02 Nightfall - Rueckkehr des Engels
Beinen. Er hob den Kopf, warf das Haar zurück, und sein Blick richtete sich auf Heather.
Einen Augenblick lang pulsierte wilde, wortlose Musik durch sie beide hindurch, wie sie das in ihrer Küche getan hatte. Heather stockte der Atem. Dantes Gesang. Schön. Einsam. Verloren. Sie presste ihre Hand auf ihr Herz, auf die verheilte Wunde, die nun unter ihren Fingern erbebte.
Dante richtete sich auf. Schweiß lief ihm übers Gesicht. Schwarze Haarsträhnen klebten ihm auf der Stirn. »Nothing can stop me. I have nothing left to lose. I’m coming for you!« Er schrie die letzten Worte in den Raum – wie ein wütendes, verletztes Tier.
Heather drängte sich durch die tanzende, nach Schweiß stinkende Menge zur Bühne. Sie nahm das Gefühl von Verlust in seiner Stimme wahr und versuchte, Dantes bleiches Gesicht nicht aus den Augen zu verlieren. Sie drängte sich bis zu der Reihe an der Absperrung vor und wusste, weiter würde sie nicht kommen, ohne dass es zu Blutvergießen kam.
Dante kniete auf der Bühne und hielt die Gitarre an seiner Seite, seine dunklen Augen ließen Heather nicht los. Finger und Hände reckten sich in die Luft und griffen nach ihm. Die Leute schrien.
»I dream of you, in the dark«, sang er mit angestrengt klingender Stimme. »Taste you. Smell you. Feel you burning inside me. I stand beneath your window and watch you sleep.«
Er berührte mehrere der Hände, die sich ihm entgegenreckten, wobei seine eigene zitterte. Dann stand er mit einer fließenden, anmutigen Bewegung auf, schwenkte die Gitarre zur Seite und – kam ins Wanken. Heather versuchte, näher an ihn heranzukommen, aber die feste Mauer aus Körpern ließ sie keinen Zentimeter weitergelangen.
Dante brach in die Knie. Das Mikro fiel ihm aus der Hand, und die Rückkopplung hallte schrill durch den Club. Die anderen Mitglieder von Inferno hörten zögernd zu spielen auf.
Ein Beben erfasste Dantes Körper. Er ging zu Boden, die Glieder starr, den Rücken durchgedrückt. Heather bahnte sich einen Weg bis an den Rand der Zuschauermenge. Sie nahm einen verschwommenen Schatten wahr: Von rannte von der Seite auf die Bühne. Er ließ sich neben dem zuckenden Dante auf die Knie nieder, machte dessen Gitarre los und warf sie beiseite.
Heather duckte sich unter der Absperrung hindurch und hastete die wenigen Stufen zur Bühne hoch, wo sie über den Holzboden rannte. Die Scheinwerfer waren gedimmt worden, und man hörte summende Stimmen, Flüstern und Rufe. Die anderen Inferno - Mitglieder stellten sich in einem Halbkreis um Von und Dante, um den beiden einen Schutz vor den neugierigen Blicken des Publikums zu bieten. Eli sah auf und kam dann auf Heather zu, als wolle er sich ihr in den Weg stellen.
»Jetzt ist kein guter …«
Heather spannte sich an, bereit, sich auch an Eli vorbeizukämpfen, als sie Vons Stimme hörte. »Lasst sie durch.« Sie eilte an Eli vorbei, der sogleich beiseitetrat, und blieb neben dem Nomad stehen. Dann ging auch sie in die Hocke. Von hielt mit ernster Miene den zuckenden Dante fest. Diesem lief Blut aus der Nase über seine Lippen, auf denen Schaum stand.
»Wie kann ich helfen?«, fragte sie.
Ohne Dantes bleiches Gesicht aus den Augen zu lassen, antwortete Von: »In der Garderobe ist eine kleine schwarze Tasche mit Reißverschluss. Die kannst du holen.«
Heather sprang auf und schob sich zwischen Jack und Antoine hindurch, um hinter den schweren Vorhang zu treten. Hastig sah sie sich in der Garderobe um und entdeckte die Tasche neben dem Sessel. Sie packte sie und rannte auf die Bühne zurück.
Ihre Erleichterung löste sich sogleich wieder in Luft auf, als sie sah, dass Dante noch immer unter Zuckungen litt. Er schlug mit den Stiefeln auf den Bühnenboden, sein Rücken drückte sich durch, und er drehte und wand sich mit einem Tempo und einer Heftigkeit, die Heather zutiefst erschreckte.
Sie ließ sich neben Von auf die Knie fallen. »Was jetzt?«, fragte sie.
»Hol eine der Spritzen aus der Tasche und füll sie bis zum Rand mit Morphium«, brummte Von, der sie in der Aufregung auf einmal duzte. Er versuchte verzweifelt, Dante festzuhalten. »Verstanden?«
Heather starrte ihn mit pochendem Herzen an. »Bis zum Rand?«, fragte sie.
»Es wird ihn nur schlafen lassen«, erklärte Von mit gepresster Stimme. »Mach schon. Los . Wenn er weiter so zuckt, wird ihn das noch fertiger machen, als er sowieso schon ist – und mich auch. «
Heather zog den Reißverschluss auf. Spritzen und Morphiumampullen
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