0195 - Eine schaurige Warnung
glückliche Heimkehr, ihr beiden.«
McNamara und Bradbury reagierten nicht. Sie blieben stumm, wo sie ansonsten immer einen Scherz auf den Lippen hatten. Sie rührten nicht einmal die großen Gläser an.
»He, was ist los?« Die Wirtin schob ihren Arm vor und faßte McNamara an der Hand.
Der starrte sie an.
Die Frau erwiderte seinen Blick.
Plötzlich bekam sie Angst. Aus solchen Augen hatte sie der Mann noch niemals angeblickt. So starr, so kalt, so leblos. Ohne Gefühl waren seine Augen. Die Wirtin hatte das Gefühl, als wären die übrigen Stimmen weit weg von ihr, so daß sie sich mit den beiden Männern auf einer Insel befinden würde.
»Was ist mit dir?« fragte sie und wollte ihren Arm zurückziehen, was sie jedoch nicht schaffte, denn die fünf Finger waren wie eine Klammer.
Dann öffnete McNamara den Mund.
Zuerst sah man nichts. Nur die normale Zunge. Doch einen Lidschlag später bewegte sich in seinem hinteren Rachen etwas, das sich langsam nach vorn schob und die untere Lippe sowie die Zahnreihe erreichte.
Etwas Langes, Grünes.
Die Augen der Frau wurden groß. Aus ihrem Gesicht verschwand das Blut. Kalkig weiß präsentierte sich die Haut. Die Wirtin wollte schreien, da fuhr etwas Glitschiges aus dem Mund des Mannes, das die Frau an eine Schlange erinnerte.
Es traf ihr Gesicht.
Hart klatschte es hinein, rutschte an der Wange entlang, und bevor sich die Frau versah, hatte es sich um ihren Hals gewickelt und zugezogen.
Von einer Sekunde zur anderen bekam die Wirtin keine Luft mehr. Sie riß zwar noch den Mund auf, um zu Schreien, aber der Griff war so hart, daß sie keinen Ton hervorbrachte.
Und McNamara zog.
Eine immense Kraft steckte in dem lianenartigen Gegenstand, der aus seinem Mund gedrungen war. Soviel Stärke, daß die Wirtin über die Theke gezogen wurde. An deren Rand wollte sie sich festklammern, doch ihre Finger rutschten ab. Zwei Nägel brachen. Mit ihrem Körper räumte sie Gläser weg, die zu Boden fielen und zersprangen.
Und die anderen?
Erst jetzt wurden sie aufmerksam. Die Männer mußten mit Entsetzen zusehen, wie die Wirtin über die Theke gezogen wurde. Die Frau wehrte sich, sie schlug mit den Armen, ihre Hände umklammerten den Gegenstand, wollten ihn wegziehen, doch sie kam gegen die Kraft nicht an.
Der andere ließ ihr keine Chance.
Bradbury wirbelte herum. Ein Mutiger wollte es wissen. Er hatte seinen Platz verlassen und stürzte auf die Theke zu, um der Frau zu Hilfe zu eilen.
Da öffnete Bradbury seinen Mund. Wie eine Peitschenschnur zuckte genau das gleiche Etwas zwischen den Zähnen hervor und umwickelte die Hüfte des Mannes.
Sein Vorwärtsdrang wurde gestoppt. Er rutschte aus. Es wirkte, als wären ihm die Beine weggezogen worden. Dann packte ihn eine ungeheure Kraft und hievte ihn vom Boden hoch, wobei er in der Luft schweben blieb.
Erst jetzt gellten die ersten Schreie auf. Die Gäste, allesamt harte Männer, wurden vom Grauen geschüttelt. Sie trauten sich nicht, einzugreifen, sondern wichen zurück und bildeten einen großen Kreis. Entsetzt mußten sie mit ansehen, was McNamara und Bradbury mit den beiden Menschen anstellten.
Die Bewegungen der Frau, die mittlerweile ebenfalls über dem Kneipenfußboden schwebte, wurden schwächer. Kaum konnte sie ihre Arme oder Beine noch steuern.
Ein dumpfer Aufprall. Ein Schrei. Bradbury hatte den Gefangenen hart zu Boden geschmettert. Mit dem Gesicht zuerst war er aufgeschlagen. Blut spritzte aus seiner Nase.
Wieder hab Bradbury ihn an. Der Mann war nur noch ein wimmerndes Bündel. Einen zweiten, ebenso harten Aufprall würde er nicht überleben.
Das war genau der Moment, wo wir die Gaststätte betraten!
***
Bläschen stiegen an die Oberfläche. Feine, kleine Perlen. Letzte Reaktionen auf einen schrecklichen Vorgang.
Und in der Wanne schwamm ein Skelett!
Ein zweites lag neben ihr auf dem Boden. Kein Hautrest klebte mehr auf den Knochen. Sie schimmerten bleich wie ein Vollmond im April. Die unheimliche Substanz, deren Zusammensetzung nur Mandragoro kannte, hatte ihre Wirkung nicht verfehlt.
Aus zwei Menschen waren Skelette geworden!
Wieder einmal hatte Abrakim gewonnen. Kichernd rieb er sich die Hände. »Ihr werdet meine Bäume schmücken!« flüsterte er. »Da bin ich ganz sicher. Ein prächtiger Schmuck werdet ihr sein, ihr verdammten Frevler. Noch keiner hat überlebt, wenn er sich direkt mit mir angelegt hat. Sie alle haben mitgeholfen, einen herrlichen Wald zu dekorieren. Bald werden überall die
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