02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
Tür von Patrick Foakes' Stadthaus
zu. In seiner gestreiften Jacke war er die Eleganz in Person. Sein Haar war à
la Titus geschnitten und in seiner Hand hielt er ein Spitzentaschentuch.
Unglücklicherweise konnte Mole es ihm an Eleganz nicht nachtun, obwohl er dank
des geplagten Francois ebenfalls eine gestreifte Jacke trug.
»Wir sind
Repräsentanten vom Hofe des großen Sultan Selim III«, erklärte Foucault Patrick
einige Minuten später.
Patrick machte eine
förmliche Verbeugung. »Es ist mir eine Ehre, Ihre Bekanntschaft zu machen«,
murmelte er. Er kannte sich sehr gut mit den langatmigen internationalen
Höflichkeitsbezeugungen aus und machte sich innerlich auf eine endlose halbe
Stunde gefasst.
»Ich muss Ihnen
bedauerlicherweise sagen, dass mein lieber Begleiter, Bayrak Mustafa, noch
nicht die englische Sprache beherrscht«, sagte Foucault. »Er ist ein treuer
Freund Selims. Darf ich fragen, ob Sie vielleicht Türkisch sprechen?«
»Unglücklicherweise
nein«, erwiderte Patrick. Er verbeugte sich vor Mole und wandte sich dann
wieder an Foucault. »Darf ich Ihnen und Mr Mustafa eine Erfrischung anbieten?«
Foucault wandte
sich an Bayrak Mustafa, und ein Schwall Türkisch kam über seine Lippen. Patrick
beobachtete ihn mit Interesse. Einen Moment lang hatte er ihn für einen
Hochstapler gehalten, aber offensichtlich sprach er fließend Türkisch. Patrick
merkte, dass Foucault sein Gegenüber nicht als Gleichgestellten behandelte.
Bayrak Mustafa musste eine Art niederer Gefolgsmann des ach so eleganten
Foucault sein.
Mustafa grinste,
nickte Patrick zu und erwiderte etwas auf Türkisch.
»Mein Begleiter und
ich wären entzückt, Ihre nähere Bekanntschaft zu machen«, sagte Foucault auf
seine schleppende Art.
Patrick klingelte
nach einem Diener. »Ich muss Ihnen ein Kompliment über Ihre Türkischkenntnisse
machen«, sagte er wieder an Foucault gewandt.
Monsieur lachte
geschmeichelt und wedelte mit seinem Spitzentaschentuch. »Ach, Sir, wie Sie
vielleicht bemerkt haben, bin ich kein gebürtiger Türke.«
Als Patrick ihn
fragend ansah, fuhr er fort. »Ich habe den teuren Selim kennen gelernt, als er
1788 nach Frankreich reiste. Wir entdeckten, dass wir ... Geistesverwandte
sind.« Ein Lächeln um spielte Foucaults dünne Lippen. Es stimmte tatsächlich.
Er hatte den albernen Selim tatsächlich getroffen, als der Türke Paris unsicher
machte, Frauen kniff und überall Chaos anrichtete.
Diese Erklärung
leuchtete Patrick ein. Er war Selim ebenfalls begegnet und dieser aalglatte
Franzose war genau die Sorte Mann, mit der sich Selim umgab.
»Als es zu den
unglückseligen Ereignissen kam, durch die Selim seine Beziehungen zu Frankreich
abbrechen musste« -mit einer einzigen Handbewegung tat Foucault Napoleons
Invasion von Ägypten, der größten Provinz des Osmanischen Reichs, ab -
»flehte mich Selim regelrecht an, unsere Freundschaft nicht zu beenden. Ich
hatte schon lange den dringenden Wunsch verspürt, in der englischen Hauptstadt
zu leben, und daher war er so freundlich, mich zu seinem Abgesandten zu machen.
Der liebe Mustafa ist mein ergebener Helfer und gemeinsam erwarten wir Selims
Sendschreiben. Gelegentlich erfüllen wir kleinere Aufgaben. So hat Selim zum
Beispiel eine Vorliebe für Husarenstiefel und jeder weiß, dass in England die
besten Stiefel gefertigt werden.« Foucault warf einen liebevollen Blick auf
seine eigenen Stiefel.
»Selim hat erfahren,
dass Sie, mein verehrter Herr, zu seiner Krönung ins Osmanische Reich reisen
werden - was für ein großartiger Anlass und so wollte er natürlich, dass
ich Ihre Bekanntschaft mache.« Foucault nippte geziert an seinem Fruchtlikör.
Patrick nickte. Er
fragte sich langsam, was Foucault von ihm wollte. Der Mann strahlte eine
leichte Anspannung aus, die Patricks Misstrauen weckte. Und sein Begleiter sah
aus wie ein Aufrührer. Wahrscheinlich war Foucault tatsächlich eine Art
Beschaffer für Selim, und er wollte verdammt sein, wenn das, was an englischen
Produkten seinen Weg in die Türkei fand, nur aus englischem Leder gemacht
wurde.
Aber Monsieur
Foucault konnte man nicht drängen. Nachdem sie eine in seinen Augen angemessene
Anzahl an Nettigkeiten ausgetauscht hatten, kam er schließlich zur Sache. »Ich
würde furchtbar gerne an Selims Krönung teilnehmen«, sagte er, »aber leider ist
meine Anwesenheit in London unerlässlich.«
Er versuchte, den
Eindruck zu vermitteln, dass er in jedem vornehmen Haus sehnsüchtig erwartet
wurde. Patrick
Weitere Kostenlose Bücher