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02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

Titel: 02 Nightfall - Rueckkehr des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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glaubt ihr?« Dann hob er den Kopf.
    Alex’ Herz begann wie besessen zu rasen. Das gemeinschaftliche Luftanhalten im Raum, das er mehr spürte, als dass er es hörte, zeigte ihm, dass dieser überirdisch attraktive Mann auf der Bühne, diese Medusa herzzerreißender Anmut, nicht nur ihn in seinen Bann gezogen hatte. Er hob den Plastikbecher mit dem Bier und leerte ihn auf einen Zug.
    Licht spiegelte sich in den Ringen in Dantes Ohren wider, während sein sonst schwarz glänzendes Haar bläulich schimmerte. Schlanke Muskeln zeichneten sich unter der Haut ab – und dann dieses bleiche, atemberaubende Gesicht: eine volle Unterlippe, hohe Wangenknochen, schwarz umrandete Augen. Er bewegte sich mit einer natürlichen, ungezähmten Anmut über die Bühne.
    »Crawl with me, on your hands and knees, for me«, sang er und riss den Ständer zurück, um seine Lippen ans Mikrofon zu pressen. »I’ll kiss away your fears. If you crawl. With me. Fall with me. For me.«
    Jede Bewegung seines athletischen Leibes, jedes Zurückwerfen seines Kopfs verhieß Sex. Eine verbotene Lust. Deutete an, dass da jemand bereit war. Seine Lederhose schmiegte sich um seine Beine, und blaues Licht sprühte von dem Reifen um seinen Hals.

    Dante drückte den Korpus seiner Gitarre gegen sein Bein, während seine bleichen Finger über die Saiten und Bünde rasten. Er war ganz auf die wilde Musik konzentriert, die unter seinen Fingern entstand. Sein Körper bewegte sich im Takt, wobei seine Füße in den Stiefeln stampften, sprangen und vor und zurück tänzelten.
    Während er Dante beobachtete, unfähig, sein rasendes Herz zu beruhigen oder den Blick abzuwenden, begriff Alex, dass jener auf eine Weise gefährlich war, die er nicht vorhergesehen hatte. Die er nie auch nur für möglich gehalten hätte.
    Er war berauschend. Unwiderstehlich.
    »We’ll go down together. I won’t let you fall alone.« Dantes tiefe, heisere Stimme bahnte sich einen Weg in Alex’ Herz und setzte es in Flammen. »We’re both to blame. Crawl, crawl, crawl …«
    Alex zwang sich, sich abzuwenden und bahnte sich einen Weg durch die tobende, tanzende, schweißnasse Menge, um nach draußen zu gelangen. Dort lehnte er sich gegen eine Mauer und sog die nachtkühle Luft ein, während Infernos Musik durch die Ziegel drang. Er trommelte mit den Fäusten so lange auf die Wand ein, bis diese zu bluten anfingen und der Schmerz den Nebel in seinem Kopf aufriss.
    Zorn – scharf und eisig – durchschnitt ihn. Er richtete sich auf und holte seine Winstons und ein Feuerzeug aus der Tasche der Kapuzenjacke. Ungeduldig schüttelte er eine Zigarette aus dem Päckchen, schob sie sich zwischen die Lippen und zündete sie an. Während er rauchte, entwickelte er einen neuen Plan, eine Möglichkeit, Dante zu besiegen und zu unterwerfen, nachdem er ihn Vater entrissen und den Reinblüter zu seinem Eigentum gemacht hatte.
    Alex wollte Dante wehtun. Immer wieder. Lange, intensiv und oft. Falls Heather ihm irgendwie in die Quere kam, ließ sich das eben nicht ändern, und falls es nicht reichte, Dante auf jede nur erdenkliche Weise zu verletzen, um ihn daran zu
hindern, ein weiteres klebriges Netz der Lust auszuwerfen und ihn anzulocken – und Athena? Würde sie nicht in dieselbe Falle tappen? So heiß entbrennen wie er? –, dann musste er ihm eben die Wahrheit sagen.
    Sie ihm in den Schlund rammen. Ungeschminkt.
    Bis er daran erstickte.
     
    Die Menge tobte und sprang im Rhythmus der Musik auf und ab. Viele Zuschauer knallten gegeneinander, und Fäuste und Schweiß flogen durch die Luft, als die, die hinten standen, versuchten, diejenigen am Absperrgeländer abzudrängen. Heather beobachtete, wie die Leute ein Mädchen in einem engen Latexkleid über die Köpfe der Sicherheitsleute auf die Bühne hoben.
    Mit einem glühenden Gesicht, über das dunkle Mascara lief, stürzte sie auf Dante zu. Dieser wich ihr mühelos aus und sang weiter. Da ihre geringe Geschwindigkeit sie als Sterbliche zu erkennen gab, war die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihn erwischte, gleich null, wie Heather überlegte – es sei denn, er wollte es.
    Heather war nicht sicher, wie sie sich gefühlt hätte, wenn Dante diesem Mädchen erlaubt hätte, ihn zu berühren, zu küssen und abzutasten. Die Vorstellung schnürte ihr fast den Hals ab, was ihr doch eine ziemlich deutliche Antwort gab: Nicht gut, Wallace. Gar nicht gut.
    Einer der Aufpasser des Clubs, dessen massiger Oberkörper in ein gelbes VESPERS-Shirt gepresst war und

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