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02 - Von dir kann ich nicht lassen

02 - Von dir kann ich nicht lassen

Titel: 02 - Von dir kann ich nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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unbedacht von ihr gewesen, wieder nach
Mayfair zu kommen, an die Tür des großen Herrenhauses am Grosvenor Square zu
klopfen und hier nach Arbeit zu fragen. Sich öffentlich zu zeigen.
    Aber es
war ein solches Vergnügen, musste sie sich eingestehen, während sie die Tür
neben der Bibliothek öffnete und den Musikraum entdeckte, sich wieder in einer
sauberen, eleganten, geräumigen, zivilisierten Umgebung zu befinden. Neben dem
Kamin war keine Fußbank zu finden.
    Jocelyn sah ihr
nach und bemerkte, dass sie sich sehr aufrecht hielt und anmutig bewegte. Er
musste gestern recht berauscht gewesen sein, dachte er, dass er sie für ein
Dienstmädchen gehalten hatte, auch wenn sich herausgestellt hatte, dass sie
tatsächlich nur die Angestellte einer Putzmacherin war. Sie füllte die Rolle
natürlich aus. Ihr Kleid war billig und schlecht gearbeitet. Außerdem war es
mindestens eine Nummer zu groß.
    Aber
sie war trotz alledem kein Dienstmädchen. Noch war sie dazu erzogen worden,
ihre Zeit in der Werkstatt einer Putzmacherin zu verbringen, wenn er überhaupt
Urteilsvermögen besaß. Sie sprach mit dem kultivierten Tonfall einer Lady.
    Eine
Lady, die schwere Zeiten durchlebte?
    Sie
ließ sich mit der Rückkehr Zeit. Als sie kam, trug sie die Fußbank in der einen
und ein großes Kissen in der anderen Hand.
    »Mussten
Sie für die Bank bis zur anderen Seite Londons laufen?«, fragte er barsch. »Und
dann noch warten, bis sie gefertigt wurde?«
    »Nein«,
erwiderte sie ruhig. »Aber sie war nicht dort, wo Sie gesagt hatten.
Tatsächlich war sie nicht leicht zu finden. Ich habe noch ein Kissen
mitgebracht, da mir die Fußbank ziemlich niedrig scheint.«
    Sie
stellte sie ab, legte das Kissen darauf und ließ sich auf ein Knie nieder, um
sein Bein anzuheben. Er fürchtete die Berührung. Aber ihre Hände waren sowohl
sanft als auch stark. Er spürte kaum zusätzlichen Schmerz. Vielleicht, dachte
er, sollte er sie seinen Kopf mit diesen Händen halten lassen. Er schürzte die
Lippen, um nicht zu kichern.
    Sein
Morgenmantel hatte sich geöffnet, so dass der Verband, sichtbar wurde, der in
die gerötete Haut seiner Wade einschnitt. Er runzelte die Stirn.
    »Sehen
Sie?«, sagte Jane Ingleby. »Ihr Bein ist geschwollen und muss Sie mehr
schmerzen als nötig. Sie müssen es wirklich hochlegen, wie man es Ihnen geraten
hat, wie ärgerlich und lästig das auch sein mag. Sie halten es vermutlich für
unmännlich, einer Unpässlichkeit nachzugeben. Männer können in diesen Dingen so
töricht sein.«
    »Tatsächlich?«,
fragte er kühl, während er äußerst angewidert die Oberseite ihrer scheußlichen
und sehr neuen Haube betrachtete. Warum er sie nicht vor zehn Minuten,
symbolisch gesehen, mit einem Stiefel in der Kehrseite entlassen hatte, wusste
er nicht. Auch warum er sie überhaupt eingestellt hatte, konnte er nicht
ergründen, da er sie vollkommen für sein Missgeschick verantwortlich machte.
Sie war eine Xanthippe und würde ihn zu Tode quälen, bevor die drei Wochen
vorüber waren, wie es eine Katze mit einer Maus tat.'
    Aber
die Alternative lautete, Barnard um sich herumfuhrwerken zu haben, derjedes Mal
bleich wie ein Laken wurde, wenn er den Verband seines Herrn auch nur sah.
    Außerdem
würde er etwas brauchen, was den Geist anregte, während er in seinem Stadthaus
eingesperrt war, entschied Jocelyn. Er konnte es nicht erwarten, dass seine
Freunde und seine Familie im Salon kampierten und ihm ständig Gesellschaft
leisteten.
    »Ja, in
der Tat.« Sie erhob sich und blickte auf ihn hinab. Ihre Augen waren nicht nur
hellblau, bemerkte er, sondern auch von dichten, langen Wimpern gerahmt, die
mehrere Schattierungen dunkler waren als ihr fast nicht sichtbares Haar. Es
waren Augen, in denen ein Mann sich sehr, wohl verlieren konnte, wenn ihr
übriges Äußeres und ihr Charakter nur dazu gepasst hätten. Aber da war auch
dieser Mund, nicht weit unter den Augen, der noch immer redete.
    »Der
Verband muss gewechselt werden«, sagte sie. »Es ist noch derjenige, den Dr.
Raikes gestern Morgen angelegt hat. Er sagte wohl, er würde erst morgen früh
zurückkommen. Das ist zu lang für einen Verbandswechsel, selbst ohne die
Schwellung. Ich werde die Wunde neu verbinden.«
    Er
wollte niemanden näher als einen Meter an den Verband oder die darunter
liegende Wunde lassen. Aber er wusste, dass das eine feige Haltung war.
Außerdem fühlte sich der Verband wirklich zu fest an. Und nicht zuletzt hatte
er sie schließlich als Pflegerin

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