0166 - Im Labyrinth von Eysal
aufzupassen und können keinen gebrauchen, auf den Sie noch zusätzliche Aufmerksamkeit verwenden müssen."
Karen stand an der Wand, den Kopf jetzt hoch erhoben und offenbar kurz vor der Explosion. John wurde plötzlich ernst. „Aber in einem täuschen Sie sich, Gil." Er wandte sich um und gab zu erkennen, daß das, was er zu sagen hatte, für alle galt. „Merken Sie sich: Die Lage ist ernster, als Sie alle glauben. Die Huldvollen sind uns sicher zahlen- und materialmäßig überlegen. Der Gegner hat keinen Grund, die Zentrale zu scheuen, nur weil sich hier unsere Feuerkraft konzentriert. Er kann in jeder Sekunde angreifen. Was wir auch immer unternehmen... ob wir auf der Oberfläche rekognoszieren, ob wir hier in der Zentrale warten oder ob wir ins vierzehnte Geschoß hinuntersteigen, wir sind alle gleich übel dran. In diesem Spiel gibt es keinen Ort, der sicherer ist als irgendein anderer."
*
Gil trieb langsam in die Höhe. Dicht unter ihm folgten seine neun Leute. Sie benutzten Schacht Nummer eins, einen der alten Antigrav-Schächte, die noch in Betrieb gewesen waren, als Terraner zum erstenmal den Tempel und das darunterliegende Labyrinth zu sehen bekamen. Der Schwerkraft-Projektor lag, wie bei allen diesen Konstruktionen, in der Nähe des oberen Schachtendes. Eine Gruppe von John Pohls Leuten hatte ihn gründlich untersucht, bevor sie den Schacht zum erstenmal benutzten, und festgestellt, daß er noch für eine Reihe von Jahrzehnten gut war. Auf der Höhe des zweiten Geschosses hielt Gil an. Vor ihm öffnete sich der Schachtausgang. Er preßte sich dicht an die Wand und richtete den Lichtkegel seiner Lampe in den Raum jenseits des Ausgangs. Er war leer, und nichts rührte sich.
Gil erinnerte sich an die Schilderung, die Captain Heyder gegeben hatte, und fragte sich, was die Fremden veranlaßt haben könnte, ihre Positionen in der Nähe der Schächte aufzugeben. Vielleicht erwarteten sie nicht, daß ihr Gegner einen erneuten Vorstoß nach oben unternehmen würde. Vielleicht hatte ihnen nur daran gelegen, Heyden abzufangen, der Augenzeuge des Überfalls auf den Wachposten geworden war. Inzwischen wußten sie womöglich, daß er die Zentrale ohnehin erreicht hatte, und gaben ihre Bemühungen auf. Gil kam zum Bewußtsein, daß er es hier mit einem Feind zu tun hatte, von dessen Mentalität er nicht das geringste wußte. Es gab keine Möglichkeit vorherzusehen, was er tun und was er nicht tun würde. Er bewegte sich auf Neuland, und ein einziger Schritt vom richtigen Weg fort konnte ihm und seinen Leuten den Tod bringen. Er schwebte weiter in die Höhe und wiederholte die Untersuchung im ersten Geschoß. Aber auch dort fand er den Schachtvorraum leer. Es war alles so, wie es während der vergangenen Wochen gewesen war, öde und tot, ein bißchen unheimlich, aber harmlos. Ein paar Sekunden lang war Gil versucht zu glauben, daß Loren Hynes' Tod, die Zerstörung des Wachpostens, Captain Heyders Bericht nichts anderes als Alpträume gewesen seien und daß sich gegenüber den Tagen des Beginns in Wirklichkeit gar nichts geändert hätte. Daß sie immer noch eine neugierige Gruppe von fünfzig Wissenschaftlern seien, die nichts anderes zu tun hatte, als die Nasen in die Geheimnisse einer fremden Technologie zu stecken. Ein paar Augenblicke lang, während er vom ersten Geschoß zum Oberflächenausgang hinaufschwebte, faszinierten ihn diese Gedanken. Es ist merkwürdig, wie, gewisse Bedingungen vorausgesetzt, der menschliche Geist oft vom Weg der Wirklichkeit abirrt und eine unwirkliche Welt zu erschaffen beginnt. Als er auf die Kante des oberen Ausgangs zuglitt, war Gil schon so gut wie überzeugt davon, daß er in ein paar Minuten John Pohl berichten könnte, er hätte nicht eine Spur feindlicher Aktivität gefunden und überhaupt sähe alles so aus, als wäre nie ein Fremder in die Nähe des Tempels gekommen. Da glomm vor ihm in der Finsternis des Schachts ein Licht auf. Blitzschnell vergrößerte er sich und wuchs zu einer weißen, grellen Lichtflut.
Eine Welle unerträglicher Hitze schlug Gil ins Ge sicht. Er riß die Arme nach oben, um den Kopf zu schützen. Um ihn herum fauchte und glühte es. Er bekam keine Luft mehr. Ein Schlag traf ihn in der Höhe des Magens. Die Wucht des Aufpralls war so stark, daß Gil gegen den Zug des künstlichen Schwerkraftfelds wieder in den Schacht hinuntergetrieben wurde.
Er besann sich der Waffe, die er bei sich trug. Die Hitze um ihn herum und die Unfähigkeit zu
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