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0133 - Der Mumienfürst

0133 - Der Mumienfürst

Titel: 0133 - Der Mumienfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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helfen!«
    »Woher willst du das wissen, Nicole?« hörte sich Zamorra sagen.
    »Topa Inka hat es mir gesagt! Er ist sehr wütend auf dich!«
    Zamorra lachte.
    »So? Ist er das? Warum? Weil es mir gelungen ist, ihm eine Schlappe beizubringen? Hab’ ich das jetzt nicht erneut, Nicole? Ich habe den Tempel gefunden, bin sogar in ihm! Und niemand hat mich daran hindern können, ihn zu finden! Ich werde dich aus Topa Inkas Gewalt befreien!«
    Nicole Duval stand auf. Sie trug ein langes, weißes, durchsichtiges Gewand, dessen Stoff sich an ihren nackten Körper schmiegte.
    »Geh, mon amour«, sagte sie fast flehend. »Ich kann nicht mit dir kommen! Ich bin Inti geweiht! Topa Inka hat es dir doch gesagt! Er hört sicher alles, was wir sagen! Ich…«
    Zamorra unterbrach sie.
    »Er hört nichts, Nicole! Weil ich es nicht will. Er wird nicht mal wissen, daß ich hier bin, daß ich den Tempel gefunden habe.«
    Schon wollte sie etwas erwidern, da standen plötzlich zwei der Mumien zwischen ihr und Zamorra.
    Ihre zerstörten, furchterregenden Gesichter starrten ihn an. Zamorra, der von draußen alles verfolgte, sah, wie sein Doppelgänger das silberne Amulett aus dem Hemdausschnitt zog und es den beiden Mumien entgegenhielt.
    Etwas Seltsames und Erschreckendes zugleich geschah.
    Vom Amulett ausgehend zuckten Blitze durch den Felsenraum. Das Amulett wurde rotglühend, aber Zamorra spürte nichts. Fasziniert blickte er auf das, was vor seinem geistigen Auge abrollte wie ein Film.
    Die Mumien rissen die vertrockneten Arme hoch, wollten die Gesichter abschirmen, aber das nützte nichts.
    Was bei Pachachuti nicht gewirkt hatte, führte hier zum Erfolg. Deutlich war zu sehen, wie sich die Hände aufzulösen begannen, wie die lederartigen Hautreste abbröckelten, die gelblichen Knochen zerfielen.
    Der Verfallprozeß dauerte nur wenige Sekunden. Die Blitzkaskaden des Amuletts erreichten den Hals der Mumien, zerstörten das, was noch davon übrig war. Der mumifizierte Kopf löste sich vom Rumpf, fiel zu Boden, zerplatzte. Erst der eine, gleich darauf der andere.
    Der Körper folgte. Pausenlos rasten die bläulichen Blitze auf die Mumien zu, zerstörten sie, ließen sie zu Asche werden. Alles geschah in absoluter Lautlosigkeit.
    Nicole Duval starrte mit beinahe fassungslos zu nennendem Blick auf die Überreste. Dann wechselte der Ausdruck ihres Gesichts, machte bodenloser Furcht Platz.
    »Was… was hast du getan?« flüsterte sie. »Topa Inka wird dich dafür grausam bestrafen!«
    Kaum hatte sie ausgesprochen, als donnerartiges Grollen durch den Berg zog. Zamorra sah sich lachen, hörte sich sagen:
    »Mit solchen Mätzchen kann mich niemand erschrecken, Nicole. Weder Topa Inka noch Pachachuti!«
    Und als Nicole nichts darauf erwiderte, fügte er hinzu: »Na, wo sind die beiden mächtigen Mumienfürsten?«
    Das Grollen ebbte ab. Dafür kroch eine der Schlangen durch die Felswand, schlängelte sich auf Zamorra zu.
    Die Augen im Jaguarkopf glühten, die Schnurrbarthaare waren gesträubt, das Maul weit aufgerissen, die Zunge hing weit hinaus, übler, nach Fäulnis stinkender Atem schlug Zamorra entgegen.
    Der astrale Doppelgänger benutzte das gleiche Gerät wie Zamorra selber. Fast wäre es nicht geglückt, denn der Jaguarkopf zuckte so blitzartig vor, daß er es gerade noch schaffte, das Gerät einzuschalten und die Hand vorzustoßen, über die er sich eilig den Handschuh - schneller als es Zamorra selber möglich gewesen wäre - übergestreift hatte.
    Kaum hatte die Schlange den hochgespannten Strom zu spüren bekommen, verendete sie. Aber noch etwas geschah: Nicole Duval war plötzlich nicht mehr da. Es war, als hätte sie sich in Luft aufgelöst.
    Im gleichen Augenblick wurde auch die astrale Projektion beendet. Abrupt und ohne Zamorras Willen.
    Statt innerhalb der Tempelregion befand sich der astrale Körper schwebend über den Bergen. Zamorra sah auch wieder die silberne Kordel, die sich hoch hinaufwand und sich an seinen Astralleib ankoppelte.
    Sekunden später fielen seine Hände von den Schläfen ab, seine Augen öffneten sich, und es dauerte mehrere Minuten, bis sich die Spannung in ihm gelöst hatte.
    Schließlich stand er auf, ging nervös und grübelnd auf und ab.
    Es war nicht befriedigend, was er erlebt hatte. Trotzdem war die Bilokation nicht vergeblich gewesen. Er hatte erfahren, daß Topa Inka nicht die Macht besaß, die er ihm vorgegaukelt hatte. Der Mumienfürst war nicht unangreifbar, sehr wahrscheinlich auch nicht

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