0153 - Eine Handvoll Leben
und das Schiff setzte sanft neben den Überresten der OLIRA auf. Die elektronischen Augen der KÖTARK spähten in die neue Umgebung. Nichts rührte sich.
„Unglücksstelle scheint verlassen", meldete Sorgun knapp.
Hefner-Seton schaltete den Schiffsfunk ein. „Niemand verläßt das Schiff ohne meinen ausdrücklichen Befehl", sagte er scharf. „Bei den geringsten Anzeichen einer Befehlsverweigerung erfolgt eine sofortige Erschießung. Ich erwarte von der Mannschaft strengsten Gehorsam."
Er ließ das Mikrophon sinken. Die Männer in dem Kommandoraum wichen seinen Blicken aus.
„Holen Sie unsere Passagiere in den Kommandoraum", befahl er Jassi-Petan.
Geduldig wartete er, bis der Offizier mit den vier Wissenschaftlern zurück war.
Als Trotin eintrat, ging er direkt auf Hefner-Seton zu. „Zunächst einmal muß ich Sie daran erinnern, daß Sie uns bei allen Schwierigkeiten zu Rate ziehen müssen", sagte er verärgert. „Während Sie uns in den Kabinen ließen, wurden hier wichtige Entscheidungen getroffen."
„Hören Sie auf damit", schnitt ihm der Kapitän das Wort ab. „Wir haben uns lediglich vergewissert, ob uns von diesem Schiff Gefahr droht. Noch hat niemand die KÖTARK verlassen. Nun können Sie meinetwegen Ihre Ansichten äußern."
Trotin räusperte sich.
„Ich schlage vor, daß wir vier allein hinausgehen, während Sie die KÖTARK bewachen", sagte er.
Hefner-Seton lachte laut auf. „Bewachen? Vor wem? Ihr Vorschlag ist abgelehnt. Sie benötigen dort draußen Unterstützung. Wir werden drei Männer an Bord der KÖTARK zurücklassen, das genügt völlig."
Trotin schaute Jassi-Petan hilfesuchend an, ohne daß es der Kommandant bemerkte. Jassi-Petan wandte sich ab.
„Ich werde mich draußen einmal umsehen", kündigte Hefner- Seton an. Er wählte drei Männer aus, die ihm folgen sollten. Mit finsteren Gesichtern blickten die anderen hinter der kleinen Gruppe her.
In der Schleuse ließ der Kommandant seine Begleiter anhalten.
„Hofft nicht auf eine Einzelaktion", sagte er ironisch. „Wenn sich Terraner in diesen Wäldern herumtreiben, ist es gefährlich für uns, in kleinen Gruppen zu suchen. Wir werden lediglich die nächste Umgebung der KÖTARK untersuchen."
Er öffnete die Schleuse, und sie traten hinaus.
*
An den Stellen, an denen das Feuer nicht gewütet hatte, waren die Blätter der Bäume feucht. Das Unterholz wuchs so dicht, daß Vouner Mühe hatte, in den Wald einzudringen. Mit dem Schaft des Karabiners teilte er die Büsche vor sich. Aus großen, trichterförmigen Blättern tropfte Regenwasser auf ihn nieder. Ein Schwarm winziger Vögel huschte an ihm vorüber, vielleicht waren es auch Insekten. Lianen wickelten sich um seine Beine, und seine Kleider blieben an klebriger Rinde hängen.
Über ihm, in den Ästen, kauerten Tiere, die wie lebende Kürbisse aussahen. Zornig pfiffen sie zu dem Eindringling herunter. Vouner richtete sich ganz nach der Intensität, mit der ihn die mentale Ausstrahlung des Zellaktivators erreichte.
Bereits nach mehreren Metern, die er hinter sich gebracht hatte, konnte er das Wrack der OLIRA nicht mehr sehen. Der Urwald ließ keine weite Sicht zu.
Ohne zu zögern, bahnte Vouner sich einen Weg. Er dachte nicht daran, daß es schwierig sein könnte, den Aktivator in diesem Dschungel überhaupt zu entdecken. Er war überzeugt, daß es in dieser Beziehung keine Schwierigkeiten geben würde.
Vouner stieß auf eine Lichtung und beschloß, eine Pause einzulegen. Er ließ sich in das Moos niedersinken und hielt den Karabiner schußbereit zwischen den Armen.
Erst jetzt, in diesem Augenblick vollkommener Ruhe, fühlte er seine angespannten Nerven arbeiten. Sein Nervensystem hatte sich völlig verkrampft. Die Aufregungen hatten ihm stark zugesetzt.
Das ruhige Leben, das Vouner bisher geführt hatte, war mit einem Schlag zu Ende gegangen.
Ein Rudel Kürbistiere kletterte von den Bäumen herunter und umringte ihn neugierig. Ihr ständiges Gepfeife regte Vouner auf. Er hob den Karabiner in Schußhöhe.
Bevor er jedoch feuerte, entdeckte er den Sockel.
Mit einem Satz sprang Vouner auf und rannte zu dem Steinsockel.
Der Zellaktivator lag in einer kleinen Mulde. Er war oval geformt und hing an einem Kettchen. Vouner war so erschüttert, daß er wie gelähmt stehenblieb. Sein Herz schlug in dumpfen Tönen. Er konnte nur dastehen und seinen großartigen Fund anstarren. Jetzt, da er sein Ziel erreicht hatte, erschien es ihm unglaublich, daß ausgerechnet er in
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