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0186 - Höllenfahrt um null Uhr zehn

0186 - Höllenfahrt um null Uhr zehn

Titel: 0186 - Höllenfahrt um null Uhr zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Höllenfahrt um null Uhr zehn
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pokern schon den ganzen Tag. Jails bat mich schon vor über ’ner Stunde, wenn ich zufällig hier bei der Post vorbeikäme, solle ich mal nachfragen, ob ein Päckchen für ihn eingegangen sei. Ich hab’s glatt vergessen. Hat er was da?« Gossers Gesicht war die Unschuld in Person. Die junge Frau empfand nicht das leiseste Mißtrauen, als sie erwiderte: »So ein Zufall! Mr. Jail war vor höchstens fünf Minuten da und hat das Päckchen abgeholt, das der Sheriff heute mittag für ihn abgab. Komisch, finden Sie nicht, Mr. Gosser?«
    »Was?« fragte Gosser gleichmütig. »Das Büro des Sheriffs liegt doch dem Hotel gleich gegenüber! Warum bringt der Sheriff das Päckchen nicht rüber ins Hotel, sondern gibt es hier postlagernd auf?«
    Gosser winkte ab: »Ach, wissen Sie, Mrs. Blick, es gibt Leute, die haben’s nicht gern, wenn sie mit einem Sheriff oder mit der Polizei zu tun haben. Sie denken immer, daß die anderen Leute gleich wunder was von ihnen denken. Vielleicht ist Jails auch so einer. Na, wenn er sein Päckchen selbst abgeholt hat, brauche ich es ja nicht mehr zu tun. Vielen Dank, Mrs. Blick! Grüßen Sie Ihren Mann!«
    »Danke schön, Mr. Gosser! Auf Wiedersehen!«
    »Bye, bye!«
    Gosser winkte ihr leutselig zu und verließ die Post. Kaum fühlte er sich unbeobachtet, als sich der Ausdruck in seinem Gesicht schlagartig veränderte.
    Dieser Lump! dachte er. Steht mit dem Sheriff in Verbindung, steckt vielleicht sogar mit ihm unter einer Decke und erzählt uns was von Geschäftsbesuchen! Mit einem Päckchen, das vom Sheriff kam! Verdammt, wenn man nur wüßte, was darin war!
    Eilig betrat er das Hotel über den Hof und huschte hinauf in sein Zimmer, das er mit Haily teilte, während Chackson in einem Einzelzimmer wohnte. Als Boß hätte er natürlich Anspruch auf das Einzelzimmer gehabt, aber es war zu gefährlich, Haily mit Chackson zusammenzuquartieren. Haily mußte dauernd beaufsichtigt werden. Der dumme Kerl konnte sich zu leicht verplappern. Und Chackson war auch nicht immer zuverlässig. Es war schon besser, wenn er, Gosser, selbst auf Haily aufpaßte.
    In seinem Zimmer ließ er sich aufs Bett fallen, stützte den Kopf in beide Hände. Bis jetzt war alles gutgegangen. Zum Teufel, sollten dieser Jails und dieser Greene vielleicht Detektive sein? Aber es war doch unmöglich, daß irgend jemand auf ihre Spur kommen konnte. Seit Januar waren sie zu dritt von einem Dorf zum anderen gefahren. Überall hatten sie sich nicht länger als drei Wochen aufgehalten. Überall waren andere Namen von ihnen in den Hotelbüchern eingetragen worden. Nirgendwo hatten sie das nächste Reiseziel angegeben. Es war völlig unmöglich, daß die Polizei ihre Spur erwischt hatte!
    Gosser stand auf und ging unruhig im Zimmer hin und her.
    Unten warten sie jetzt schon auf mich, dachte er. Zum Henker, ich kann es nicht ändern! Erst muß ich mir darüber klar werden, was jetzt zu tun ist. Vielleicht ist die Sache mit Jails und dem Sheriff ga'nz harmlos. Vielleicht aber auch nicht. Ich muß mir überlegen, was wir zu tun haben! Ich muß!
    Aber was kann man tun? Was, verflucht noch mal, soll ich meinen Leuten befehlen? Packen und heimlich verschwinden? Das könnte gerade am meisten auffallen. Einfach hierbleiben? Warten, bis dieser Jails zurückkommt?
    Gosser zündete sich eine Zigarette an. Lange Zeit stand er hinter dem Vorhang und sah über den Balkon hinab auf die Hauptstraße. Es gab nichts zu sehen, was irgendwie geeignet gewesen wäre, seinen Verdacht zu erregen. Das übliche geschäftige Leben des Dorfes, nicht mehr und nicht weniger.
    Noch ein paar Sekunden blieb er am Fenster stehen. Dann drehte er sich kurzentschlossen um, schloß seinen Koffer auf und suchte die Pistole heraus. Er ließ das Magazin herausschnappen, sah, daß es voll war, schob es wieder ein und steckte die Pistole in die Hosentasche.
    So oder so, dachte er. Auf jeden Fall müssen wir wissen, was mit Jails und Greene los ist.
    Er war schon an der Zimmertür, als ihm das Geld einfiel. Er ging noch einmal zurück und steckte sich ein Päckchen kleiner Scheine in die andere Hosentasche. Dann ging er hinab.
    Vor der Tür des Gesellschaftszimmers blieb er zögernd stehen.
    Sollte er nicht doch lieber warten, bis Jails zurück war? War es nicht besser, die Dinge an sich herankommen zu lassen?
    Und wenn Jails mit einem Haufen Polizisten zurückkehrte, dachte er, was dann? Dann ist es zu spät. Egal, und wenn ich diesem Greene eigenhändig die Zähne einschlagen

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