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02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren

Titel: 02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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ihm doch nicht vertrauen.“ Der Junge schwieg. Und ich fragte nicht weiter. Aber wenn von Papa Felix künftig die Rede war, hörte ich etwas genauer hin.
    Jo zog zu Okereke in den Flachbau. Mama Ada und Mama Bisi halfen ihm, sich ein Zimmer herzurichten. Genau genommen kannte Mama Bisi ihren Sohn kaum. Als er auf der Farm eintraf, war Jo 21. Von seiner Mutter war er im Alter von sechs Jahren getrennt worden - ein üblicher Brauch im Harem von Lagos.
    Seine beiden jüngsten Schwestern Efe und Jem lernte er ebenfalls erst richtig auf unserer Farm kennen. Zuvor waren sie sich zwar bei Familienfesten begegnet, da aber auch bei diesen Gelegenheiten selbst für Geschwister kaum die Möglichkeit bestand, ausführlich miteinander zu sprechen, begegneten sich die drei wie Fremde.
    Efe, die etwas aufgeschlossener war, suchte auf der Farm durchaus die Nähe zu Jo. Jem hingegen sagte mir ziemlich offen, dass sie ihren Bruder zwar für einen guten Arbeiter hielt, ansonsten aber für einen Einfaltspinsel. Jem war bereits 14
    und interessierte sich für Jungs. Ich glaube, sie wusste einfach nicht, wie sie mit diesem fremden, muskulösen Mann umgehen sollte. Mir, mit meinen zehneinhalb Jahren, machte Jos
    Anwesenheit kein Kopfzerbrechen. Im Gegenteil: Sein Auftauchen sorgte für willkommene Abwechslung.
    Durch Jos Hilfe kamen die Frauen mit dem Bewässerungssystem gut voran und die nächste Ernte fiel so üppig aus wie nie zuvor. Mutter musste diesmal auch Frauen aus den weiter entfernten Dörfern bitten, uns auf den Feldern zu helfen.
    Das Jahr, in dem erst Sue starb und dann Jo zu uns kam, war für die Farm das beste seit ihrem Bestehen. Als Papa David uns mal wieder besuchte, versprach er als Belohnung für die Anstrengungen aller den Bau einer größeren Kirche.
    Mutter hatte zwar geplant gehabt, den eingenommenen Gewinn in weitere Bewässerungssysteme, Saatgut und einen neuen, stärkeren Traktor zu investieren, aber sie wagte nicht, Vaters Ankündigung zu widersprechen. Mit dem Abstand vieler Jahre kann ich heute sagen, dass sie dazu durchaus das Recht gehabt hätte, denn schließlich war der Erfolg vor allem jenen Geräten zu verdanken, die sie von ihrem geerbten Geld angeschafft hatte.
    „Unsere Kirche ist wirklich zu klein und zu baufällig gewesen“, meinte Mutter stattdessen einlenkend.
    Eigentlich hätte Jo nach der erfolgreichen Ernte zu Papa Felix nach Ibadan zurückkehren sollen. Aber eines Tages ging sein Motorrad kaputt und er fand kein Ersatzteil. So verschob er seine Abreise, worüber ich sehr glücklich war. Jo vertrieb nämlich meine trübsinnigen Gedanken. Er machte auch nie Anspielungen wegen meines Beins, sondern behandelte mich wie einen Freund.
    Wir beide und Corn gingen oft die Rohrleitungen ab, zogen gelockerte Verschraubungen fest, schlossen Brunnen an, in denen sich Wasser gesammelt hatte, und setzten ausgetrocknete außer Betrieb. Schon bald kannte ich mich auf den Feldern besser aus als Mutter, der ich eifrig von unseren Erkundungsgängen berichtete.
    Eines Abends hörte ich eine Unterhaltung meiner Mamas mit an. Mama Bisi wollte, dass Jo auf der Farm blieb! „Sieh dir Choga an, Mitfrau Lisa“, sagte meine Lieblingsmama, „es tut
    ihr richtig gut, mit ihrem großen Bruder zusammen zu sein. Er ist ein guter Junge und hilft unserer Kleinen über den Verlust ihres Schwesterchens hinweg.“
    „Papa David sieht es nicht gern, dass Jo so lange bleibt“, entgegnete Mutter.
    „Außerdem braucht Papa Felix ihn. So war es abgemacht.“
    „Papa Felix hat eine große Familie. Wir aber sind nur sehr wenige“, gab Mama Bisi zu bedenken. Sie hatte Recht. Wir bewirtschafteten 20 Hektar mit fünf Erwachsenen und drei Mädchen. Hätten wir keine Erntehilfen gehabt, wären die meisten Früchte unserer harten Arbeit verdorben.
    „Trotzdem“, beharrte Mutter, „wir haben nicht das Recht, Papa Davids Entscheidungen in Frage zu stellen.“
    „Mein Sohn hat mir gesagt, dass er auf der Farm bei Ibadan sehr zu leiden hatte.
    Felix Egbeme ist ein aufbrausender und ungerechter Mann. Ich habe noch nie verstanden, warum Papa David so viel von ihm hält“, entgegnete Mama Bisi. In meinem Versteck spitzte ich die Ohren!
    „Versteh mich bitte nicht falsch, Mitfrau Bisi“, hörte ich Mutter sagen, „ich denke über Papa Felix genau wie du. Aber die Sache ist komplizierter, als du glaubst. Eigentlich sollte Papa Felix an unserer Stelle hier sitzen. So lautete ursprünglich Papa Davids Entscheidung. Du weißt, dass es

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