02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
spricht heute noch davon, als ich einmal ihr Verbot
missachtete und davonlief, um einen Hahnenkampf anzusehen. Und da war ich erst
zwölf Jahre alt.«
Sophie lehnte sich
nach vorne und schaute Braddon so betörend wie möglich an. Sie zog sogar einen
kleinen Schmollmund.
»Oh Braddon, Sie
haben doch wohl keine Angst vor Ihrer Mutter, oder?«
»Natürlich habe ich
das«, erwiderte Braddon. »Meine Mutter ist ein Angst einflößender, alter
Drache, da können Sie jeden fragen. Außerdem« - und dabei blickte er sie
misstrauisch an - »geht es hier nicht eigentlich darum, dass Sie Angst
vor Ihrer Mama haben?«
Sophie war gerade
dabei, ihre Argumente für eine neue Attacke zurechtzulegen, als sich eine
strenge Stimme in ihre Unterhaltung einmischte. Sophies Mutter, die Marquise,
stand vor ihnen, und ihr hervorgereckter Busen verriet äußerste Abscheu.
»Diese Party«,
sagte sie erbittert, »ist ein Affront.«
Automatisch sah
sich Sophie nach ihrem Vater um. Da war er ja. Er saß ganz harmlos neben
Sylvester Bredbeck, nachdem er sich schon den ganzen Abend über korrekt
verhalten hatte - zumindest in den Momenten, in denen Sophie ihn
beobachtete hatte.
Braddon erhob sich
hastig und bot der Marquise seinen Stuhl an.
Eloise setzte sich,
obwohl sie offensichtlich viel lieber nach ihrer Kutsche verlangt hätte. »Miss
Daphne Boch ist unauffindbar«, sagte sie mit eisiger Stimme, »und das Gleiche
gilt für Patrick Foakes, den Bruder des Gastgebers.« Sie richtete einen Blick
auf ihre Tochter, der einem Basilisken zur Ehre gereicht hätte. »Wie es
scheint, wurden sie das letzte Mal gesehen, als sie in Richtung Garten gingen.
Miss Daphnes Bruder kann sie scheinbar nirgends finden.«
Braddon schluckte.
»Ich bin sicher, sie werden bald wieder auftauchen«, sagte er, denn ihm waren
die Gerüchte, die um Sophie und Patrick im Umlauf waren, nur zu gut bekannt.
Sophie starrte auf
die Hände in ihrem Schoß hinunter, die sie ohne es zu merken ineinander
verkrallt hatte. Sie befürchtete, dass sie sich nie wieder voneinander lösen
würden.
»Ich bin sicher,
diese junge Dame wird nicht so töricht sein und Foakes Antrag ablehnen.« Eloise
warf ihrer Tochter erneut einen zornigen Blick zu. Es ärgerte Eloise bis ins
Mark, dass sich ihre Tochter mit einem Mann blamiert hatte, der es sich ganz
offensichtlich zum Hobby machte, junge Damen zu kompromittieren. Foakes musste
wie zweifelt auf der Suche nach einer Braut sein oder etwas in der Art.
Sophie spürte, wie
Braddon tröstend seine Schulter gegen sie presste, als er sich einen Stuhl
heranzog. Sein Stimme klang beschwichtigend. »Patrick hat mir erzählt, dass
Lady Sophie seinen Antrag abgelehnt hat, und ich muss sagen, ich
bin sehr glücklich,
dass sie noch frei war, meinen Antrag anzunehmen.«
Braddon nahm
Sophies verschlungene Hände in die seinen und löste sie mit einem kurzen Ruck
voneinander. Dann hob er ihre leblosen Finger mit einer romantischen Geste an
die Lippen und drückte ihnen einen Kuss auf.
Die Marquise
betrachtete Braddon wohlwollend. Hier war endlich mal ein junger Mann mit den
richtigen Ansichten, und außerdem verstand er es noch, sich nett auszudrücken.
Er erinnerte Eloise an die Stutzer, die ihr in ihrer Jugend den Hof gemacht
hatten.
Sophies Herz raste.
Patrick würde heiraten und diese französische Schlampe Daphne zur Frau nehmen.
»Maman«, sagte sie und hob
endlich den Kopf. »Ich glaube, ich bekomme Kopfschmerzen. Darf mich Lord
Slaslow nach Hause begleiten?«
Eloise richtete
einen strengen Blick auf ihre Tochter. Wollte sie ihre Verlobung durch ein
überstürztes, unbedachtes Verhalten ruinieren, durch das der Graf eine
schlechte Meinung über sie entwickeln könnte? Nein. Sophie sah tatsächlich
recht blass und unwohl aus. Ein Ausdruck mütterliche Sorge erschien auf Eloises
Zügen.
»Natürlich«,
erwiderte sie. »Ich werde deinen Vater suchen, und wir werden uns sobald wie
möglich verabschieden. Und ich werde dich und Lord Slaslow bei unseren
Gastgebern entschuldigen, sobald ich sie gefunden habe.« Sie sah sich im
Gartensalon um, aber weder Alex noch Charlotte waren zu sehen.
»Fahr sofort nach
Hause, Sophie, und lass dir von der Köchin eine gewürzte, heiße Milch
zubereiten. Bei Kopfschmerzen hilft nichts besser als eine gewürzte, heiße
Milch.«
Sophie lächelte
ihre Mutter an und umklammerte mit kalten Fingern Braddons Samtumhang. Braddon
ist solch ein zuvorkommender Mensch, dachte sie dankbar, während er sie rasch
aus
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