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02 - Von dir kann ich nicht lassen

02 - Von dir kann ich nicht lassen

Titel: 02 - Von dir kann ich nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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war, war gänzlich physischer Natur gewesen. Und sehr
roh.
    Aber er
hatte auch Unrecht. Ihr Verstand konnte noch nicht recht greifen, was an seinen
Worten nicht stimmte. Sie wusste es einfach. Er hatte auch Unrecht.
    Aber,
ja, es war gänzlich unmöglich. Und zweifellos würde dies alles morgen früh in
völlig anderem Licht erscheinen. Sie würde ihn morgen nicht so ruhig ansehen
können, wie sie es jetzt tat.
    »Gute
Nacht, Euer Gnaden«, sagte sie.
    »Gute
Nacht, Jane.«
    Während
sie ihre Kerze aufnahm, den Raum verließ und die Tür hinter sich schloss,
wandte er sich wieder dem Pianoforte zu. Er spielte etwas Ruhiges und
Schwermütiges.
    Sie war
bereits halb die Treppe hinaufgelangt, als ihr einfiel, dass sie ursprünglich
wegen eines Buches hinuntergegangen war. Aber sie ging nicht zurück.

Kapitel 9
    »Ja, ein Stuhl
genügt vollkommen«, sagte Jocelyn mit einer nachlässigen Handbewegung zu dem
Dienstboten, der die Frage gestellt hatte.
    Er
würde mehr als genügen. Jocelyn war lieber in seiner Stadtkutsche zum White's
Club gekommen, als zu reiten, aber er hätte wirklich seine Krücken anstatt
lediglich den robusten Spazierstock benutzen sollen, nachdem er ausgestiegen
war. Sein Stiefel drückte unangenehm gegen die noch immer empfindliche rechte
Wade. Wenn er nicht aufpasste, würde man ihm den Stiefel wieder aufschneiden
müssen, wenn er nach Hause zurückkehrte. Sein Lieblingspaar hatte er bereits am
Tag des Duells verloren.
    »Und
bringen Sie mir auch die Morgenzeitungen«, wies er den Dienstboten an, während
er sein Bein für Außenstehende anscheinend mühelos, aber mit einem dankbaren
inneren Seufzen auf den Stuhl hob.
    Er
hatte das Haus früh verlassen, damit er ihr vor seinem Aufbruch nicht begegnen
müsste, und sie war eine Frühaufsteherin. Er nahm die Morning Post hoch
und überflog stirnrunzelnd die Titelseite. Was, zum Teufel, tat er, früh aus
seinem eigenen Haus zu flüchten, um es aufzuschieben, einem Dienstmädchen zu
begegnen?
    Er war
sich nicht sicher, welcher der beiden Tatsachen er sich mehr schämte ,
wenn Scham das richtige Wort war. Vielleicht war Verlegenheit zutreffender,
wobei beides Empfindungen waren, mit denen er in letzter Zeit nicht viel
Bekanntschaft gemacht hatte.
    Sie
hatte ihn beim Spielen des Pianoforte überrascht. Als er eine seiner eigenen
Kompositionen spielte. Und er hatte sie geküsst. Verflucht, er war zu lange
allein und untätig gewesen und hatte daher eine seiner grundlegenden Regeln
gebrochen, womit er seiner eigenen Einschätzung nach auf einen neuen Tiefpunkt
gesunken war. Wenn sein Bein nicht ausreichend geschmerzt hätte, um ihn
abzulenken, hätte er sie wahrscheinlich wirklich auf den Boden gebettet und
sich des Reichtums bedient, der unter dem zarten Hindernis, das ihr Nachthemd
bot, verborgen lag. Sie hätte ihn nicht aufgehalten, diese törichte Unschuld.
    »Tresham?
Bei Gott, er ist es! Wie geht es dir, alter Knabe?«
    Jocelyn
senkte dankbar die Zeitung, die er ohnehin nicht gelesen hatte, um Bekannte zu
grüßen, die allmählich zum Morgenklatsch und zur Durchsicht der Zeitungen
eintrafen.
    »Gesund
und munter und annähernd wieder in meinem üblichen Tempo dahinhumpelnd«,
erwiderte er.
    Die
nächsten Minuten vergingen mit herzlichen Begrüßungen und scherzhaften
Bemerkungen über das Bein des Duke of Tresham und den eleganten Stuhl, auf dem
es ruhte, sowie den robusten Spazierstock, der neben seinem Stuhl lehnte.
    »Wir
glaubten allmählich schon, du hättest Gefallen daran gefunden, im Dudleyhaus
Hof zu halten, Tresh«, sagte Viscount Kimble, »und wolltest dich darauf
einrichten, dein restliches Leben so zu verbringen.«
    »Mit
der ergötzlichen Miss Ingleby zur Erfüllung deiner Bedürfnisse«, fügte Baron
Pottier hinzu. »Du trägst wieder deine Stiefel, Tresham?«
    »Würde
ich mit Tanzschuhen zu White's kommen?« Jocelyn hob die Augenbrauen.
    Aber
Sir Isaac Wallman war ein interessantes Detail aufgefallen. »Die ergötzliche
Miss Ingleby?«, fragte er. »Die Pflegerin? Diejenige, die während des Duells
schrie? Holla, Tresham, du Schurke. Wie genau hat sie also deine Bedürfnisse
erfüllt?«
    Jocelyn
hob sein Lorgnon an und betrachtete den kleinen Dandy langsam von Kopf bis Fuß.
    »Sage
mir, Wallman«, forderte er ihn in seinem gelangweiltesten Tonfall auf, »zu
welch unchristlicher Stunde du aufgestanden bist, um deinem Kammerdiener
genügend Zeit zu geben, dieses Kunstwerk mit deinem Halstuch zu erschaffen.« Es
wäre selbst für den

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