017 - Invasion der Kyphorer
befanden sich die ersten in der Eingangshalle. Einige Angestellte des Raumhafens, die den Eindringenden Einhalt gebieten wollten, wurden einfach überrannt. Andere brachten sich hinter ihren Pulten in Sicherheit.
Drei Etagen höher starrte Ubutu fassungslos auf einen Bildschirm, der das Geschehen übertrug. »Wir müssen eingreifen!«
»Wozu?« Wolseley zuckte mit den Schultern. »Weiter als bis zu den Außenschotts kommen sie nicht.« Er wies auf eine Reihe blauer Schalter auf dem Pult vor ihm. »Und die kann man nur von hier aus öffnen. Ohne schwere Waffen haben die Leute keine Chance.« Rasch hintereinander betätigte er drei orangefarbene Schalter. »So! Hier herauf kommen sie nun ebenfalls nicht mehr!«
»Heißt das, dass wir nun hier eingeschlossen sind?«, fragte der UNO-Vertreter, wobei er nicht verhindern konnte, dass seine Stimme zitterte.
»Keine Sorge! Es gibt zwei Notausgänge; einer davon führt direkt hinaus auf das Raumhafengelände. Wir könnten das Gebäude also jederzeit verlassen – aber wollen wir dies auch?«
Totenstille breitete sich in dem großen Raum aus.
»Natürlich nicht«, sagte Ubutu schließlich. »Ich dachte nur, vielleicht wollen Sie …«
Wolseley schüttelte entschieden den Kopf. »Als ich diesen extrem gut bezahlten Job angenommen habe, wurde mir klargemacht, dass es im Ernstfall meine Aufgabe sein würde, bis zum letzten Atemzug hier auszuharren und die Evakuierung zu leiten. Natürlich konnte niemand mit solch einer Entwicklung rechnen, aber das theoretische Szenario eines Unfalls oder einer technischen Katastrophe hat seit dem Bau der Station bestanden. Man hat mir damals bedeutet, dass alles, was hier mit mir geschehen könne, harmlos gegenüber dem sei, was mich auf der Erde erwartete, falls ich den Mond nicht definitiv als Letzter verließe … Es ist also mein Job, hier zu bleiben!« Er straffte sich und blickte Ubutu in die Augen. »Aber zu Ihrem Job gehört das nicht! Eben so wenig zu Ihrem!« Bei den letzten Worten hatte er sich Haiko Chan zugewandt.
Während Ubutu sich rasch abwandte, damit die anderen seinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte, wehrte der Asiate ab. »Als Überlebensspezialist bin ich ja so eine Art Soldat, wenn ich auch bei einem Konzern angestellt bin. Und ein Soldat, der im Krisenfall einem Zivilisten einen Platz im ›Rettungsboot‹ wegnimmt und überlebt, landet zumindest vor dem Kriegsgericht – zu Recht, wie ich finde. Nein, ich bleibe ebenfalls hier und helfe, wo ich kann. Aber Sie, Don Jaime …«
Der Spanier verzog das Gesicht. »Was erwartet mich auf der Erde noch? Nein, ich bleibe hier bei Ihnen! Ich wäre nur dankbar, wenn Sie mir eine Aufgabe zuweisen könnten, damit ich …«
Der Interkom unterbrach ihn. Clint Fisher meldete sich erneut. »Es gibt eine kleine Änderung in unseren Plänen, über die Sie informiert sein sollten«, eröffnete er Wolseley, der das Gespräch angenommen hatte. »Um bei unserem koordinierten Angriff auf den Schutzschirm der Invasoren freies Schussfeld zu haben, ist es nötig, mit einer voraus gesandten Rakete die Stahlkuppel der Mondstation zu, hm, öffnen . Unsere Experten haben das durchgerechnet; nach ihrer Ansicht wird der Einschlag der ersten Rakete bereits die Stabilität der Kuppel dermaßen stören, dass sie einstürzen beziehungsweise auseinander brechen könnte. Leider ist das nicht zu verhindern.« Er warf einen Blick auf eine unsichtbare Uhr. »Dieser Einschlag wird exakt um 02:11 Uhr Detroiter Zeit stattfinden, also genau in dreiundvierzig Minuten. Der koordinierte Angriff von den externen Stationen aus erfolgt sechs Minuten später, also um 02:17 Uhr.« Er zögerte einen Augenblick, dann fügte er hinzu: »Ich werde mich vorher nicht mehr bei Ihnen melden können. Gott helfe Ihnen allen!«
Clint Fishers Abbild erlosch.
Während Wolseley Fishers Ankündigung ohne äußerliches Zeichen seiner Erregung zur Kenntnis genommen hatte, hatte Ubutus Gesichtsfarbe von einem kräftigen Braun zu einem Aschgrau gewechselt. Er öffnete den Mund, brachte aber kein Wort hervor. Haiko Chan war es schließlich, der als erster sprach.
»Das gibt uns vier Minuten weniger«, stellte er nüchtern fest. »Alle Luft wird explosionsartig aus der Kuppel entweichen und sie auseinander reißen. Die PHAETON sollte zu diesem Zeitpunkt möglichst weit weg sein!«
Wolseley nickte und wies den Kapitän des Linienraumers, mit dem ihn ein anderer Interkom permanent verband, an, den Startzeitpunkt von 2:05 auf
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