02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
sie
völlig.
Genau in diesem
Augenblick tauchte Alex in der hohen Terrassentür auf und lächelte freundlich.
»Lady Sophie, dürfte ich Ihren Verlobten einen Augenblick entführen?«
Nachdem er sich
schnaufend vor ihr verbeugt und anschließend seine Weste nach unten gezogen
hatte, folgte Braddon Alex glücklich ins Haus und ließ Sophie alleine und
verloren auf der Terrasse zurück. Sie schlenderte zur linken Seite der
Terrasse, denn auf der anderen Seite war er
Lucien Boch
begrüßte sie lächelnd. Er war ihr der liebste unter ihren Verehrern, aber
dennoch betrachtete sie ihn mit kühler Vorsicht. Schließlich war es Luciens
Schwester, die wie eine alberne Gans an Patricks Arm hing.
»Wehe mir!«, sagte
Lucien, und in seinen schwarzen Augen blitzte es charmant. »Aus irgendeinem
Grund bin ich bei meiner Lieblingsengländerin in Ungnade gefallen. Versprechen
Sie mir, dass es nichts mit Ihrer bevorstehenden Vermählung zu tun hat, Lady
Sophie! Mein Herz wird Ihnen auf ewig zu Füßen liegen ... Vermählung hin oder
her.«
Angesichts dieses
Unsinns konnte sich Sophie ein Lächeln nicht verkneifen.
Lucien beugte sich
vor und sein französischer Akzent verlieh seinen Worten einen äußerst
verführerischen Klang. »Ich muss Ihnen sagen, Lady Sophie, dass ein echter
Franzose sich nie durch eine lumpige Eheschließung daran hindern lassen würde,
seiner wahren Liebe sein Herz zu Füßen zu legen. Niemals.«
»Davon bin ich in
Ihrem Fall überzeugt«, erwiderte Sophie mit einem Lachen. »Aber wir, die wir
nur halbe Franzosen sind ... nun, wir fühlen uns an die Konventionen gebunden.«
»Welch
schrecklicher Verlust«, sagte Lucien bedauernd. »Sie müssen mir aber zumindest
versprechen, werte Dame, dass ich Ihr Kavalier bleiben darf, wenn Sie eine
Gräfin geworden sind. Ich werde -« Was immer Lucien auch an übertriebenen
Versprechungen abgeben wollte, so wurde er von Charlotte unterbrochen, die laut
in die Hände klatschte.
»Hört, hört«, sagte
sie fröhlich. »Bevor wir den heutigen Abend beenden, wollen wir noch ein
altmodisches Spiel spielen. Ich schlage vor, wir spielen Verstecken. Oder
vielleicht doch lieber Blinde Kuh?«
»Verstecken!«,
riefen die jungen Damen.
»Dann also
Verstecken«, sagte Charlotte. Sie hielt ein langes, lilafarbenes Tuch in die Höhe.
»Da diese Party ihr zu Ehren stattfindet, fängt Lady Sophie an. Wer sie findet,
muss das Tuch nehmen und ist selber an der Reihe. Es gibt nur eine Regel: diejenige,
der das Tuch hat, muss ehrlich antworten, wenn er danach gefragt wird.«
Es gab einige Einwände
und Fragen und Charlotte musste erneut die neuen Regeln erklären vor allem, was
es mit dem Tuch auf sich hatte. Bald bemerkte sie das Leuchten in den Augen
ihrer Gäste, denen klar wurde, dass sich während des Spiels endlose
Möglichkeiten zu Tändeleien bieten würden. Auf Charlottes Anweisung hin nahmen
Lakaien die erleuchteten Fackeln und verteilten sie entlang der gewundenen
Pfade, so dass der Garten bald wie ein nächtlicher Sternenhimmel funkelte.
Bevor Sophie
wusste, wie ihr geschah, stürzte Charlotte auf sie zu und band ihr das Tuch um
den Hals. »Geh zum Sommerhaus!«, flüsterte Charlotte und versetzte ihr einen
sanften Schubs. Ohne lange nachzudenken lief Sophie den Gartenpfad entlang.
Sie fühlte sich
elend und erbärmlich. Was, wenn Charlotte mit ihrer beharrlichen Meinung Recht
hatte, dass es ein Fehler war, Braddon zu heiraten? Sophie erreichte das
Sommerhaus und ließ sich auf eine weiße Bank sinken. Sie war dankbar für den
Moment der Stille. In der Ferne hörte sie Charlottes hohe, klare Stimme, die
bis hundert zählte.
Nein, es war
richtig, Braddon zu heiraten. Denn wenn sie mit kühlem Kopf über den Verlauf
des Abends nachdachte, dann war es nicht Braddons fehlender Wunsch, sie zu
küssen - wen kümmerte das überhaupt? -, sondern Patricks Flirt mit
Daphne Boch, der sie so unglücklich machte. Und diese brennende Eifersucht war
genau das Gefühl, das sie durch die Vermählung mit Braddon zu meiden suchte.
Sophie lehnte ihren
Kopf gegen den Gitterrahmen der Gartenlaube und schloss die Augen. Ihre Gedanken
ordneten sich und alle Qual fiel von ihr ab. Ich sollte die Heirat mit Braddon
vorantreiben, dachte sie. Denn wenn ich erst einmal Braddons Frau bin, mich
nach Patrick
dann werde ich
aufhören, Foakes, dem schlimmsten Lebemann von allen, zu verzehren.
Überrascht riss sie
die Augen auf, als sie spürte, wie jemand sanft an dem Tuch zog, das um ihren
Hals
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