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02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

Titel: 02 Nightfall - Rueckkehr des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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flüsterte Gloria Wells noch einmal, und ihre Worte kamen abgehackt aus dem trockenen Hals. »Mein Mann …«
    »Ist ein Monster«, beendete Caterina den Satz und senkte die Glock. Aber eventuell war ja auch die Frau des Monsters ein Opfer. Sie trat ans Bett und gab Gloria ein Glas Wasser, das auf dem Nachttisch stand. In Glorias Augen zeigte sich Dank. Sie schob den Strohhalm zwischen ihre Lippen und trank.
    Wenn Lyons nicht mit Dante Baptiste zurückkam, konnte Caterina Wells immer noch töten und diesen Teil ihres Auftrags erfüllen. Sie trat hinter den Mann, beugte sich vor und packte ihn unter den Achseln. Dann warf sie Athena einen Blick zu. »Packen Sie ihn an den Füßen. Wir legen ihn aufs Bett.«
    Wortlos lehnte Athena ihren Speer gegen das Bett ihrer Mutter und stand auf. Sie huschte zu einem Schrank hinüber, wobei ihre nackten, schmutzigen Füße auf dem Teppich keine Geräusche machten. Sie öffnete die Tür und wühlte eine Weile im Inneren des Schrankes herum. Schließlich drehte sie sich um. Ein mädchenhaftes Lächeln lag auf ihren Lippen. Sie hielt einige Lederfesseln hoch.
    »Mit denen hat er mich immer angebunden, als ich noch seine Tochter war.«
    »Dann werden wir die jetzt auch benutzen«, antwortete Caterina.
    Athena legte sich die Fesseln über die Schulter, ging in die Hocke und packte ihren Vater an den Knöcheln. Gemeinsam schafften es die beiden, Wells’ schlaffen Körper hochzuhieven und auf das zweite Bett zu legen. Einige Augenblicke später war er an Knöcheln und Handgelenken festgezurrt. Caterina wischte sich den Schweiß von der Stirn.

    »Wissen Sie, ob Ihr Vater vor etwa einer Woche eine Sendung aus Nevada erhielt?«
    Athena warf einen mürrischen Blick auf ihren Vater und lächelte dann. »Ja«, sagte sie und ging in den Gang hinaus.
    Caterina folgte ihr und dem erneut einsetzenden Geflüster den Flur entlang zu der Tür, unter der der Lichtstreifen zu sehen war. Dahinter lag ein edel ausgestattetes Arbeitszimmer, das mit Lanzen, Schilden und Rüstungen dekoriert war – vermutlich aus dem antiken Griechenland, wenn man Wells’ Interesse an allem Griechischen bedachte.
    Athena führte sie zum Schreibtisch. Sie beugte sich über den Computer und drückte zwei Tasten, um eine Datei zu öffnen. Dann trat sie einen Schritt zurück. »Hier.«
    Caterina stellte sich hinter den Schreibtisch und warf einen Blick auf den Bildschirm. Dunkle Flügel ragten hinter dem Rücken eines Mannes auf – eines Mannes? Nein, eines Gefallenen – , der Dante in den Armen hielt.
    »Erinnern Sie sich an Genevieve Baptiste? Die Mutter meines Sohnes?«, fragte der gefallene Engel.
    Mit weichen Knien ließ sich Caterina auf den Stuhl sinken. Ihr Herz pochte heftig in ihrer Brust, und tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf.
    Endlich wusste sie, was mit Johanna Moore geschehen und warum Jon Bronlee freiwillig vor einen Lastwagen gelaufen war.

24
DINGE ZERFALLEN
    Seattle, Washington – Vespers · 23. März
     
    Das Vespers stank nach verschüttetem Bier, Gewürznelken und Patschuli. Heather fasste nach Annies Hand und hielt sie fest, während sie ihre Schwester von der schimmernden Mahagoni- und Messingbar weg und in die schweißtriefende Menge hineinführte, die sich vor der Bühne drängelte.
    Dogspit hatten gerade ihren Auftritt beendet. Heather bedauerte, die Band verpasst zu haben. Annie hatte ewig gebraucht, um fertig zu werden. Sie hatte sich mindestens dreimal umgezogen und mit ihrem Haar herumgemacht. Aber so war ihr Schwesterchen nun mal.
    Die Menge bebte vor Energie. Die Leute plauderten angeregt miteinander, während sie darauf warteten, dass Inferno auf die Bühne kam. Goth-Prinzessinnen in Samt, Netzstrümpfen und dunkler Spitze standen neben Cyber-Goths in Lack-und Fetischklamotten. Neo-Punks drängten sich mit ihren Iros in Rot und Violett neben muskulösen Kerlen in Leder und Latex, deren schwarz gefärbte Teufelslocken ihnen in die Augen fielen. Eine Handvoll Nomads in wettergegerbter Lederkluft stand etwas seitlich; schwarze Schwingen in V-Form waren auf ihre rechte Wange tätowiert und wiesen sie als Angehörige des Raben-Clans aus.

    Ob Mann oder Frau – alle kämpften um Plätze so weit wie möglich vorne. Viele hielten sich eisern am Geländer vor der Bühne fest, um auf keinen Fall mehr beiseitegedrängt werden zu können.
    Heather kam sich in ihren Turnschuhen, der schwarzen Jeans und dem violetten Netztop, das sie über einem violetten BH trug, völlig underdressed vor.

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