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02 - Von dir kann ich nicht lassen

02 - Von dir kann ich nicht lassen

Titel: 02 - Von dir kann ich nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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»Selbstjetzt,
wo du das schmutzigste aller Details aus meiner Vergangenheit kennst?«
    »Ja, Jocelyn, ich
habe dich gern.«
    Dies
waren die Worte, die seine Vorbehalte schließlich überwanden. Er merkte nicht
einmal, dass er weinte, bis er Nässe auf ihr Haar tropfen spürte und sich seine
Brust krampfartig hob. Er erstarrte vor Entsetzen. Aber sie wollte sich nicht
von ihm fortdrängen lassen. Sie legte ihren freien Arm um seinen Hals und
kuschelte sich noch enger an ihn. Und so schluchzte und schluckte er
schändlich, während er sie in den Armen hielt, und musste dann nach einem
Taschentuch suchen, um sich die Nase zu putzen.
    »Verdammt,
Jane«, sagte en »Verdammt.«
    »Sage
mir«, erwiderte sie, »hast du irgendwelche guten Erinnerungen an deinen Vater?
Irgendetwas?«
    Wohl
kaum! Aber als er darüber nachdachte, konnte er sich daran erinnern, wie sein
Vater ihm das Reiten auf seinem ersten Pony beigebracht hatte, und mit ihm und
Ferdinand Kricket gespielt hatte.
    »Er
pflegte mit uns Kricket zu spielen«, sagte er, »als wir noch so klein waren,
dass wir mit unseren Schlägern in der Luft herumfuchtelten und den Ball kaum
sechs Zoll weit werfen konnten. Es muss für ihn ebenso aufregend gewesen sein,
wie das Gras wachsen zu sehen.«
    »Erinnere
dich an diese Zeiten«, sagte sie. »Suche mehr Erinnerungen wie diese. Er war
kein Ungeheuer, Jocelyn. Er war auch kein angenehmer Mann. Ich glaube nicht,
dass ich ihn gemocht hätte. Aber er war dennoch kein Ungeheuer. Er war einfach
ein Mensch. Und 'selbst als er dich hintergangen hat, glaubte er irgendwie,
dass er etwas für deine Erziehung Notwendiges tat.«
    Er
küsste erneut ihren Scheitel, und sie verfielen in Schweigen.
    Er
konnte nicht ganz glauben, dass er jene Erinnerungen schließlich noch einmal
durchlebt hatte. Laut. In Hörweite einer Frau. Noch dazu seiner Mätresse. Aber
es fühlte sich seltsam gut an, darüber gesprochen zu haben. Diese
entsetzlichen, schmutzigen Ereignisse schienen weniger schrecklich, wenn man
sie in Worte fasste. Er schien weniger schrecklich. Sogar sein Vater schien
weniger schrecklich.
    Er
empfand Frieden.
    »Es ist
furchtbar, wenn es Gespenster der Vergangenheit gibt, Jane«, sagte er
schließlich. »Du hast vermutlich keine, oder?«
    »Nein«,
sagte sie nach solch langem Schweigen, dass er dachte, sie würde überhaupt
nicht antworten. »Keine.«
    »Kommst
du zu Bett?«, fragte er mit einem fast vollkommen zufriedenen Seufzen. »Nur zum
Schlafen, Jane? Wenn ich mich recht erinnere, waren wir den größten Teil der
letzten Nacht ziemlich tatkräftig beschäftigt. Wollen wir heute Nacht einfach
schlafen?«
    »Ja«,
sagte sie.
    Er
hätte beinahe laut heraus gelacht. Er würde mit seiner Mätresse zu Bett gehen.
Zum Schlafen.
    Sein
Vater würde sich im Grabe umdrehen.
     

Kapitel 18
    Jocelyn ging am
darauf folgenden Morgen auf direktem Weg nach Hause, wie er es üblicherweise
tat, um baden, sich rasieren und sich umziehen zu können, bevor er sich zu den
Clubs aufmachte und seine übrigen Morgentätigkeiten aufnahm. Aber Hawkins
wartete bereits auf ihn, als er die Schwelle überschritt, um ihm eiligst eine
wichtige Nachricht zu übermitteln. Mr. Quincy wolle ein Wort mit Seiner Gnaden
wechseln. Sobald es ihm beliebte.
    »Schick
ihn in einer halben Stunde in die Bibliothek«, sagte Jocelyn, während er zur
Treppe ging. »Und schick Barnard zu mir hinauf. Warne ihn vor, dass ich kein
brennendes Verlangen nach seiner persönlichen Gesellschaft habe, Hawkins. Und
erinnere ihn daran, dass ich heißes Wasser und meine Rasierutensilien brauche.«
    Dreißig
Minuten später betrat Michael Quincy die Bibliothek. Jocelyn war bereits dort.
    »Nun?«
Er sah seinen Sekretär mit gehobenen Augenbrauen an. »Eine Krise in Acton,
Michael?«
    »Es ist
jemand gekommen, Euer Gnaden«, erklärte sein Sekretär. »Er wartet schon seit
zwei Stunden in der Küche und weigert sich zu gehen.«
    Jocelyn
verschränkte die Hände auf dem Rücken. »Tatsächlich?«, sagte er. »Muss ich denn
noch mehr Diener beschäftigen, damit diese diese Person hinausgeworfen
werden kann? Erwartet man von mir, dass ich es selbst tue? Wird mir die
Angelegenheit deshalb vorgetragen?«
    »Er
fragt nach Miss Ingleby, Euer Gnaden«, erklärte Quincy.
    Jocelyn
wurde sehr still. »Nach Miss Ingleby?«
    »Es ist
ein Kriminalbeamter aus der Bow Street«, belehrte ihn sein Sekretär.
    Jocelyn
sah ihn nur an.
    »Hawkins
hat ihn mit seinen Fragen an mich verwiesen«, erklärte Quincy

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