0154 - Desteros Rache
ihrer Meinung. »Wir sehen uns das Haus, Unsinn, den Platz einmal an.«
»Aber du hast keinen Schlüssel.«
»Mauern waren für mich noch nie ein Hindernis.« Suko hatte die Worte kaum ausgesprochen, als er sich schon daranmachte, das Hindernis zu überklettern.
Ein Sprung, ein Klimmzug, und er befand sich oben. Dort legte er sich flach auf die Krone und ließ einen Arm nach unten baumeln.
Shao faßte seine Hand. Mit einem Ruck zog Suko seine Freundin auf die Mauer. Gemeinsam sprangen sie in den Garten.
Die Erde war knochenhart gefroren. Suko sah, daß Bill die Wege gestreut hatte, trotzdem nahmen die beiden den kürzeren Weg und liefen quer durch das Gelände.
Der Atem dampfte vor ihren Lippen. Eine fahle Morgensonne kroch langsam über den Himmel. Sie sah aus wie ein verwaschener Ball, ihre Strahlen wärmten noch nicht. Der silbergraue Bentley stand dort, wo sich normalerweise die Garage befand. Er wirkte wie ein Fremdkörper. Scheiben und Lack waren mit einer dünnen Eisschicht bedeckt. Suko konnte nur den Kopf schütteln. Am Rand, wo sonst der Bungalow gestanden hatte, blieb er stehen. Shao trat neben ihn und hakte sich bei ihrem Freund unter. Sie fror plötzlich.
Das allerdings machte nicht nur die Kälte, sondern auch die unheimliche Atmosphäre, die beide spürten. Ein Rest Schwarzer Magie war zurückgeblieben.
»Was können wir tun?« fragte Shao.
Da wußte auch Suko keine Antwort. »Nichts, ich weiß mir ehrlich gesagt keinen Rat mehr.«
»Schade, daß Myxin nicht hier ist. Der wüßte sicherlich eine Lösung.«
»Möglich«, meinte Suko. Er war mit seinen Gedanken woanders.
Er fragte sich, in welch eine Dimension das dämonische Schicksal die Menschen in dem Haus verschlagen hatte…
***
Ich fühlte mich wie ein Gefangener in dem kleinen Kabuff. Stehen konnte ich nicht. Sobald ich mich aufrichtete, stieß ich mit dem Kopf gegen die Schräge. Also blieb mir nur noch diese verdammte Hockstellung.
Zudem fühlte ich mich nackt, weil ich meine Beretta vermißte, und vor allen Dingen mein Kreuz, das mir schon in sehr schwierigen Situationen geholfen hatte. Ich gab es eigentlich nie aus der Hand, aber bei diesem großen Bluff war mir nichts anderes übriggeblieben.
Hoffentlich machte uns Destero keinen Strich durch die Rechnung. Wenn er etwas merkte und durchdrehte, dann gab es Tote.
Dann wurde Destero zur reißenden Bestie. Ich kannte ihn.
Die Zeit verging, und ich horchte auf die Geräusche innerhalb des Hauses.
Da war nichts zu hören, deshalb drückte ich die leichte Tür auf, die die Nische verschloß. Mit dem angewinkelten Arm stieß ich dabei gegen einen aufgestellten Klappstuhl und hätte ihn fast umgeworfen. Im Nachgreifen erwischte ich ihn und drückte ihn wieder in die Ruhestellung.
Spaltbreit öffnete ich die Tür und brachte mein Ohr dicht an die schmale Öffnung. Nichts zu hören.
So langsam wurde es mir in meiner Lage unbequem. Ich hätte mich gern hingestellt, aber da war nichts zu machen. Ich mußte schon so ausharren, bis sich etwas tat. Und es passierte was.
Ich glaubte Stimmen zu hören. Wenn ja, dann mußte ein Besucher gekommen sein.
Ich kannte nur einen, der etwas von den Conollys wollte. Destero!
Und ich war mir sicher, daß er jetzt durch das Haus ging, denn ich konnte die Schritte von mindestens zwei Menschen ausmachen.
Er und Bill.
O Gott, wie sollte das noch alles enden? Sie schritten durch den Flur und näherten sich Bills Arbeitszimmer, wo meine »Leiche« aufbewahrt wurde.
In den nächsten Sekunden mußte es sich herausstellen, ob unser Bluff geklappt hatte. Ich fieberte innerlich.
Zu gern wäre ich dabeigewesen, aber es ging nicht, ich mußte hier in meinem Versteck hocken bleiben, um den großen Plan nicht zu gefährden. Es wurde wieder ruhig.
Ich hatte die schmale Tür weit aufgestoßen, so daß ich möglichst hören konnte, was gesprochen wurde. Im Gegensatz zu mir mußte Bill die Tür zum Arbeitszimmer geschlossen haben, denn ich vernahm nichts. Es blieb alles ruhig.
Vor Aufregung stand mir der Schweiß auf der Stirn. Meine Kleidung klebte am Körper, mit der Zunge fuhr ich mir über die Lippen. Der Herzschlag hatte sich verdoppelt. Schluckte Destero den Bluff? Das war die große Frage. Darauf allein kam es an. Endlos dehnte sich die Zeit. Ich wurde immer nervöser, weil sich über mir nichts tat. Zu ruhig blieb es…
Dann jedoch geschah etwas, womit ich nie im Leben gerechnet hatte. Plötzlich erfaßte mich ein Schwindel. Ich konnte mich in meiner
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