0175 - Wettlauf gegen die Zeit
einen Bericht verfaßt, der viel länger wurde, als sie gedacht hatte.
Noch ein wenig müde erreichte sie zur üblichen Morgenstunde das Redaktions-Hochhaus der Terrania-Post. McCormik, mit dem sie das Büro teilte, sah kaum von seiner Arbeit auf. Evyn Moll diktierte ihren Bericht in die Maschine. Sie beachtete nicht, daß McCormik aufgehorcht hatte und jetzt nur noch ihrem Diktat lauschte.
Als sie die Schlußtaste drückte, stand er hinter ihr. „Gratuliere, Miß Evyn", sagte er, und er meinte es ehrlich. „Sie haben wirklich erstklassig gearbeitet.
Darf ich Ihnen voraussagen, daß Sie mit dieser kleinen Serie Ihren Weg als Journalistin machen werden? Und wie viel Spannung Sie dem trockenen Stoff abgewonnen haben! Dabei hatte ich Sie im stillen bedauert, als man Sie auf das langweilige Wasserstoffsuperoxyd ansetzte. Na, hat sich mein Tipp nicht gelohnt, Ihren Freund Bill aufzusuchen?"
Und wie es sich gelohnt hat, dachte Evyn überglücklich.
Zwei Stunden später wußte sie, daß die Terrania-Post morgen schon die erste Folge ihrer sechsteiligen Serie bringen würde. Der Bericht wurde im Augenblick noch von Experten auf seine sachliche Richtigkeit geprüft.
Aber auch die Experten der Terrania-Post fielen auf Bill Ramseys Münchausiade herein, weil ihnen das Gebiet der paraphysikalischen Doppeleffekte unbekannt war. Nur ein einziger Fachmann zeichnete unter Vorbehalt ab. Alle anderen gaben mit ihrer Unterschrift Druckfreigabe.
Im Laufe der Jahrhunderte war die Terrania-Post zum inoffiziellen Organ des Imperiums geworden, soweit es die Welten betraf, die von Terra aus besiedelt worden waren. Besonders wichtige Meldungen jedoch wurden auch von den Nachrichtenagenturen im Kugelsternhaufen M13 übernommen.
Es gehörte zu Perry Rhodans Gepflogenheiten, morgens die Terrania-Post zu lesen. Die wichtigsten Meldungen der terranischen Presse wurden ihm jeden Tag nach Wichtigkeit und Sachgebieten geordnet, vorgelegt.
Ahnungslos schlug er die dritte Seite auf und begann zu lesen: Der Krieg, der kein Krieg ist!
Entgegen allen Meldungen, die seit längerer Zeit die Bewohner des Imperiums beunruhigen, ist die Terrania-Post in der Lage, ihren Lesern in einem Exklusivbericht mitzuteilen, wie beruhigend die Wirklichkeit aussieht.
Die Großadministration, die sich in Schweigen hüllt, wird aus taktischen Erwägungen heraus darauf verzichtet haben, den Besitz einer Waffe bekanntzugeben, über die das Imperium verfügt!
Bevor die Terrania-Post darauf eingeht, möchte sie ihren Lesern einen kurzen Überblick vermitteln, der auch verständlich macht, warum die Großadministration offiziell die Existenz dieser Waffe bestreitet und gestern noch bestritten hat, als wir diesbezüglich anfragten.
Über die Molkex-Schiffe der Blues braucht an dieser Stelle kein Wort verloren zu werden ...
Die Tür flog auf. Bully stürmte herein. „Hast du diesen Unsinn gelesen, Perry?" rief er erregt und schwenkte die Morgenausgabe der Terrania-Post.
„Ich bin dabei, Dicker. Kaffee? Brötchen? Bitte, bediene dich!" erwiderte Rhodan gelassen.
„Mir ist der Appetit vergangen", brummte Bully.
„Eine gewisse Evyn Moll hat diesen Unfug verbrochen! Ich verstehe die wissenschaftlichen Berater der Terrania-Post nicht ..."
Perry sah auf. „Willst du mir nicht das Vergnügen gönnen, den Bericht zu Ende zu lesen?"
Bully war viel zu erregt, um jetzt zu schweigen. „Es sollen noch fünf Fortsetzungen folgen. Wir werden noch einiges zu erwarten haben. Ich habe schon John Marshall eingesetzt. Der soll herausfinden, wer diese zuverlässige Informationsquelle ist, aus der die Terrania-Post diesen Unsinn geschöpft hat ..."
Es lohnte sich für Bully nicht mehr, noch länger zu poltern. Wortlos hatte Perry Rhodan den Raum verlassen und hinter sich die Tür geschlossen.
Bully legte die Zeitung in die Ablage und schaute hungrig auf den Frühstückstisch.
Mit drei Brötchen wurde er spielend fertig. Dann war auch die Kaffeekanne leer. In diesem Augenblick kam Rhodan zurück - ohne Zeitung. „Verbinde mich mit der Chefredaktion der Zeitung, Bully."
„Mit größtem Vergnügen!" erwiderte der Dicke.
Blitzschnell kam die Verbindung zustande. Bully machte Rhodan Platz.
„Terrania-Post, Chefredaktion", meldete sich die Zeitung.
„Guten Morgen", sagte Rhodan. „Ich habe einen Wunsch. Können Sie mir sofort den gesamten Bericht: Der Krieg, der kein Krieg ist, durchgeben?"
Vielleicht hatte der Chefredakteur etwas anderes erwartet, als er hörte, daß
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