02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
die seine Wimpern
warfen.
Ohne nachzudenken
hob sie die Hand an seine Wange. »Wie schön du bist«, flüsterte sie.
Aber Patrick
schreckte vor ihrer Berührung zurück. »Ich fürchte wirklich, Lady Sophie, dass
Ihr Verlobter Sie bereits vermisst.« Seine Stimme klang galant, aber sein
Gesicht wirkte völlig unnachgiebig.
Sophie wollte etwas
sagen, hielt dann jedoch inne. Er hatte Recht.
Angesichts des
vielsagenden Schweigens zwischen ihnen verdüsterte sich Patricks Miene. Ohne zu
zögern band er sich das lilafarbene Tuch um den Arm. »Es war bezaubernd, Sie
wiederzusehen, Gräfin. Wie immer.«
Sophie fröstelte
trotz der warmen Nachtluft und langsam kullerten zwei Tränen über ihre Wangen.
0 Gott, jetzt war
es passiert. Ihr Leben war ruiniert. Sie hatte sich in einen Lebemann verliebt,
auch ohne ihn vorher zu heiraten. Zwei weitere Tränen folgten.
Unbewusst imitierte
sie die Haltung ihrer Mutter und richtete sich kerzengerade auf Zumindest würde
er es nie erfahren ... und das Gleiche galt für den Rest der Welt. Sie würde
von nun an dafür sorgen, dass ganz London glaubte, dass sie Braddon abgöttisch
liebte. Sollten sie jemals auch nur vermuten, was sie für Patrick empfand, wäre
die Blamage nicht auszudenken. Erneut überlief Sophie ein Frösteln.
Als sie den Garten
verließ, traf sie auf zweijunge Damen, die aufgeregt über Tücher und gestohlene
Küsse plapperten und gemeinsam stürzten sie durch die Türen ins Haus. Dabei
klang Sophie das eigene Kichern hohl und unecht in den Ohren wider.
Wie es für das
englische Klima typisch war, schlug das Wetter plötzlich um. Regenböen löschten
die zischenden Fackeln und die Lakaien zogen die Verandatüren hinter den
Mädchen zu.
Braddon saß neben
seiner Mutter und blickte dankbar zu ihr auf, als Sophie näher kam. »Mylord.«
Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.
Braddon verbeugte
sich vor ihr. »Lady Sophie, ich glaube, es wird wieder zum Tanz gespielt.
Würden Sie mir die Ehre erweisen?«
Als sie recht
schwerfällig eine Gavotte begannen, überkamen Sophie einen Moment lang Zweifel.
Vor ihr lag ein Leben voller schwerfälliger Tänze. Nichts konnte sie zu der
Annahme verleiten, dass Braddons Taillenumfang sich nach ihrer Heirat
verringern würde. Es sah sogar eher danach aus, als ob Braddon den mächtigen
Bauch seines verstorbenen Papas bekommen würde.
Aber als sie am
anderen Ende des Raums ankamen, blickte sie auf und begegnete Braddons
freundlichen, blauen Augen, die sie anstrahlten. »Hatten Sie Spaß im Garten,
Lady Sophie? Da hat sich Lady Sheffield ja ein teuflisches Spiel ausgedacht,
was? Ich hatte das Tuch auch eine Weile«, gestand er ihr, »aber dann kam
Patrick Foakes anstolziert und hatte auch eines, das meinem aufs Haar glich. Es
sieht wohl so aus, als hätten sie Schindluder mit uns getrieben. Also so was.«
Sophie dachte
verwundert über seine Worte nach. Schindluder war wohl genau der richtige
Ausdruck. Zwei Tücher - und wieso hatte Patrick sie so schnell gefunden?
»Braddon«, sagte sie,
»können wir uns einen Moment hinsetzen? Ich würde gerne etwas mit Ihnen
besprechen.«
Braddon wirkte ein
wenig beunruhigt. Damen, die sich unterhalten wollten, schnitten seiner
Erfahrung nach selten ein angenehmes Thema an.
Und so war er
tatsächlich einen Moment später zutiefst schockiert.
»Aber - aber -
Lady Sophie!«
»Ich kann einfach
nicht warten. Meine Gefühle für Sie sind zu stark.« In Sophies Blick lag ein
Ausdruck süßer Qual, als sie zu Braddon aufschaute.
Doch sie erkannte
schnell, dass es keinen Sinn hatte, weiterhin zu behaupten, dass sie aus Liebe
mit ihm durchbrennen wollte. Diese Vorstellung würde bei Braddon und seinem
prosaischen Gemüt keinen Anklang finden. Sie senkte die Stimme.
»Es ist wegen
meiner Mutter. Sie treibt mich an den Rand des Wahnsinns. Sie und ich« -
sie legte die Hand auf Braddons Arm - »wir sind erwachsen, mein Gott.«
»Das stimmt.«
Braddon war immer noch unsicher, aber als Sophie ihre Mama erwähnte, vespürte
er einen Anflug von Mitgefühl für seine Verlobte. Da hatten sie nun wirklich
etwas gemeinsam. »Ich weiß genau, was Sie meinen«, gestand er. »Meine Mutter
hat ... nun, Sie kennen sie ja.«
»Dann wollen wir
durchbrennen!« Sophie blickte Braddon hoffnungsvoll an.
»Das geht nicht,
meine Liebe.« Braddon schüttelte den Kopf. »Das wäre nicht richtig. Und
außerdem würde meine Mutter mir das nie verzeihen und es mir mein Leben lang
vorwerfen. Wissen Sie, sie
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