0132 - Der Todesnebel
Männer und Frauen von Grynexxa waren froh, ihre beiden Helden gesund wiederzusehen.
Billy Hook war an Deck gegangen und winkte den Leuten schon von weitem zu. Diese Begrüßung wurde erwidert. Die Leute waren jetzt schon auf die Berichte gespannt.
Das Schiff näherte sich der Mole. Billy hielt bereits die Taue in den Händen. Er schleuderte sie rüber, dort wurden sie aufgefangen und um die dicken Poller gewickelt.
Zweimal geschah dies. Dann lag das Boot fest.
Billy sprang als erster von Bord. Er wurde mit zahlreichen Fragen bestürmt, doch er wartete ab, bis sein Freund auch das Schiff verlassen hatte.
Sie standen nebeneinander und schauten die Leute an. Der Bürgermeister hob die Hand.
»Also, Freunde, wir haben gesehen, daß ihr in die Nebelwolke gefahren und auch wieder herausgekommen seid. Wie ist es euch dort ergangen?«
»Gut.« Gard Layton lachte.
»Keine unheimlichen Dinge?« fragte der Bürgermeister.
»Doch, der Nebel«, antwortete Billy Hook.
Die Leute lachten über den Scherz. Einer fragte: »Er ist also völlig normal, dieser Nebel?«
»Ja.«
»Und warum wandert er nicht weiter?« wurde Layton gefragt.
»Er wandert doch.«
»Wieso?«
»Auf die Küste zu.«
Nach Laytons Antwort war es einen Moment still. Die Menschen schauten aufs Meer hinaus, sahen die Wolke, und manch einem rann ein Schauer über den Rücken. Auf der See lag der Nebel gut, da war es gar nicht so schlimm, aber an Land wollten sie ihn doch nicht haben.
»Da ist euch nichts geschehen?« erkundigte sich der Bürgermeister noch einmal. Ihm paßte es auch nicht, daß der verdammte Nebel auf Grynexxa zuwallte.
»Er ist auf jeden Fall nicht weiter gefährlich«, erklärten die beiden Zurückgekehrten noch einmal. »Ich meine, jeder von euch kann es ja versuchen.«
Die Menschen lachten unecht. Keiner traute sich jedoch, in den Nebel hineinzufahren.
Eine Frage wurde noch gestellt. »Wenn der Nebel mit dieser Geschwindigkeit weiterwandert, wann wird er dann wohl das Ufer erreicht haben?«
Ratlosigkeit auf den Gesichtern der Menschen. Auch Hook zuckte mit den Schultern.
Nur Layton meinte, und seine Stimme besaß dabei einen seltsamen Unterton: »Bestimmt am heutigen Abend. Vielleicht sogar noch vor dem Dunkelwerden.«
Die Versammelten sahen sich an. Vielen war es gar nicht recht, doch sie mußten den Tatsachen ins Auge schauen.
»Jetzt habe ich Durst«, sagte Layton und lachte. »Während wir durch den Nebel fuhren, habe ich immer von einem kernigen Whisky und einem Krug Bier geträumt.«
»Den habt ihr euch verdient!« rief der Bürgermeister, und es gab keinen, der nicht seiner Meinung war.
Sie machten sich auf den Weg zum Dorfgasthaus. Nur Billy Hook wollte nicht mit.
»Warum?« fragte Layton.
»Ich habe Harriet versprochen, sofort nach Beendigung der Fahrt zu ihr zu kommen.«
Layton schaute seinen Freund seltsam an. Plötzlich schien die Welt um sie herum vergessen zu sein. Zwischen ihren Blicken entstand eine stumme Brücke, ein Einverständnis, keiner brauchte ein Wort zu sagen.
Plötzlich tauchte der alte Zybbak auf. »Na, ihr beiden großen Helden?« sagte er.
Sie schauten ihn an.
Der Alte krauste die Stirn. »Wie ich sehe, habt ihr alles überstanden.«
»Ja, Alter«, grinste Layton. »Es ist alles klar.«
»Freut mich für euch.« Prüfend wanderten seine Blicke über die Gesichter der Männer. »Ihr habt euch also nicht verändert?«
»Nein!« fauchte Layton. »Was soll das?«
»Eure Augen, Freunde. Eure Augen sind anders. Es ist doch etwas passiert, mich könnt ihr nicht täuschen.« Und leise fügte er hinzu. »Diesen Nebel hat der Teufel geschickt. Ich bleibe dabei!«
Bevor Billy oder Gard etwas sagen konnten, machte der Alte kehrt und schlug den Weg zur Kirche ein, wo der Pfarrer vor der Tür stand und ebenfalls zum Hafen schaute.
Hook und Layton trennten sich. Sie nahmen verschiedene Wege.
Das hatte seinen Grund. Keiner von ihnen wollte zu nahe an der Kirche vorbeikommen. Irgend etwas störte sie dort.
Während Gard Layton in einer Gruppe von Männern das größte Wirtshaus ansteuerte, ging Hook nach Hause. Er hatte seine Hände tief in den Hosentaschen vergraben, der stechende Blick war vor ihm zu Boden gerichtet, kein Lächeln spielte um seine Lippen, und die Augen wirkten tatsächlich anders.
Kalt, gnadenlos…
Harriet erwartete ihn schon. Sie war ein etwas spröder Typ, hatte rotblondes Haar und eine blasse Gesichtsfarbe. Trotz ihrer 23 Jahre sah sie älter aus. Das Leben hier
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