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02 - komplett

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Titel: 02 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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fahre ich auch nicht.“
    „Sei nicht albern, Sarah“, mahnte Ruth, die James auf ihrem Schoß schaukelte. Ihre Bemühungen wurden mit einem breiten Lächeln belohnt, bei dem der Kleine zwei perlweiße Zähnchen im Unterkiefer sehen ließ. Lächelnd drückte sie ihm einen Kuss auf den Haarflaum, bevor sie fortfuhr: „Natürlich fährst du nach London. Du wirst dort großen Spaß haben.“
    „Ohne dich fahre ich nicht“, erklärte Sarah stur. „Ich bin nach Willowdene gekommen, um dich zu sehen, und das möchte ich immer noch. Außerdem bezweifle ich, dass es Gavin lange in London hält, wenn ich hier bleibe.“
    „Wenn du mir ein schlechtes Gewissen einreden möchtest, dann gelingt dir das bestens.“ Ruth seufzte.
    „Wirklich?“ Es gelang Sarah kaum, überzeugend zerknirscht auszusehen, weil sie ein Lächeln unterdrücken musste. „Es tut mir leid. Von selbst wäre ich nie auf die Idee gekommen, überhaupt nach London zu fahren. Aber seit Gavin es erwähnt hat, denke ich darüber nach.“ Bittend sah sie die Freundin an. „Ich glaube wirklich, der Aufenthalt in der Stadt würde uns beiden guttun. Wenn du fort bist, kannst du in Ruhe darüber nachdenken, wie du dich schließlich entscheiden willst.“
    Abwesend spielte Ruth mit den blonden Löckchen des kleinen James. Wie sie die Sache auch drehte und wendete: Sarah hatte recht.
    „Hast du seit der Nacht, als James krank wurde, Dr. Bryant noch einmal wiedergesehen?“
    Ruth schüttelte den Kopf. „Nein, und ich weiß selbst nicht, ob ich darüber erleichtert oder verärgert sein soll. Ich weiß, ich bin eitel. Eigentlich möchte ich ja, dass er seine Aufmerksamkeit einer passenderen Frau zuwendet ... aber bitte nicht allzu schnell.“
    „Bestimmt kommt er noch einmal, um seinen Antrag zu wiederholen“, erklärte Sarah überzeugt. „Aber bis dahin solltest du wissen, was du ihm antworten willst.“
    „Das stimmt“, pflichtete Ruth ihr bei.
    „Also wäre es das Beste, erst einmal aus seinem Blickfeld zu verschwinden, bis du deine Entscheidung getroffen hast.“ Siegessicher verkündete Sarah ihre Schlussfolgerung.
    Ruth musste lachen. „Der Gedanke, nach London zu fahren, alles gründlich zu überdenken und dabei meine beste Freundin in der Nähe zu haben, klingt verführerisch. Aber leider lässt es sich nicht umsetzen.“
    „Geht es um Geld?“, erkundigte sich Sarah ohne Umschweife.
    „Auch. Aber nicht nur darum. Es ist lange her, seit ich mich das letzte Mal in Gesellschaft bewegt habe. In der Zwischenzeit bin ich zur reinsten Landpomeranze geworden. Manchmal befürchte ich schon, dass man mir an der Sprache anhört, dass ich auf dem Dorf wohne.“
    „Aber deine Hauptsorge gilt den modischen Kleidern, Hüten, Handschuhen und all den anderen Dingen, die eine Dame von Welt braucht, um sich im ton blicken zu lassen.“
    „Ja.“ Es hatte keinen Sinn, es zu leugnen, denn es entsprach der Wahrheit. Ruths Stolz ließ es nicht zu, als ärmliches Anhängsel ihrer eleganten Freunde betrachtet zu werden. „Warum musste Gavin eigentlich so plötzlich abreisen?“, fragte Ruth, um das Thema zu wechseln. „Weshalb seid ihr nicht gemeinsam gefahren?“

    „Ach, der Grund waren Claytons Schwierigkeiten. Gavin fühlte sich verpflichtet, ihm beizustehen.“
    „Schwierigkeiten?“ Ruth fühlte, wie ihr das Blut aus den Wangen wich. Dieses war das erste Mal, dass Claytons Name in ihrer Unterhaltung fiel, obwohl alle ihre Gedanken stetig um den Mann kreisten. „Hat es ein Unglück gegeben? Ist er krank?“
    „Nein, keineswegs. Im Übrigen ist er selbst schuld daran. Was musste er sich auch mit einer solchen Frau einlassen? ... Aber ich will dich nicht mit den Einzelheiten langweilen.“
    Vor seiner Abreise hatte Gavin ihr gegenüber angedeutet, sie solle Claytons Angelegenheiten lieber nicht mit Ruth besprechen. Wenn sie Wind davon bekam, dass ein großer Skandal in London heraufzog, hielt sie das womöglich davon ab, Sarah zu begleiten. Und warum sollte man sie um das Vergnügen bringen, Fernlea für eine Weile den Rücken zu kehren.
    Tatsächlich erwies sich das genaue Gegenteil als richtig. Obwohl Ruth bis zu diesem Augenblick entschlossen gewesen war, auf dem Land zu bleiben, verspürte sie nun einen merkwürdigen Drang, nach London zu fahren.
    „Geht es um seine Frau? Macht sie ihm Schwierigkeiten?“, fragte sie schließlich und wartete angespannt auf die Antwort.
    „Nein, nicht seine Frau – seine Mätresse“, gab Sarah seufzend zu. Trotz

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