02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
Hoffnung aufgeben,
seine Madeleine je heiraten zu können.
Schließlich kehrte
Sophie in die Gegenwart zurück und bemerkte, dass ihr Badewasser kalt geworden
war. Sie stand auf und wickelte sich in ein Handtuch. Ohne lange darüber
nachzudenken, holte sie ihre türkische Grammatik hervor, die sie sorgfältig
versteckt hatte.
Mit einem
glücklichen Seufzen vertiefte sie sich in die türkischen Verben. Sie waren
erstaunlich interessant, denn sie veränderten sich, je nachdem, wer sprach. »Seni
seviyorum«, flüsterte sie. Ach liebe dich. Seni seviyor. Er liebt
dich.« Sophie schüttelte den Kopf und vertrieb diesen Gedanken. Dann wandte sie
sich prosaischen Sätzen zu.
Wissentlich
missachtete sie den Rat ihrer Mutter - und es war ein wunderbares Gefühl.
Kein Wunder, dass Braddon glaubt, ich könnte Madeleine beibringen, wie sich
eine echte Aristokratin benimmt, dachte Sophie schläfrig. Sie war bei der
Königin der tonangebenden Aristokratinnen in die Schule gegangen, und zwar bei
der Marquise von Brandenburg. Was Eloise nicht über korrektes Verhalten wusste,
war es nicht wert, beachtet zu werden.
Schuldbewusst schob
Sophie hastig die Grammatik beiseite für den Fall, dass Patrick plötzlich die
Kabine betrat. Verlass dich darauf, hörte sie die strenge Stimme ihrer Mutter,
dass kein umsichtiger Mann eine Frau akzeptiert, die mehr weiß, als er selber.
Sophie seufzte und
dachte an Patricks Geständnis hinsichtlich seiner schlechten
Französischkenntnisse. Ihre Mutter hatte ohne Zweifel Recht.
Arme Eloise! Sie
hatte jahrelang versucht, Sophie ihre Leidenschaft für Sprachen auszureden. Das
Lateinische hatte sie am härtesten bekämpft. »Latein ist so unweiblich wie ein
Bart im Gesicht einer Frau«, hatte sie mit vor Zorn weißen Lippen protestiert.
Aber George hatten
sich gegen seine Frau durchgesetzt, und so verbrachte Sophie ihre Vormittage
mit dem Konjugieren von Verben.
Sophies Grinsen
verschwand, als ihr bewusst wurde, worauf die meisten Ermahnungen ihrer Mutter
eigentlich abzielten. Eloises Lieblingsspruch lautete: »Junge Frauen müssen nur
lernen, wie man sich einen Mann sucht.« Braddons Madeleine würde in der Tat
tüchtig lernen müssen, wenn sie hoffte, diesen Plan umzusetzen. Sophie schob
die Zwangslage von Braddon und seiner Pferdehändler-Tochter beiseite und
nahm sich wieder ihre Grammatik vor. Mit ein bisschen Glück würde sie die
komplizierten Vergangenheitsformen beherrschen, bevor Patrick zurückkehrte. Als
Patrick die Kabine betrat, fürchtete er, eine gereizte Ehefrau vorzufinden, die
ungeduldig auf ihn wartete. All seine Erfahrungen mit Frauen hatten ihn zu der Überzeugung
geführt, dass man eine frisch gebackene Ehefrau niemals alleine ließ, vor allem
dann nicht, wenn man sie rüde an ihrer Lieblingsbeschäftigung hinderte und sie
nicht mehr mit den Damen Tee trinken und einkaufen konnte. Er hatte drei
Stunden mit dem Kapitän über die Meeresströmung vor Cornwall und das Fehlen
eines zweiten Maats gesprochen.
Er verspürte ein
leicht schlechtes Gewissen wegen seiner unfreundlichen Gedanken, als er die
Kabine betrat und Sophie in ein Negligee gehüllt friedlich in einem Sessel saß.
Sein Schuldgefühl wurde schnell durch ein anderes Gefühl vertrieben. Gott, er
hatte wirklich eine schöne Frau geheiratet! Sophies honigfarbenes, immer noch
feuchtes Haar fiel ihr in schimmernden Locken über die Schultern und den Rücken
hinunter. Ihre Augen wirkten im Schein der Kerzen wie dunkler Purpur.
»Wo ist deine
Zofe?«, fragte Patrick, und sogar ihm selber fiel auf, wie schroff seine Stimme
klang.
Sophie blickte ihn
überrascht an. »Simone leidet ein wenig an der Seekrankheit. Ich habe sie für
heute in ihre Kabine geschickt.«
Patrick schluckte.
Sophie musste wund sein; jedenfalls viel zu wund, um erneut die Aktivitäten vom
Morgen aufzunehmen. Er schlenderte zu ihr hinüber und ging neben ihrem Sessel
in die Hocke.
Sophie lächelte.
Ein unbeschreibliches Glücksgefühl erfüllte sie. Ihre Ehe gestaltete sich
wunderbar und sie hatte die türkische Vergangenheitsform gemeistert. In ihrem
Gedächtnis war der unausgesprochene Satz: »Seni sevdi: Ich liebte ihn«
verankert.
Mit Absicht lehnte
sie sich nach vorne, so dass das durchsichtige Seidengewand am Hals
auseinanderklaffte. »Wusstest du, dass es keine englische Entsprechung für das
Wort deshabillé gibt, Patrick?«
Patricks Augen
verdunkelten sich. »Mein Französisch wird von Minute zu Minute schlechter.«
Sein warmer Atem
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