Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0125 - Wir stutzten ihm die Krallen

0125 - Wir stutzten ihm die Krallen

Titel: 0125 - Wir stutzten ihm die Krallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir stutzten ihm die Krallen
Vom Netzwerk:
und einen kläffenden Hund darauf.
    »Na?«, fragte er, ohne von seinem Werk aufzusehen. »Was liegt jetzt an?«
    »Der Chef hat gesagt, wir sollen noch mal mit zu dir. Du müsstest noch Klamotten holen!«
    »Ach ja, ich wollte meine Werkstatt nach hier verlagern. Gut, gehen wir!«
    »Moment! Was hast du aufgeschrieben? Zeig her!«
    Grinsend zeigte ihnen Johnny das Schaf mit dem Hund auf der Rechnung.
    »Ein Hund, wer solche Rechnungen schreibt, ein Schaf, wer sie bezahlt! -Großartig!«, grölte der eine Gangster. »Kannst ja tatsächlich was, Goldjunge! Na, komm jetzt! Es ist schon spät, und wir möchten auch noch ins Bett kommen!«
    Zufrieden schob Johnny die zusammengeknüllte Rechnung in die Hosentasche. Brieftasche und Füllhalter kamen wieder an ihren richtigen Platz zurück. Man band ihm abermals eine schwarze Binde vor die Augen und führte ihn hinaus zum Wagen. Er musste einsteigen, ohne was sehen zu können. Auch der erste Teil der Fahrt mit verwirrend vielen, scharf genommenen Kurven ging vorüber, ohne dass man ihm die Binde abgenommen hätte.
    Erst als sie längst in der Fifth Avenue waren, durfte er wieder sehen. Schade, dachte Johnny, sie hätten mich wirklich schreiben lassen sollen. Ich wollte Cotton doch einen Hinweis zukommen lassen. Ich hätte einfach draufgeschrieben: »Bitte sofort zum FBI bringen!« Wenn ich den Zettel beim Aussteigen verloren hätte, wären die Chancen gar nicht so übel gewesen. In unserer armen Gegend wird jedes Blatt Papier auf der Straße aufgehoben, schon weil jeder hofft, es könnte etwas enorm Wertvolles sein.
    Damit war es nun natürlich vorbei. Solange die beiden Gangster bei ihm waren, konnte er nicht daran denken, weiterzuschreiben. Das wäre ihnen vielleicht aufgefallen, und in dem Fall hätte er sein Leben riskiert, wenn sie den Zettel lasen. Jetzt konnte er nur noch versuchen, den Zettel unauffällig in seiner Wohnung zurückzulassen. Hoffentlich merkten sie es nicht…
    »Du musst doch ein seltenes Exemplar sein, dass sich der Boss so viel Mühe mit dir gibt«, murmelte einer der beiden Gangster plötzlich und riss Johnny aus seinen Gedanken.
    »Komm, wir sind da!«, sagten die beiden Gangster auf einmal.
    Johnny sah auf und stellte fest, dass der Wagen tatsächlich schon vor dem Haus hielt. Er wollte schon aussteigen, da sagte einer seiner Begleiter: »No, ich stelle den Wagen lieber auf dem Hof ab. Vorn an der Straße ist es immer ein bisschen gefährlich. Ein Cop könnte kommen und unser Parken für nicht zulässig halten. Bei den Kerlen weiß man doch nie Bescheid, was man nun eigentlich darf und was nicht. Gibt es hier keinen Hof bei diesem verdammten Bau?«
    »Doch«, erwiderte Johnny arglos. »Dort die Einfahrt.«
    Die Gangster benutzten den gezeigten Eingang zum Hof. Von hinten her betrat man das Gebäude. Johnny hoffte inbrünstig, irgendein Hausbewohner möchte ihnen begegnen, sodass er vielleicht Gelegenheit gefunden hätte, den Zettel loszuwerden, aber seine Hoffnung erfüllte sich nicht.
    Ohne dass ihnen jemand begegnet wäre, kamen sie in Johnnys Zimmer. Als sie das Licht einschalteten, fiel dem jungen Maler wieder die halb geleerte Whiskyflasche ins Auge. Und da entstand auf einmal ein kluger Plan in seinem Gehirn.
    »Trinkt den Whisky inzwischen, während ich meine Sachen zusammensuche«, sagte er zu den beiden Gangstern. »Hier sind zwei Gläser.«
    Die beiden nickten erfreut und ließen sich auf der alten Couch nieder, »Du bist eigentlich ein ganz netter Kerl«, sagte der eine, während er sich das Wasserglas bis zum Rand vollkippte.
    Johnny nickte nur. Er entfaltete eine eifrige Tätigkeit. Er suchte Blocks, Stifte und allerlei Malutensilien zusammen. Zunächst legte er alles, was er mitzunehmen gedachte, auf einen kleinen Tisch neben der Tür. Inzwischen redete er den Gangstern zu, doch die ganze Flasche auszutrinken. Wer weiß, wann er wieder hierherkäme, und bis dahin hätten seine Kollegen im Haus sicher längst den Whisky entdeckt. Da wäre es ebenso gut, wenn das köstliche Getränk gleich jetzt konsumiert würde.
    Die beiden Gangster ließen es sich nicht zweimal sagen. Sie prosteten sich und Johnny zu. Es dauerte gar nicht lange, da war bei einem schon die erste Wirkung des reichlich genossenen Alkohols festzustellen. Er sprach lauter, und sein Gesicht hatte sich gerötet.
    Inzwischen hatte Johnny hinter einem Wandschirm, wo sich seine Modelle umzuziehen pflegten, die Zigarettenpackung so auffällig hingelegt, dass sie jedem ins

Weitere Kostenlose Bücher