02 - Aus Liebe zu meiner Tochter
jungen Libyer namens Sabri verliebt, der mit ihr zusammen am Portland State College in Oregon studierte. Als der gemeinsame Sohn Ahmed auf der Welt war, überredete Sabri seine Frau zu einer Reise nach Libyen. Einmal in Libyen, verfügte Sabri -wie in so vielen anderen Fällen -, daß Kit und Ahmed nicht wieder nach Hause dürften. Ihre Tochter Camella wurde in Libyen geboren.
Nach drei langen, unglücklichen Jahren der Gefangenschaft in diesem fremden Land konnte Kit Sabri dazu bewegen, daß sie und die Kinder die Ferien in den Vereinigten Staaten verbringen durften. Wie Kristine Uhlman reichte sie sofort die Scheidung ein und tauchte unter. Sabri folgte ihnen in die Vereinigten Staaten, um die Scheidung anzufechten.
Der Richter behielt die libyschen und amerikanischen Pässe der Kinder ein und verfügte ein beaufsichtigtes Besuchsrecht. Als Kit Widerstand leistete und erklärte, sie habe Angst um die Sicherheit der Kinder und um ihr eigenes Leben, drohte ihr der Richter, sie wegen Mißachtung des Gerichts einsperren zu lassen. Kit wußte, daß sie die Kinder einem größeren Risiko aussetzte, wenn sie ins Gefängnis mußte; widerstrebend verließ sie ihr Versteck. Bei seinem zweiten Besuch wickelte Sabri die vom Gericht bestimmte Aufsichtsperson mit seinem Charme ein und erhielt die Erlaubnis, unbeaufsichtigt mit den Kindern in ein Spielwarengeschäft zu gehen. Er verschwand mit ihnen, ohne eine Spur zu hinterlassen. Drei Wochen später schickte Sabri seinem amerikanischen Anwalt ein Telegramm, in dem stand, er und die Kinder befänden sich in Libyen.
Kit bat ihren Mann, sie zu einem Besuch nach Libyen
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kommen zu lassen, doch er wies sie schroff ab: »Du existierst für uns nicht mehr!« Drei Jahre nach der Entführung bombardierten die Vereinigten Staaten Gaddafis Hauptquartier in Tripolis, das nur eine Meile von dem Haus entfernt war, in dem Sabris Familie wohnte. Um Kit zu beweisen, daß die Kinder den Angriff überlebt hatten, schickte Sabri ihr später Fotos von Ahmed und Camella, die damals sechs und vier Jahre alt waren. Zwar brannte Kit darauf zu erfahren, wie die Kinder mittlerweile aussahen, aber sie hatte das Gefühl, die Bilder würden ihr »das Herz ausreißen«.
Kit sagte, daß sie ihre Kinder trotz des Trennungsschmerzes geliebt wisse, solange ihre Schwiegermutter am Leben sei. Aber sie fügte hinzu: »Sie wachsen in einem System auf, an das ich nicht glauben kann. Sie wachsen mit Werten auf, mit denen ich nicht umgehen kann. Das Schulsystem dort ist ganz anders als unseres hier.«
Kit hat eine Menge über kulturelle Unterschiede gelernt und versteht nun die Rolle, die der Vater im Islam hat.
Sie befindet sich in einem schrecklichen Zwiespalt: »Ich habe diese Kinder zur Welt gebracht, sie gehören zu mir. Aber er liebt sie auch, und in seiner Gesellschaft gehören sie zu ihm.«
Kit räumt ein, daß sie sich in einer weit glücklicheren Lage befindet als viele andere Eltern von entführten Kindern: »Ich weiß wenigstens, wo meine Kinder sind, und vielleicht werde ich eines Tages . . .« Ihre Stimme verliert sich. Gefragt, ob sie je selbst an eine Entführung denke, sagt sie: »Ich möchte meine Kinder nur auf der Basis einer friedlichen Einigung. Noch eine Entführung wäre für die Kinder verheerend. Sie sprechen kein Englisch, und sie sind schon so lange dort.« Weil Kit ihre Kinder liebt, möchte sie die beiden nicht einem zweiten solchen Schock aussetzen.
Kit schreibt Ahmed und Camella weiterhin Briefe und
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schickt ihnen Geschenke, ohne zu wissen, ob diese ankommen. Sie versucht weiterhin, bei den Kindern anzurufen, obwohl man sie nie mit ihnen sprechen läßt. Auch nach zehn Jahren unsäglichen Leidens hat Kit nicht aufgegeben. Sie hofft, daß sie ihre Kinder später einmal kennenlernen kann, wenn sie erwachsen sind.
In Kits Fall ist der Richter einer verbreiteten falschen Vorstellung gefolgt: nämlich der, daß das Gericht die Kinder durch Sicherstellung ihrer Pässe schützen könne. (Manche Richter haben noch naivere Ideen. Sie drohen, elterliche Entführer wegen Mißachtung des Gerichts zu belangen, wenn diese gerichtliche Anordnungen nicht befolgen - eine leere Drohung für jemanden, der das Land verlassen will.) Das Gericht übersah eine offensichtliche Lücke der internationalen Paßabkommen: die Möglichkeit eines jeden Ausländers, Kinder mit Hilfe des in seinem Heimatland ausgestellten Passes über die Grenze zu bekommen.
Laut Teresa Hobgood, der Beamtin des
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