02 Nightfall - Rueckkehr des Engels
Oder overdressed, je nachdem, wen sie gerade ansah. Jetzt wurde sie zum Beispiel gegen eine Frau geschoben, die ein dunkles Lederbustier und lederne Hotpants trug, wobei ihre Haut auf beiden Seiten üppig herausquoll.
»Warst du schon mal auf einem Inferno-Konzert?«, überschrie Annie die anderen Stimmen. Der durchdringende Geruch von Hasch stieg in die Luft.
»Nein, das ist das erste Mal, dass ich sie auftreten sehe.« Heather bahnte sich einen Weg durch die Menge bis zu einer Stelle rechts von der Bühne, in der Nähe der Nomads. »Dante meinte, er hätte WMD gehört«, rief sie Annie zu. »Sagte, ihr wärt die absolut Besten gewesen.«
»Ja? Cool.« Ein erfreutes Lächeln umspielte Annies Mund. Mit dem vielen Kajal um die Augen und dem glitzernden violetten Lidschatten, den sie auch auf die Lippen geschmiert hatte, wirkte sie in ihrem engen schwarzen GRAVEYARD-Tanktop, der schwarz-violetten Krinoline, den Netzstrümpfen und den geschnürten Latexstiefeln wie eine sexy Clubschönheit.
Die Menge bewegte sich, als eine Gestalt – groß, schlank und mit Schnurrbart – auf die Bühne kam und ein Zeichen gab, damit das Licht gedimmt wurde. Der tätowierte Halbmond unter dem Auge des Mannes funkelte wie Glimmerschiefer in den Scheinwerfern.
»Hallo, Schätzchen!«, schrie Von und kam an den Bühnenrand, wo er in die Hocke ging. »Was tut ihr hier in der Menge? Ihr steht doch auf der Gästeliste.«
Die Leute in der Nähe reckten die Hälse, um zu sehen, mit wem er sprach. Alle Aufmerksamkeit richtete sich auf Heather. Einige begannen zu tuscheln.
»He, Von«, rief Heather dem Nomad zu. »Ich wollte die Zuhörer sehen.«
Von nahm die Sonnenbrille ab und zwinkerte. »Das muss Ihre Schwester sein. Die Wallace-Familie kann offenbar nicht über schlechtes Aussehen klagen.« Er grinste wölfisch.
»Danke«, sagte Heather und warf einen Blick auf ihre Schwester. Annie starrte fasziniert auf die Reißzähne, die Vons Grinsen bloßgelegt hatte.
Er sprang von der Bühne in den Bereich zwischen Bühne und Absperrgeländer. Dort gab er den Leuten ein Zeichen, zur Seite zu treten, was sie auch widerwillig taten. »Komm her, Püppchen«, sagte er und winkte Annie.
Mit hoch erhobenem Kinn trat Annie vor. Ein Weg bahnte sich zwischen den Besuchern, die beiseitetraten. Von legte die Hände um ihre Taille und hob sie auf die Bühne, als ob sie so leicht wie eine Feder wäre.
»Jetzt Sie.«
Auch Heather trat an die Absperrung, und Von legte den Arm um sie und sprang gemeinsam mit ihr auf die Bühne hoch. Für einen Moment hatte sie den Eindruck zu fliegen.
Er begleitete sie und Annie über die im Dunklen liegende Bühne, vorbei am Equipment und den Boxen zur Seitenbühne, die hinter Vorhängen verborgen war. Dort kam ihnen Dante entgegen. Sein bleiches Gesicht strahlte, seine Augen leuchteten, und das schwache Licht eines Scheinwerfers spiegelte sich in seinem stählernen Bondagereifen wider. Heather blieb schlagartig stehen. Ihr schlug das Herz bis zum Hals, und sie fühlte sich auf einmal atemlos.
Verdammt. Hör auf. Es ist doch nur Dante – und genau das traf den Nagel auf den Kopf: Es war Dante. Jemanden wie ihn gab es kein zweites Mal.
»Catin.« Er musterte sie von oben bis unten, und seine Augen blitzten anerkennend. »Très verdammt sexy.« Er sah Annie an. »He, p’tite . Du hast dich aber gut hingekriegt.«
»Wow, danke«, sagte Annie und rollte die Augen.
Dante legte die Arme um Heather. Sein Körper in Latex und Leder schien den ihren zu verbrennen. Seine Hände glitten zu ihrem Gesicht und hielten es fest, wobei sich seine Ringe auf ihrer Haut angenehm kühl anfühlten. Er senkte den Kopf und küsste sie. Seine Lippen schmeckten süß wie Lakritze. Sie schmeckte auch Alkohol. In ihrem Bauch und zwischen ihren Beinen begann es zu kribbeln, als stünde sie unter Strom.
»Freut mich, dass du hier bist«, sagte er, als er sich wieder von ihr löste.
»Mich auch«, flüsterte Heather.
»Mann«, sagte Annie. »Nehmt euch doch ein Zimmer.«
»Tais toi, p’tite.«
»Sprich Englisch, du Trottel.«
»Du kannst mich mal.«
»Schon besser. Habe gehört, du warst ein Fan von WMD.«
Auf Dantes Lippen zeigte sich ein Lächeln. Er ließ Heather los, trat einen Schritt zurück und wandte seine Aufmerksamkeit Annie zu. »Ja. Glaubst du, ihr werdet nochmal auftreten? «
»Möglich«, sagte sie. »Kommt darauf an. Erlaubst du mir mal, dieses Bondagehalsband zum Einsatz zu bringen?«
Dante lachte, aber Heather
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