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02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren

Titel: 02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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mich Jahre gekostet hat, ihn davon zu überzeugen, dass wir beide und Mama Ada die Arbeit hier selbst erledigen können.“
    „Papa Felix hätte sich nie die Mühe gemacht, die Farm hier wieder aufzubauen!“ Mama Bisi lachte verächtlich. „Arbeit ist nicht das, was ihn interessiert.“
    „Ich habe seine Farm gesehen. Der Mann ist ein miserabler Farmer, der sich nicht um sein Land und seine Gerätschaft kümmert.“
    „Sein Land!“, entgegnete meine Lieblingsmama leidenschaftlich. „Du bist zu bescheiden, Lisa. Eigentlich ist dies alles dein Land.“
    „Unseres“, verbesserte Mutter mit einer ungewohnten Weichheit in der Stimme. „Ich bin so froh, dass wir hier gemeinsam leben dürfen.“
    „Und wir sind glücklich, ohne Mann. Papa Felix macht seine Familie nicht glücklich. Er denkt nur an sich selbst“, sagte Mama Bisi enttäuscht.
    „Ja, das ist wahr. Außerdem ist Jo dein Sohn. Und ich mag ihn sehr. Er wird bleiben! Wir müssen nur einen Weg finden, damit Papa David das auch so sieht.
    Aber da wird uns gewiss etwas einfallen.“ Die beiden stimmten ein verschwörerisches Lachen an. Als ich mich vorsichtig aufrichtete, sah ich, dass sie sich gegenseitig die Arme um die Schultern gelegt hatten. Ich fühlte, dass die beiden füreinander durch dick und dünn gehen würden.
    Am nächsten Tag erzählte ich Jo von dem Gespräch. Er grinste mich verschmitzt an: „Ich habe da eine Idee, die auch Papa David gut finden wird.“ Jo zeigte mir zwei ziemlich dicke und lange Stücke Holz. „Daraus schnitze ich das Kreuz für unseren Altar und einen Jesus Christus.“
    Unter meinen Augen begann Jo mit der Arbeit. Das Zusehen reichte mir schon bald nicht mehr und ich versuchte mich an dem zweiten Stück Holz, das den Querbalken bilden sollte. Wir hatten nur einen Hobel, eine Säge und ein Messer, das zum Schnitzen taugte, aber nach wenigen Tagen konnte man bereits erkennen, was wir herstellten.
    „Siehst du, der Junge wird hier gebraucht“, erlauschte ich ein paar Tage später ein Gespräch zwischen Mama Bisi und meiner Mutter.
    „Das war die Idee, nach der wir gesucht haben, um Papa David überzeugen zu können“, pflichtete Mutter bei. Ich empfand eine klammheimliche Freude, daran nicht ganz unschuldig zu sein ..
    Jo überließ bald mir die Fertigstellung des Kreuzes, während er sich daran machte, den schwarzen Jesus Christus zu schnitzen. Anfangs konnte ich kaum glauben, dass es ihm gelingen würde, aus einem Stück Holz das Abbild eines Menschen zu for-men. Doch das Ergebnis gelang so gut, dass Papa David, der im folgenden Jahr die neue Kirche einweihte, ganz begeistert war. Da es nicht weit von unserer Farm noch genügend weiteres geeignetes Holz gab, durfte sich Jo eine kleine Werkstatt neben dem Flachbau einrichten, in der er neben den kunsthandwerklichen Gegenständen auch Tische und Stühle herstellen konnte.
    Nun sprach niemand mehr davon, dass mein Bruder uns verlassen müsse. Mit der Zeit brachte Jo mir die Schnitzkunst bei. Zwar gelang es mir nie, einen Christus herzustellen, aber mein Talent reichte immerhin für ein paar schlichte Tierfiguren.
    In den Monaten, in denen die Felder ruhten, fanden sich nach und nach auch Frauen, die während der Saison als Erntehelferinnen arbeiteten, sowie meine Schwestern Jem und Efe in der Werkstatt ein. Mit großer Freude zeigte ich ihnen, was Jo mir beigebracht hatte. So entstand eine richtige kleine Produktion von geschnitzten Figuren, Holzgefäßen und Madonnen, die mein Bruder mit großer Schnelligkeit herstellte. Mutter beschloss, dass wir versuchen sollten, sie auf dem Markt zu verkaufen, um so zum Unterhalt der Farm beizutragen.
    Nachdem die Gefahr gebannt war, dass Jo mit seinem Motorrad wieder nach Ibadan zurückkehren musste, wollte er mit dem reparierten Gefährt selbst zum Markt nach Jeba fahren. Er sagte, er habe in seinem alten Zuhause oft am Marktstand der Familie mit verkauft. Mama Bisi entschloss sich, ihn zu begleiten.
    Als sie sich am nächsten Morgen zu ihrem Sohn aufs Motorrad setzte, war das Gelächter groß. Ihr schwerer Leib passte nämlich nicht darauf.
    „Nimm Choga mit“, schlug sie stattdessen vor, „die ist so zart, da könnt ihr eine Menge Sachen transportieren!“ Ich küsste meine Patentante auf beide Wangen.
    Eine größere Freude hätte sie mir nicht machen können.
    „Aber du legst deinen Schleier an!“, rief Mutter, als ich mich für die Reise zurecht gemacht hatte und auf den Hof trat.
    Ich trug ein großes Tuch auf dem

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