0186 - Höllenfahrt um null Uhr zehn
er.
Ich fühlte, wie mir etwas eiskalt über den Rücken lief. In New York waren Phil und ich leider ziemlich bekannt. Auch auswärtige Zeitungen hatten hin und wieder ein Foto von uns gebracht, was wir zu unserem Ärger nicht verhindern konnten.
»Ich bin viel unterwegs«, sagte ich. »Schon möglich, daß wir uns irgendwo mal gesehen haben. Übrigens überlege ich auch schon .die ganze Zeit etwas.«
Gossers Lider verengten sich. »Was denn?« fragte er gespannt.
»Ob ich mir von meiner Firma Vorschuß schicken lassen soll«, lachte ich. »Sie pokern zu gut — oder Sie haben zuviel Glück, Gosser. Mich haben Sie schon ganz schön gerupft.«
»Es kann sich noch wenden«, lachte er. Sein Mißtrauen schien verschwunden.
»Das will ich hoffen«, erwiderte ich. »Also bis nachher!«
Ich verließ das Hotel. Es gab ein kleines Postamt im Dorf. Sogar eine winzige Telefonzelle war da.
Ich rief den Sheriff an, erreichte ihn jedoch nicht im Office. Ich probierte es mit seiner Privatnummer und bekam ihn an die Strippe. Es dauerte verzweifelt lange, bis ich ihm auseinandergesetzt hatte, was er tun sollte.
»Bringen Sie einen möglichst glatten Bogen Papier mit«, sagte ich zum Schluß! »Am besten wäre eine Art Kunstdruckpapier, aber das muß nicht unbedingt sein. Sobald Sie unsere fünf Unterschriften haben, legen Sie den Bogen in eine Mappe, packen die Mappe ein und schreiben den Namen Jails darauf mit dem Zusatz: Postlagernd. Haben Sie das verstanden?«
»Ich hab’s kapiert. Und was machen wir, wenn die drei nicht unterschreiben wollen?«
»Dann haben wir eben Pech gehabt und müssen uns etwas anderes einfallen lassen. Legen Sie in die Mappe noch einen zweiten Bogen, bevor Sie sie einpacken!«
»Wozu?«
»Drücken Sie auf dem zweiten Bogen Ihre zehn Finger schön ab, damit wir in Harrisburg Ihre Abdrücke, die meines Freundes und meine eigenen schon aussortieren können.«
»Okay. Ich komme gleich ins Hotel. In fünf Minuten bin ich da.«
»Gut. Dann werde ich noch ein Weilchen hierbleiben, damit ich nach Ihnen eintreffe. Das ist vielleicht unauffälliger.«
Ich telefonierte mit dem Commissioner in Harrisburg und erhielt die zufriedenstellende Auskunft, daß eine Bildfunkübertragung von Harrisburg aus möglich sei. Im nächsten Laden kaufte ich Zigaretten und schwatzte mit der redelustigen Frau hinter dem Ladentisch ein paar Minuten, bis ich glaubte, daß der Sheriff nun genug Zeit hatte.
Als ich ins Hotel zurückkehrte, reichte Gosser die Liste gerade mit der Bemerkung zurück: »Sie dachten wohl auch, wenn ich bei den Gästen anfange, kriege ich ein paar schöne Beträge als gute Beispiele, was?«
»Ehrlich gesagt, hatte ich es mir so vorgestellt«, nickte der Sheriff gleichmütig. »Was gibt’s?« fragte ich.
Der Sheriff tippte mit dem Bleistift auf die Mappe, die er in der Hand hielt, und erklärte mir dabei in wohlgesetzten Worten, daß er im Auftrage des Gemeinderates eine Sammlung für eine neue Spritze veranstalte. Mein Freund hätte schon für mich mitgezeichnet.
»Hoffentlich nicht mehr als 1000 Dollar«, sagte ich, »mehr habe ich nämlich gerade nicht an Kleingeld bei mir.«
Die anderen lachten schallend. Ein kurzer Blick zu Phil, der mit einem leisen Nicken beantwortet wurde, verriet mir, daß sein Einfall mit der Liste Erfolg gehabt hatte. Die drei Männer hatten also das Blatt Papier in der Hand gehabt und dadurch ihre Fingerabdrücke abgegeben.
***
Wir pokerten zwei Stunden, nachdem ich gleich zu Beginn erklärt hatte, daß ich um halb vier aufhören müßte, weil ich einen geschäftlichen Besuch zu machen hätte. In diesem Zusammenhang nannte ich den Namen eines in der Nähe liegenden Dorfes, durch das wir bei der Herfahrt gekommen waren.
Um Punkt 3.30 Uhr brach ich auf. Ich hatte eine so lange Zeit zwischen dem Besuch des Sheriffs und meiner Abfahrt verstreichen lassen, weil es vielleicht aufgefallen wäre, wenn ich ein paar Minuten nach dem Sheriff das Hotel verlassen hätte. Wir mußten jedes Aufsehen vermeiden, wenn wir den drei Burschen auf die Schliche kommen wollten. Denn daß mit ihnen irgend etwas nicht stimmte, davon war ich von Minute zu Minute mehr überzeugt.
In Harrisburg setzte sich sofort ein Mann vom Erkennungsdienst an den Tisch und nahm sich die beiden Blätter aus der Mappe. Innerhalb einer Viertelstunde waren die Prints gesichert. Ich rechnete die einzelnen Formeln aus und strich anschließend Phils Abdrücke heraus, da ich seine Formel auswendig kannte.
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