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015 - Die Heiler

015 - Die Heiler

Titel: 015 - Die Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Opfer ihrer eigenen Paranoia geworden.
    Die Luke, durch die der Korblift nach unten befördert wurde, war Matts nächstes Ziel gewesen. In der Dämmerung konnte er jedoch selbst mit dem Feldstecher nicht erkennen, wie genau sie angebracht war und ob es eine Möglichkeit gab, sie von außen zu bedienen.
    Und selbst wenn, wie hätte er sie erreichen sollen? Die Heiler hatten das Seil, an dem die Tragbahre hing, längst wieder nach oben gezogen, und einen anderen Zugang gab es nicht.
    Das war der Moment, in dem Matts Blick auf den Frekkeuscher fiel. Jemand hatte das Tier an einen Baum gebunden, neben dem es jetzt friedlich grasend stand.
    Die Idee, die ihm dabei durch den Kopf schoss, war so hirnrissig, dass er sie am liebsten gleich wieder verdrängt hätte. Aber wie es aussah, war sie seine einzige Chance…
    »Ich muss den Verstand verloren haben«, murmelte er zu sich selbst, als ihm klar wurde, was er da eigentlich plante.
    Er sah hinauf zu den Kugeln und schätzte die Entfernung zwischen ihnen ab.
    Dann ging er zu seinem Reitinsekt. An dem langen Doppelsattel, der auf dessen Rücken geschnallt war, hingen mehrere lederne Satteltaschen.
    Er kramte ein Seil hervor, warf es sich über die Schulter und löste die Taschen. Wenn sein Plan gelingen wollte, durfte der Frekkeuscher nicht durch zu viel Gewicht belastet sein. . Vorsichtig ballte Matt seine verletzte Hand zur Faust. Er verzog das Gesicht, als er einen scharfen Schmerz spürte, war aber gleichzeitig erleichtert, sie überhaupt wieder bewegen zu können.
    Er band den Frekkeuscher los und schwang sich in den Sattel. Beruhigend klopfte er dem Tier auf den Nacken.
    »Du und ich«, sagte er leise, »werden jetzt etwas sehr Dummes tun.«
    Er ließ das Rieseninsekt ein paar Schritte rückwärts gehen. Das Atomium ragte dunkel vor ihm auf.
    Matt zögerte einen Moment, dann nahm er allen Mut zusammen und stieß dem Frekkeuscher die Fersen zwischen die Chitinplatten.
    Das Tier machte einen Satz nach vorn - und blieb stehen. Matt fluchte. Entweder verstand der Frekkeuscher nicht, was er von ihm wollte, oder er hatte Angst.
    »Na mach schon«, knurrte er. Jetzt, wo er seine Entscheidung getroffen hatte, wollte er seinen Plan so schnell wie möglich durchziehen. Bevor ihn der Mut verließ.
    Er führte den Frekkeuscher zurück zum Ausgangspunkt und trat erneut zu. Einige zögerliche Schritte waren das Ergebnis.
    Das kann doch nicht wahr sein, dachte Matt entnervt.
    In einem letzten Versuch zog er die Zügel des Tiers an, trat wiederholt zu. Der Frekkeuscher duckte sich unter den 'widersprüchlichen Befehlen, wollte losgehen, stoppte dann und fiepte schrill.
    Er wurde wütend.
    In Gedanken entschuldigte sich Matt bei allen Tierschützern seiner Zeit, aber er sah keine andere Möglichkeit, den Frekkeuscher zu dem zu bringen, was er wollte. Also setzte er die Prozedur fort.
    Mehrere Minuten lang brachte er das Insekt so zur Weißglut. Und dann passierte endlich das, worauf Matt gehofft hatte. Der Fluchtinstinkt setzte ein.
    Die Sprunggelenke des Frekkeuschers zogen sich zusammen.
    Matt ließ die Zügel los. Das Tier sprang.
    Matthew klammerte sich am Sattel fest, als die Riesenheuschrecke sich abstieß und mit der Schnelligkeit eines startenden Flugzeugs in den Himmel schoss. Er sah die Kugeln des Atomiums auf sich zu rasen.
    Hoffentlich habe ich mich nicht verschätzt,
    dachte er besorgt.
    Wenn ja, war es eh müßig, darüber nachzugrübeln. Der Sprung des Frekkeuschers führte ihn wie geplant genau zwischen den Kugeln des Atomiums hindurch.
    Matt sah eine Kugel rechts unter sich auftauchen.
    Er reagierte instinktiv und ließ sich aus dem Sattel fallen.
    ***
    Frühling des Jahres 53 nach Evrek
    Mühsam stieg Meedecin Shrewjinn die steilen Metallstufen zur Virrum-Kugel hoch. Es war das fünfundfünfzigste Jahr seiner Regentschaft, und der alte Mann bezweifelte, dass er noch ein weiteres erleben würde.
    Sehen würde er es in jedem Fall nicht mehr, denn sein Augenlicht wurde mit jedem Tag schwächer. Mittlerweile tastete er sich blind durch die dunklen Röhren, mit denen die Kugeln verbunden waren. Nur das Licht der Kerze stand wie ein verschwommener gelber Ball vor seinem Gesicht.
    Er hatte das Gefühl, als würde sich sein altersschwacher Körper stückweise von der Welt verabschieden. Zuerst das letzte bisschen Gehör, dann die Augen. Er fragte sich, was wohl als Nächstes kam.
    Und immer noch gab es Probleme, die seine Aufmerksamkeit verlangten. Erst vor einem Mond hatte er

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