0159 - Wir und die Konkurrenz der Mörder
fanden wir auf dem Parkplatz in der Seitengasse.
»Ich habe in aller Eile ein Richtmikrofon an einer günstigen Stelle auf dem Schulhof verstecken lassen«, sagte er, wobei er sich die Hände rieb. »Unser Techniker sagt, durch das Ding müssten wir jedes Wort hören, selbst wenn es in der hintersten Ecke des Hofes geflüstert würde. Die Sache hat nur einen Haken.«
»Und zwar?«
»Er kann in der Eile nicht so eine lange Leitung legen, dass wir das Gespräch sofort mithören können. Es ist nur auf dem Umweg über ein Bandgerät zu machen, das er in der Nähe des Hofes versteckt hat. Sobald Oplain mit seinen Leuten vom Hof wieder verschwunden ist, müssen wir erst das Band abhören.«
»So schlimm wird das nicht sein. Dafür können die Kollegen schneller fahren, wenn sie von Blaulicht und von der Sirene Gebrauch machen. Dadurch können sie einen Teil der Zeit wieder herausholen. Inzwischen wissen wir auch, wo sich alles wahrscheinlich abspielen wird.«
Ronners hob interessiert den markanten Schädel. »Nämlich wo?«
»Im Yellow Peaks. Das soll ein Nachtlokal sein.«
»Ja. Fahrt bis zum Rathaus und dort die linke Seitenstraße hinein. Nach dem dritten Block biegt ihr rechts ab. In der Straße ist es.«
»Okay. Dann wollen wir sofort hin. Ich halte Crew für einen ebenso schlimmen Gangster wie Oplain. Aber das kann kein Grund für uns sein, ihn einfach über den Haufen schießen zu lassen. Komm, Phil!«
Wir winkten Ronners zu, der in ein als Lieferwagen getarntes Fahrzeug der technischen FBI-Abteilung kletterte, als wir vom Parkplatz abfuhren und uns mittels des im Handschuhfach liegenden Stadtplans in Richtung Rathaus begaben.
***
Wir fanden das Yellow Peaks auf Anhieb dank Ronners’ guter Beschreibung. Außen brannte eine Reklamebeleuchtung, die eine ganze Häuserfront einnahm.
Ein Riese von zwei Metern zwanzig begrüßte uns grinsend, als wir auf seine Bude zumarschierten. Er riss die breite Flügeltür auf und wünschte uns noch eine unterhaltsame Nacht. Er hatte gar keine Ahnung, wie sehr wir uns das Gegenteil wünschten.
Drinnen gab es zunächst eine kleine Garderobe, bei der man für zehn Cents seinen Hut einem netten Mädchen anvertrauen durfte. Wir taten es und wurden dabei mit einladendem Blinzeln gefragt, ob wir ein reich bebildertes Programm der Mitternachts-Show kaufen möchten für zwei Dollar. Wir kannten solche Programme und lehnten dankend ab.
Hinter einer schwarzen Schwingtür auf der rechten Seite konnte man undeutlich Musik hören. Messerscharf schlossen wir daraus, dass sich hinter dieser Tür das eigentliche Etablissement befinden müsse. Es befand sich dort.
Drinnen hockte eine Band von sechs Mann in einer Nische und produzierte heiße Musik. Rechts davon gab es eine lange Theke, hinter der sich ein mannshohes Regal an der Wand emporreckte, bis obenhin mit Flaschen gefüllt.
Alles in allem mochten an die zwanzig Leute anwesend sein. Davon waren vier oder fünf Bardamen. Zum Glück waren alle diese Mädchen schon von anderen Gästen mit Beschlag belegt, sodass wir ihre Angriffe nicht zu befürchten brauchten. Allzu großzügig ist die Spesenabteilung beim FBI nun wirklich nicht.
Irgendeiner unter den fünfzehn anwesenden Männern konnte Crew sein. Ein anderer musste der Mann sein, der Oplain angerufen hatte. Aber woher sollten wir wissen, wer?
Wir,stellten uns an die Theke und bestellten zwei Whisky. Als wir tranken, sah ich hinter der Theke ein Schild mit der Aufschrift Telefon und einem Pfeil, der nach draußen in den Vorraum zeigte, wo wir unsere Hüte gelassen hatten. Dabei fiel mir ein, dass nur wenige Schritte von dem Lokal entfernt eine öffentliche Telefonzelle stand.
»Beobachte die Leute«, raunte ich Phil zu. »Ich lasse Crew ans Telefon rufen. Ich denke, dass wir noch so viel Zeit haben. Oplain sagte etwas von einer halben Stunde, das wird reichen.«
»Okay.«
Ich ging rasch wieder hinaus und lief an dem Pförtner vorbei zur Telefonzelle. Ich warf meinen Nickel ein, suchte die Nummer des Yellow Peaks und wählte.
»Yellow Peaks«, flötete eine weibliche Stimme aus dem Hörer.
»Bei Ihnen befindet sich zurzeit ein Mister Crew, Miss«, sagte ich. »Bitte, rufen Sie ihn an den Apparat. Es ist sehr wichtig.«
»Einen Augenblick, bitte.«
Ich wartete. Tatsächlich hörte ich nach kurzer Zeit eine leise, männliche Stimme.
»Robson J. Crew. Mit wem spreche ich?«
»Es nutzt nichts, wenn ich meinen Namen sage, denn Sie werden mich kaum kennen, Mister Crew.
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