02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
säuselte sie mit zuckersüßer Stimme,
doch ihr Blick war eisig. »Ihre Hand muss sich zu meinem Teller verirrt haben.«
»Mein Gott«, sagte
Braddon ehrfürchtig. »Ich will verdammt sein, wenn du nicht genauso kalt
dreinblickst wie Sophies Mutter, Maddie. Und sie hat den gemeinsten Blick in
ganz London.«
Madeleine wirkte
entzückt.
»Um Madeleine als
Tochter eines Marquis' auszugeben muss sie kühler sein als meine Mutter«,
erinnerte Sophie die beiden. »Ihre Manieren müssen über jeden Zweifel erhaben
sein. Nun mal angenommen, der Lakai erscheint mit einer italienischen
Cremespeise.«
Ein paar Wochen später starrte Patrick
grimmig auf die Papiere, die sich auf seinem Schreibtisch aus Rosenholz
stapelten. Immer wieder sah er vor sich, was er am Morgen in seinem Bett
zurückgelassen hatte und er konnte sich nicht mehr auf die Ladepapiere und die Briefe
seines Vermögensverwalters konzentrieren. Er sah eine weiße, weiche Hand, die
er sacht von seinem Ellbogen lösen musste. Sophie hatte geseufzt und sich im
Bett herumgedreht, wobei der zarte Baumwollstoff ihres Nachthemds am Kragen
auseinandergeklafft war. Er hatte sich zwingen müssen, zu gehen.
Plötzlich öffnete
sich die Tür zur Bibliothek, und Patrick blickte verärgert auf Die Dienerschaft
hatte strenge Anweisungen, ihn tagsüber nicht zu stören. Aber es war weder sein
Sekretär noch ein entschuldigend dreinblickender Lakai. Stattdessen schlüpfte
seine Frau durch die schwere Tür und schloss sie hinter sich.
Lautlos ging Sophie
über den dicken Teppich zu Patricks Schreibtisch hinüber. Er wirkte beinah
überrascht, sie zu sehen und beinah hätte sie den Mut verloren. Dennoch ging
sie weiter, blieb neben seinem Stuhl stehen und legte ihre Hände auf seine
nackten Arme. Er hatte seine Manschettenknöpfe abgenommen und die Ärmel
hochgekrempelt, um den Stoff nicht mit Tinte zu beschmutzen. Ihre Finger legten
sich liebkosend um seinen muskulösen Arm.
»Hast du keine
Verabredung mit Braddon?« Patrick hatte den ganzen Tag daran gedacht, das
Donnerstag war, und Sophie verbrachte diesen Tag fast immer mit Braddon. Er
nannte ihn bereits heimlich den Braddon-Tag.
»Ich habe abgesagt«,
erwiderte Sophie. »Womit warst du gerade beschäftigt?«, fragte sie.
»Ach, nur mit
meiner Arbeit«, antwortete Patrick.
Als sie ihn
daraufhin mit leicht hochgezogener Augenbraue ansah, warf er einen Blick auf
seinen Tisch. »Ich sehe die Ladedokumente der letzten Lieferung aus Russland
durch.«
»Was tust du mit
ihnen?« Sophie wirkte aufrichtig interessiert. Sie beugte sich ein wenig nach
vorne, um die unleserlichen Zahlenkolonnen zu entziffern.
»Was bedeutet das
hier?« Ein rosiger Fingernagel verharrte in einer Reihe, in der etwas wie
»14.40SL« stand.
»Das -«,
Patrick kniff die Augen zusammen, »sind Samoware. Wir haben vierzig -
nein, vierzehn - Samoware an einen Händler im East End geliefert, der sie
bestellt hatte.«
Sophie seufzte.
»Ich würde furchtbar gerne nach Russland reisen.«
»Wirklich?«
Sophies Augen
leuchteten. »Hast du Kotzebues Bericht über seinen Reisen durch Sibirien
gelesen?«
Nein«, erwiderte
Patrick. Er stellte seine Feder in die dafür vorgesehene Halterung. Dann lehnte
er sich zurück und musterte seine junge Frau. Seiner Erfahrung nach empfanden
wohlerzogene englische Damen eine Reise nach Bath bereits als schreckliche
Entfernung.
Sophie sah an
diesem Morgen wie eine der best erzogenen englischen Damen aus, die er kannte.
Sie trug ein weißes Hauskleid aus Musselin, das am Saum mit komplizierten
Stickereien versehen war. Es war wunderschön gearbeitet, aber weder besonders
Aufsehen erregend noch furchtbar aufreizend. Es fiel ihm nicht zum ersten Mal
auf, dass Sophie seit ihrer Hochzeit ein wenig ihren Stil verändert hatte.
Nicht, dass er sich beschweren wollte. Beim bloßen Anblick ihres rosafarbenen
Beins, das durch die weißen Stofflagen hindurchschimmerte, spürte er eine
wachsende Hitze in seinen Lenden.
Abrupt beugte sich
Patrick nach vorne und unterbrach Sophies begeisterte Beschreibung von
Kotzebues Abenteuer, indem er Sie mühelos auf seinen Schoß zog.
Sophie kicherte,
machte aber keine Anstalten, von seinem Schoß herunterzuspringen. Stattdessen
blickte sie ihn an und ihre blauen Augen verdunkelten sich zu einem dunklen
Lila, was Patrick als sehr gutes Zeichen wertete. Er senkte den Kopf und legte
seinen Mund auf ihre kirschroten Lippen, bevor sie protestieren konnte.
Sophie schien
jedoch gar nicht
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