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02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren

Titel: 02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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die letzten beiden Jahre gelebt und sich eingerichtet. Widerwillig machte sie mir Platz, so dass ich meine wenigen Habseligkeiten in eine Ecke legen konnte.

    Rhoda -meine Mitfrau, wie ich sie anzusprechen hatte - war rund 20 Jahre älter als ich. Anfangs verständigten wir uns nur mühsam, da sie keine der Sprachen beherrschte, die ich konnte. Im Laufe der Zeit brachte sie mir ihre bei.
    Felix begrüßte uns mit einer kleinen Ansprache, bei der er Idu als Haushälterin einführte. Damit es keinen Streit zwischen uns geben könne, sollte sie die Aufgaben verteilen. „Sie wird euch auch sagen, wann ich für eine jede von euch Zeit habe“, beschied Felix seinen nunmehr vier Frauen, die bei ihm lebten. Auf den ersten Blick unterschied sich das Leben nicht sehr von dem, das ich bereits auf der Farm kannte. Ich durfte meine erste Woche mit Rhoda in der Küche verbringen.
    Mich zog es allerdings mit aller Macht aus dem Haus. Ich wollte nachsehen, wie es der Farm ging. Die dem Haus am nächsten gelegenen Felder waren bearbeitet, dort sprossen die ersten Halme. Ein paar Süßkartoffelfelder waren bestellt, außerdem etwas Mais, Yams war hingegen gar nicht mehr angepflanzt. Das Gewächshaus, das wir drei Jahre zuvor voller Stolz für eine Tomatenzucht aufgebaut hatten, war vom Sturm beschädigt worden, der gute Mutterboden darin vom Sand zugedeckt. Fassungslos humpelte ich im Regen von Feld zu Feld und begutachtete das Erbe meiner Mutter.
    Immer wieder musste ich an Mama Adas Satz denken: Papa Felix würde bald seine eigene Zukunft aufessen. Sicher, was heranwuchs, das würde reichen, um die Farmbewohner satt zu machen und die Armenspeisung durchzuführen. Aber an einen Verkauf, so wie früher, war nicht mehr zu denken. Obwohl die Farm einst zu diesem erklärten Zweck gegründet worden war.
    Nach langem Suchen traf ich Jo in der alten Scheune; er versuchte, den Traktor zu reparieren. Verlegen begrüßte er mich kaum und gestand mir fast ängstlich, dass das teure, aus Europa stammende Gerät seit Wochen kaputt war. Ein Antriebsteil war gebrochen und die Flickschusterei hatte nicht gehalten; für kostspielige Ersatzteile fehlte natürlich das Geld. Was war nur mit ihm geschehen, er war mir plötzlich so fremd.
    „Ich hatte so gehofft“, sagte Jo, „ihn wieder flott zu bekommen, bevor du zurück bist.“ Er wirkte unendlich traurig. „Ich habe versagt“, meinte er dann unsicher.
    „Aber es ist nicht meine Schuld. Felix hat mir bei allem, was ich anregte, widersprochen. Was sollte ich da tun?“ Er war nicht nur um zwei Jahre älter geworden. Wir sprachen zwar über die Farm, aber nicht über uns, über unser Leben. Felix stand unsichtbar zwischen uns.
    „Wieso bist du so komisch, kann es nicht wieder so sein wie früher?“, fragte ich schließlich.
    „Ich will keinen Ärger mit Felix. Ich komme jetzt zurecht. Es ist zwar nicht gut, wie es ist. Aber ich verlange nicht viel.“ Er sah mich von der Seite an. „Du hattest eine große Hochzeit, nicht wahr?“
    „Es hat geregnet und ich hatte Angst, in den Matsch zu fallen“, sagte ich.
    Jo nickte verstehend.
    „Wo ist denn Corn?“, fragte ich endlich.
    „Im Haus“, antwortete er und ich ging. Er rief mich zurück. „Choga, ich wollte dir noch was sagen.“
    „Ja?“
    Mein Bruder trat dicht an mich heran. „Wenn er.. also, wenn Felix dich schlecht behandelt.. dann sagst du es mir.“ Er senkte den Blick. „Bitte.“
    Ich reichte ihm die Hand. „Danke.“
    „Er hat dich nicht verdient“, murmelte Jo kaum verständlich und kroch unter den Traktor zurück.
    Wieder zurück im Haus, fragte ich endlich nach meinem Hund. Ich war überrascht zu hören, dass Felix das Tier tatsächlich im Haus leben ließ. Aber mir kamen fast die Tränen, als ich meinen dreibeinigen Lebensretter dann vor mir sah. Was hatten sie nur mit meinem Corn gemacht! Der Hund war rund wie eine Kugel geworden! Sein unmäßiges Übergewicht erlaubte es ihm kaum noch, sich zu bewegen. Er schaffte es nicht mal mehr, zu meiner Begrüßung aufzustehen.
    Er bot ein Bild des Jammers und war das genaue Gegenteil dessen, wofür er verhätschelt wurde - ein Glücksbringer.
    „Wollt ihr, dass er stirbt?“, fuhr ich meine Mitfrauen wütend an.
    „Er ist alt“, sagten sie ungerührt. Was für eine Gleichgültigkeit! Sie verstanden nichts; sie lebten in einem kleinen Paradies und ließen es verkommen.
    Die Arbeit im Haus, die Idu mir zugeteilt hatte, langweilte mich schon nach wenigen Tagen entsetzlich.

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