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02 - Von dir kann ich nicht lassen

02 - Von dir kann ich nicht lassen

Titel: 02 - Von dir kann ich nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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eingestellt. Sollte sie sich ihren Lohn also
verdienen.
    »Worauf
warten Sie?«, fragte er verärgert. »Auf eine Erlaubnis? Ist es möglich, dass
Sie es für nötig erachten, meine Erlaubnis zu erhalten, einen von
Londons hervorragendsten Ärzten zu ersetzen und mich zu misshandeln, Miss
Ingleby?« Es ärgerte ihn, dass er nicht darauf bestanden hatte, sie Jane zu
nennen. Ein hübscher, sanftmütiger Name. Ein völlig unpassender Name für den
blauäugigen Drachen, der seinen Blick ruhig erwiderte.
    »Ich
habe nicht die Absicht, Sie zu misshandeln, Euer Gnaden«, sagte sie, »sondern
es Ihnen angenehmer zu machen. Ich werde Ihnen nicht wehtun. Ich verspreche es.«
    Er
lehnte den Kopf an den Sessel zurück und schloss die Augen. Und öffnete sie
hastig wieder. Die Kopfschmerzen zumindest diese ungeheuerlichen
Kopfschmerzen, die ihn plagten, seit er vor ein paar Stunden das Bewusstsein
wiedererlangt hatte wurden natürlich nicht weniger, wenn er sie hinter
gesenkten Augenlidern zu vergessen suchte.
    Sie
schloss die Tür leise hinter sich, wie er bemerkte, wie sie es auch getan
hatte, als sie sich auf die Suche nach der Fußbank begeben hatte. Gott sei für kleine
Wohltaten gedankt. Wenn sie jetzt nur noch den Mund hielte ...
    Jane fühlte sich
zum ersten Mal seit langer Zeit wieder auf vertrautem Terrain. Sie wickelte den
Verband langsam, und vorsichtig ab und löste ihn von der Wunde, die ein wenig
geblutet hatte, so dass der Verband daran festklebte. Sie schaute auf.
    Er
hatte nicht einmal gezuckt, obwohl er Schmerz empfunden haben musste. Er hatte
sich zurückgelehnt, einen Ellbogen auf der Armlehne, den Kopf auf die Hand
gestützt, während er sie durch halb geschlossene Lider betrachtete.
    »Es tut
mir Leid«, sagte sie. »Das Blut war getrocknet.«
    Er
nickte kaum merklich, und sie begann die Wunde mit warmem Wasser zu reinigen,
bevor sie Balsampuder auftrug, den sie bei den Beständen der Haushälterin
gefunden hatte.
    Sie hatte
ihren Vater während einer schleichenden Krankheit bis zu seinem Tod vor
anderthalb Jahren gepflegt. Armer Papa. Da er nie widerstandsfähig gewesen war,
hatte er nach Mamas Tod allen Lebenswillen verloren, als wollte er seiner
Krankheit erlauben, ihn kampflos zu vernichten. Zuletzt hatte Jane ihm alles
abgenommen. Er war so furchtbar dünn geworden. Das Bein dieses Mannes dagegen
war kräftig und muskulös.
    »Sie
sind neu in London?«, fragte er plötzlich.
    Sie
schaute auf. Sie hoffte, dass er sich nicht damit vergnügen wollte, in ihrer
Vergangenheit herumzustochern. Diese Hoffnung wurde augenblicklich zunichte
gemacht.
    »Woher
kommen Sie?«, fragte er.
    Was
sollte sie sagen? Sie hasste es zu lügen, aber die Wahrheit konnte sie nicht
sagen. »Von weither.«
    Er
zuckte zusammen, als sie den Puder auftrug. Aber es war nötig, um eine
Infektion zu verhindern, die ihn immer noch das Bein kosten konnte. Die
Schwellung beunruhigte sie.
    »Sie
sind eine Lady«, sagte er eine Feststellung, keine Frage.
    Sie
hatte versucht, mit CockneyAkzent zu sprechen, mit lächerlichem
Ergebnis. Sie hatte es mit undeutlicherer Aussprache versucht, wodurch sie wie
eine Frau aus den niederen Klassen klang. Aber obwohl sie Akzente recht
deutlich zuordnen konnte, fand sie es unmöglich, sie nachzuahmen. Sie hatte den
Versuch aufgegeben.
    »Nicht
wirklich«, sagte sie. »Ich wurde nur gut erzogen.«
    »Wo?«
    Sie
griff zu einer Lüge, die sie bereits anderweitig gebraucht hatte. Sie würde
daran festhalten, weil sie die meisten anderen Fragen augenblicklich unterband.
    »In
einem Waisenhaus«, sagte sie. An einem guten Waisenhaus. Ich muss vermutlich
von jemandem gezeugt worden sein, der mich nicht anerkennen konnte, es sich
aber zumindest leisten konnte, mich anständig aufziehen zu lassen.«
    Oh,
Papa, dachte sie. Und auch Mama. Die ihr ihre ganze Liebe und Aufmerksamkeit
geschenkt hatten, ihrem einzigen Kind, und ihr sechzehn Jahre lang ein
außerordentlich glückliches Familienleben geboten hatten. Die ihr Möglichstes
getan hätten, ihr ein ebenso erfreuliches häusliches Leben zu ermöglichen, wie
sie selbst es geführt hatten, wenn der Tod sie ihr nicht vorher genommen hätte.
    »Hmm«,
sagte der Duke of Tresham nur.
    Sie
hoffte, dass dies alles war, was er jemals zu diese, Thema sagen würde. Sie
wickelte den neuen Verband sicher, aber ausreichend locker um sein Bein, so
dass die Schwellung nicht wieder eingeschnürt wurde.
    »Diese
Bank ist nicht einmal mit dem Kissen hoch genug.« Sie sah sich

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