0132 - Wir und der Raketenprofessor
Mund.
»Bist du endlich da?«, fragte er ironisch.
»Oh, Darling!«
Ich wartete das Ende der jetzt folgenden Umarmung nicht ab. Ich verließ das zärtliche Ehepaar fluchtartig. Ich hörte nur noch die Haustür klappern und machte, dass ich weiterkam.
Was Shirley mir wohl hatte sagen wollen?
Das rote No…
Sie hatte das Wort nicht vollenden können. Das rote No…tizbuch!
Das und nichts anderes konnte sie gemeint haben. Aber dieses Buch hatte ich selbst in den Händen gehalten und mich davon überzeugt, dass es leer war.
Am Morgen wollte ich es mir jedenfalls noch einmal ansehen. Man kann auf die Redereien eines betrunkenen Mannes nicht viel geben - und auf die einer Frau in diesem Zustand schon gar nichts.
Es war halb zehn, als ich ins ›Aurora‹ kam und mein altes Zimmer wieder bezog. Ich verdrückte ein verspätetes Abendessen und ging schlafen, nachdem ich meinen Bericht geschrieben und einen Boy mit ihm zur Post geschickt hatte.
***
Das war Phils Bericht. Er hatte sich also mindestens genauso gut amüsiert wie ich.
Kaum war ich mit der Lektüre fertig, als der Fernsprecher rasselte. Es kam ein Gespräch aus Washington und zwar meldete sich Phil.
»Hast du meinen Schrieb bekommen?«
»Soeben und schon gelesen.«
»Es ist etwas Merkwürdiges passiert«, sagte er. »Am frühen Morgen wurde ich angerufen. Es war Enid Burns und sie war in größter Aufregung. Über Nacht war bei ihr eingebrochen worden und diesmal wurde der Kerl nicht erwischt. Er muss einen Hausschlüssel gehabt und genau Bescheid gewusst haben. Sie merkte es nur daran, dass die Hauptsicherung herausgedreht war und der Schlüssel zu dem bewussten Safe nicht mehr in der Vase, sondern daneben auf dem Schränkchen lag.«
»Aber der Safe war doch leer!«
»Leer, bis auf das kleine rote Notizbuch, in dem aber nichts stand - und dieses Notizbuch ist verschwunden.«
»Bist du dessen sicher? Hat der Einbrecher sonst nichts mitgenommen?«
»Nein, nichts. Nur das Notizbuch fehlt. Enid Burns weiß sicher, dass es gestern noch da war.«
»Merkwürdig, sehr merkwürdig«, sagte ich. »Das ist ein komisches Zusammentreffen. Gestern hat deine Freundin Shirley dir offenbar etwas darüber sagen wollen, und heute ist es weg.«
»Shirley Gates kannst du ausschalten. Die war viel zu blau.«
»Und ihr Mann?«
»Unmöglich. Im Übrigen hatte er bestimmt genug damit zu tim, sich mit seinem Eheweib zu versöhnen. Der war es nicht.«
»Aber wer dann? Und dann noch ein leeres Buch?«
»Bist du so ganz sicher, dass nichts darin stand. Hast du noch niemals etwas von farbloser Tinte gehört?«, fragte Phil zweifelnd.
»Das ist Unsinn«, sagte ich. »So etwas liest man nur in Romanen. Farblose Tinte ist nicht mehr gefragt. Jedes Kind weiß heutzutage, wie man sie lesbar machen kann. Professor Burns war nicht der Mann, der ein solches Mittel benützen würde. Das Rätsel muss eine andere Lösung haben.«
»Und welche?«
»Ich werde mir Mühe geben, es herauszubekommen. Vielleicht frage ich morgen Abend Dolly. Ich treffe sie im ›Moros‹. Ich habe so das Gefühl, dass sie mehr weiß, als sie sagt.«
»Aber sie hat, als sie ihre Briefe holte, das Notizbuch liegen lassen. Wie ist das eigentlich mit ihrem Schlüssel zu Burns Haus? Hast du ihn ihr weggenommen?«
»Verdammt, nein! Ich fragte sie danach und da sprach sie von etwas anderem und ich vergaß es später.«
»Dann frage morgen Abend, wo sie das Buch hat.«
»Das werde ich, bei Gott. Nur begreife ich nicht, warum sie es gestohlen haben sollte.«
»Sie wird dir das bestimmt sagen, wenn du nett bist und genügend Cocktails auffahren lässt. Inzwischen schnüffele ich hier noch etwas herum.«
»Dann viel Vergnügen.«
***
Am nächsten Tag kam ein kurzer Bericht von Phil. Er war im ›Gouverneurs Club‹ gewesen, ohne etwas anderes als die üblichen Gerüchte zu vernehmen.
Er hatte aber die Nummer des Pontiac, der ihm auf Schritt und Tritt auf den Fersen blieb, festgestellt und bei der Verkehrspolizei nachgefragt. Der Wagen gehörte Theodor Kitchel, demselben Kitchel, den auch Menendez mir genannt hatte. Phil war der Ansicht, seine Verfolger hätten keinerlei böse Absichten, sondern wollten nur wissen, was er tue und mit wem er Kontakt aufnehme. Das war kein Geheimnis, umso weniger als eine ganze Anzahl von Leuten sich um seine Freundschaft bemühte. Unter den zehn Namen, die er mir gab, waren auch die der beiden anderen Konkurrenten des Mr. Menendez, die ich schon von diesem erfahren
Weitere Kostenlose Bücher