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017 - Blick in die Vergangenheit

017 - Blick in die Vergangenheit

Titel: 017 - Blick in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Stinkstiefel leben zu sollen. Allen voran der Prime.«
    »Am Anfang jedes großen Werkes stand eine Vision, Jefferson!« Aufgeregt fuchtelnd tänzelte der König um den Tisch mit der Modellstadt herum. »Nichts von dem, was heute ist, wäre entstanden, wenn nicht irgendjemand zuvor eine Utopie entworfen hätte…«
    »Wie viele Utopien haben die Generationen vor uns nicht schon ersponnen«, sagte Winter düster. »Denkt nur an das Flugzeugbauprojekt unter Roger dem Ersten -«
    »Denken Sie an das Weltreich, das Alexander der Große innerhalb kürzester Zeit aus dem Nichts schuf -«
    »Zerronnen! Denkt an das Landwirtschaftsprojekt, das William der Neunte in Zusammenarbeit mit den Socks verwirklichen wollte -«
    »Denken Sie an Hannibal, der mit achtunddreißigtausend Mann, achttausend Reitern und siebenunddreißig Elefanten die Alpen überquerte und die Römer schlug -«
    »Letztendlich vergebens. Denkt an die Glasburg, die William der Zwölfte über den Ruinen der Westminster Hall bauen wollte. Es gibt nichts Neues unter der Sonne.«
    »Doch keine dieser Utopien war umsonst!«
    »Wie oft hat Sisyphos mit einer Utopie im Kopf den Stein den Berg hinauf gerollt?« Winter lachte sarkastisch. »Und auch wir leben noch immer unter der Erde wie die…« Er verstummte.
    »Sprechen Sie es ruhig aus, Jefferson wie die Maulwürfe.« King Roger III. sprach jetzt sehr ruhig und ernst. Auf der anderen Seite des Stadtmodells war er stehen geblieben und musterte den Octavian. »Ist nicht so das Leben? Das Leben der Socks genau wie unseres? Wieder und wieder rollt man den Stein den Berg hinauf - wer es nicht wenigstens versucht, verdient es nicht, ›Mensch‹ genannt zu werden.« Er schlug auf den Tisch. Die Glasmodelle klirrten. »Ich will, dass mein Volk wieder unter freiem Himmel leben kann! Das ist meine Utopie! Basta!« Er wandte sich um.
    »Danke, Micky. Schaff die Berge wieder herbei. Und dann die Sonnenbank, bitte.«
    »Alles roger, Roger.« Die Kuppel über der Modellstadt erlosch, der Bildschirm verblasste, es wurde hell. So täuschend echt umgab das sommerliche Hochgebirge wieder den Raum, als würde man direkt am Ufer des Gebirgsflusses stehen.
    Der König zog seine Perücke herunter und legte die Kleider ab. Winter stand nachdenklich vor dem Modelltisch. »Generationen wären nötig, um ein solches Werk zu verwirklichen«, murmelte er.
    »Wusste ich's doch!«, rief der König triumphierend. »Tief in Ihrem Herzen mögen Sie meine Utopie!«
    Eine horizontale Öffnung bildete sich in der Viehweide am Flussufer. Orangenes Licht leuchtete in ihr. Die private Sonnenbank des Königs.
    »Allzu oft pflegt Eure Fantasie ins Schwärmen zu geraten, Sire«, sagte Winter.
    »Da ist es als Euer Berater geradezu meine Pflicht, den Advocatus Diaboli zu mimen.«
    Der König nahm sein Buch vom Tisch. Splitternackt schritt er zur Sonnenbank und streckte seinen braunen Körper in ihr aus. Auch sein Schambereich war vollkommen unbehaart. Der weißhäutige Octavian folgte ihm und blieb neben der Öffnung in der Kuppelwand stehen. Wieder setzte er an, um sein eigentliches An- liegen loszuwerden. »Sire…«
    Der König schlug sein Buch auf - eine Farbkopie auf hauchdünnem Kunststoff. »Ich lese gerade einen Comic aus den achtziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts…«
    Winter seufzte.
    »…Onkel Dagobert reist mit Donald um die Welt. Mit achtzig Talern in der Tasche. Und keinen einzigen gibt er aus.« King Roger III.
    war glühender Walt-Disney-Verehrer. »Und stellen Sie sich vor, Jefferson: Im Laufe der Reise kommt er sogar in eine unterirdische Stadt…!«
    »Verzeiht, Sire.« Winter blieb nichts anderes übrig, als den König zu unterbrechen. »Das Octaviat schickt mich in einer dringenden Sache.«
    »Ach ja?« Roger machte Anstalten, sich in seinen Comic zu vertiefen.
    »Unsere Späher haben einen Fremden in den Wäldern von Kent entdeckt.«
    »Und?« Roger sah von seinem Buch auf.
    »Er ist in Begleitung einer Barbarin. Mittlerweile hat sich eine Frau der Socks zu ihnen gesellt. Es spricht viel dafür, dass es der Mann ist, den uns die Community Hamburg angekündigt hat und den die Community Salisbury erwartet. Inzwischen hat er London erreicht.«
    King Roger III. schlug das Buch zu. »Wie aufregend!«
    Winter schritt ein Stück in den Raum hinein.
    »Sokrates!«, rief er laut.
    Wieder eine grüne Fläche im Bergpanorama. Ein virtueller Mann erschien -stämmig, weißlockig, grobschlächtiges rundes Gesicht mit Stupsnase und in ein

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