0167 - Ich stand im anderen Lager
nahm er langsam wieder die Arme zur Deckung hoch.
Ich verzichtete darauf, das alte Spiel von vorne zu beginnen.
Kurzerhand ließ ich ihn stehen und stieg aus dem Ring. »Mir macht es keinen Spaß, mit einem Mann zu kämpfen, der nicht Ernst machen will«, erklärte ich.
Schweigend zog ich mir das Hemd wieder über und die Jacke an. Sonn stand mit gesenktem Kopf und hängenden Armen im Ring. »Komm, mein Junge!«, befahl ich. »Zieh dir etwas an!«
»Was soll das heißen?«, fuhr Welton auf.
»Ich weiß nicht, ob Sie in Ihren Jugendtagen mal ein Mädchen geküsst haben, Mr. Welton. Solchen Mädchenkuss erkennt man immer wieder. Mit Boxschlägen ist es genauso. Man erkennt sie wieder. Die Hiebe in der Delancey Street und die Sachen, die Sonn im Ring abfeuerte, hatten den gleichen Geschmack. Ich möchte Mr. Sonn darüber befragen, warum er mich so wenig leiden mochte.«
Welton spuckte eine Menge Sachen aus über Willkür der Polizei, unberechtigte Verhaftung und Beschwerde. Ich achtete nicht darauf.
Ich pfiff Teddy Sonn, der sich immer noch nicht aus dem Ring rührte, an: »Wenn du dich nicht beeilst, lasse ich dich durch ein Dutzend Cops abholen!«
Mit der Bewegung eines Schlafwandlers kletterte er durch die Seile und begann, seinen Trainingsanzug wieder überzustreifen.
Wir nahmen ihn in die Mitte und gingen mit ihm zur Tür.
Walt Welton tobte hinter uns her: »Verdammt, ich möchte wissen, aus welchen Gründen ihr den Jungen festnehmt. Ihr habt keinen Haftbefehl! Das ist Willkür! Sie wollen sich wohl dafür rächen, dass er Ihnen ein paar Sachen geknallt hat?«
»Er steht unter dem Verdacht, an der Ermordung eines Menschen beteiligt zu sein oder einiges darüber zu wissen. Das berechtigt mich, ihn auch ohne Haftbefehl für vierundzwanzig Stunden hinter Gitter zu setzen.«
»Du sagst kein Wort, bevor der Anwalt kommt, den ich dir schicken werde!«, schrie Welton Teddy Sonn nach.
Phil und ich gingen zusammen bis zum Jaguar.
»Bringe ihn zum Hauptquartier und verhöre ihn«, bat ich Phil. »Du weißt, was wir von ihm hören wollen. Ich möchte inzwischen ein paar Leute zu einer Gegenüberstellung heranschaffen.«
***
Ich wusste, dass Dorothy heute Abend im Taylor Klub sein würde. Sie hatte mich angerufen und eingeladen, aber ich hatte abgelehnt. Da Dor nie allein ausging, nahm ich an, dass ein paar von den Leuten bei ihr sein würden, die ich suchte. Ich fischte mir ein Taxi aus dem Verkehr und ließ mich zum Taylor Klub bringen.
Ich traf genau die Situation an, die ich erwartet hatte. Dorothy trug ein märchenhaftes Abendkleid, war von Smoking-Boys umgeben und amüsierte sich prächtig. Ich wurde mit einem lauten »Hallo«, begrüßt.
»Keine Zeit für irgendeinen Spaß«, wehrte ich ab. »Ich brauche einen Mann aus Ihrer Runde für einen bestimmten Zweck.«
»Dienstlich?«, erkundigte sich Glensdale, der Schriftsteller.
Ich antwortete ihm nicht, sondern sah Carrigan an.. »Tut mir leid, Harry, aber ich möchte Sie gern in unserem Hauptquartier sprechen.«
»Mich?« Es schien, als würde er blass.
Ich nickte nur.
»Würden Sie mir sagen, was Sie von mir wollen?«
»Sie werden es sehen!«
»Zum Henker! Ich denke, ich habe einen Anspruch darauf, zu wissen, was los ist!«
»Hören Sie, Harry, das ist keine Verhaftung! Ich brauche Sie für eine Auskunft.«
»Du benimmst dich unhöflich!«, rief Dorothy und schlug mit der flachen Hand empört auf den Tisch. Ein Sektglas stürzte um.
Ich zuckte die Achsel. »Wollen Sie also mitkommen, Harry?«
Er stand auf. »Es sieht so aus, als bliebe mir nichts anderes übrig«, sagte er mürrisch. »Machen wir schnell, damit wir es rasch hinter uns haben!«
Wir fuhren in seinem Wagen zum Hauptquartier. Wir sprachen kein Wort miteinander. Ich führte ihn in ein umbesetztes Büro und ging hinüber in unser Zimmer.
Die Schreibtischlampe warf ein scharfes Licht auf den Tisch. Dahinter im Halbdunkel saß Phil, während Teddy Sonn vor der Lampe in einem Sessel saß, den Kopf hängen ließ und auf seine Schuhspitzen starrte.
Phil und ich zogen uns in eine Ecke zurück.
»Er schweigt hartnäckig«, flüsterte Phil, »aber ich glaube, dass er zu knacken ist, wenn wir den richtigen Hebel finden. Übrigens hat schon ein Mann mit Namen MacLey angerufen. Er behauptet, Sonns Anwalt zu sein. Er warnte mich vor jeder ungesetzlichen Maßnahme.«
»Okay, wenn wir Sonn den Mund nicht in vierundzwanzig Stunden öffnen können, müssen wir ihn laufen lassen. Machen wir
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