßig erfaßt worden.
Das Hypnotraining bewährte sich. Jeder wußte, wie er angeblich hieß, woher er stammte und wie sein Lebensweg gewesen war. In diesem Falle hatte uns die Pedanterie der Flottenverwaltung einen Dienst erwiesen. Es konnte keine Pannen geben, es sei denn, wir begegneten Arkoniden, die den
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