0143 - Die Schöne aus dem Totenreich
Verkaufsraum, und meine Kugel traf. Genau dort, wo zwischen der Lederkleidung die helle Haut schimmerte.
Der Todesengel fiel wie vom Blitz gefällt nach unten. Er krachte genau in das Karree mit den Ginflaschen und riß es um. Ein Höllenspektakel war die Folge. Die Flaschen zerplatzten. Gin ergoß sich über den Boden, Scherben sprangen durch den Raum, und ich rollte mich zur Seite, um nicht von den Splittern getroffen zu werden. Der Todesengel war auf dem Karree liegengeblieben. Die Pfeile rutschten aus dem Köcher, und ich konnte sehen, wie der weibliche Dämon verging.
Der Rücken platzte auf, Qualm, grünlichgelb und stinkend, drang daraus hervor, während ich auf die Beine kam und mich bereits nach einem neuen Gegner umschaute.
Dabei überlegte ich natürlich, was mich gerettet haben konnte, denn normalerweise hätte ich keine Chance gehabt.
Und ich fand die Lösung.
Der Pfeil war zwar auf meine Brust gezielt gewesen, hatte aber das Kreuz getroffen.
Das genau hatte mich vor dem Tode bewahrt!
Diesmal nicht durch Anwendung einer magischen Kraft, sondern weil es einfach vorhanden gewesen war.
Klar, daß ich erst einmal tief durchatmete. Denn das war wirklich Rettung in allerletzter Sekunde gewesen.
Doch wie viele Gegner hatte ich noch.
Ich bereitete mich auf einen weiteren Kampf vor, sah aber, daß ich nicht einzugreifen brauchte.
Ein anderer kämpfte bereits.
Myxin, der Magier!
***
Nachdem Myxin durch meinen schnellen Schuß einem sicheren Tod entgangen war, wollte auch er in die Auseinandersetzung eingreifen. Und er hatte einen Plan.
Wie eine Schlange, so eng am Boden gepreßt, robbte der Magier den Weg zurück. Er wollte zu Kara und dem sterbenden Haro.
Das Mädchen hatte den Kopf ihres schwerverletzten Geliebten in ihren Schoß gebettet, kniete selbst hinter ihm und schaute in das Gesicht des Mannes. Den Pfeil hatte sie aus dem Körper gezogen.
Er lag daneben, ebenso wie das Schwert mit der goldenen Klinge.
Sie schluchzte und nahm den kleinen Magier gar nicht wahr, als er sich ihr näherte.
Myxin wollte sie erst ansprechen, sagte aber nichts, weil er den Augenblick der großen Trauer und des Schmerzes nicht stören wollte, denn er sah sofort, daß Haro nicht mehr zu helfen war. Das Leben verließ seinen Körper. Mit jeder Sekunde wurde es weniger.
Myxin sah Tränen auf den Wangen des schönen Mädchens. Wie gläserne Perlen rannen sie herab. Kara schluckte, sie flüsterte immer wieder den Namen ihres Geliebten, während sie in das bleiche Gesicht schaute.
Myxin wußte, daß Kara wohl nicht in den Kampf mit eingreifen würde, deshalb nahm er die Gelegenheit wahr und griff nach dem Schwert mit der goldenen Klinge.
Er hob es auf und wunderte sich, wie leicht es war. Es mußte aus einem besonderen Material geschmiedet worden sein. Einem Material, das es auf der Erde nicht gab.
Kara sagte nichts, als der kleine Magier das Schwert an sich nahm. Vielleicht hatte sie es auch gar nicht gesehen, aber Myxin fühlte sich plötzlich sicherer. Das Schwert gab ihm Kraft, und er wollte kämpfen.
Er stand auf.
Mit dem Schwert in der rechten Hand zog er sich langsam zurück. Dabei glitten seine Blicke suchend durch den Raum, er mußte diese verdammten Todesengel finden und sie töten, das war er sich und seinen Freunden schuldig.
Noch sah er nichts.
Dann aber hörte er den Schuß.
Myxin drehte den Kopf nach links. Von dort war der Schuß aufgeklungen, und der Magier sah, wie die Kugel einen Todesengel von der Decke holte, wo er gelauert hatte. Schwer fiel er in das Regal hinein und riß es um.
Deutlich vernahm der kleine Magier das Splittern von Glas. Er roch auch den scharfen Schnaps, dann konnte er sich nicht mehr um diese Sache kümmern, denn die beiden restlichen Todesengel waren durch den Tod ihrer Artgenossin aufgeschreckt worden und wollten es nun wissen.
Sie breiteten ihre Schwingen aus und stiegen ebenfalls vom Boden hoch. Sie sahen schaurig aus, wie sie unter der Decke schwebten und ihre Waffen klarmachten.
Sie wollten töten!
Beide legten die Pfeile auf die Sehnen, in ihren Gesichtern war ihr Plan zu lesen. Jeder Todesengel trug auch in seinem Gürtel noch ein kurzes Schwert.
Aber Myxin war auch bewaffnet. Er hatte das Schwert mit der goldenen Klinge, Karas Waffe, die sie von ihrem Vater bekommen hatte. Und damit griff der kleine Magier an.
Mit einem Sprung stand er auf einer Verkaufstheke. Sie war abgedeckt, denn es befanden sich leicht verderbliche Waren in ihrem Innern. Jetzt
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