02 - Von dir kann ich nicht lassen
ebenso gut, dachte
sie, wenn er das glaubte. Seltsamerweise entsprach es nicht der Wahrheit. Das
Leben war zu einer praktischen Angelegenheit geworden, die sie so gut wie
möglich versuchen müsste zu bestimmen und zu kontrollieren.
Er
schwieg einige Zeit. Die Stille lastete zwischen ihnen, während er sie
grüblerisch ansah und sie seinen Blick mit Unbehagen erwiderte, aber sie wollte
nicht fortschauen.
»Es
gibt eine Alternative«, sagte er schließlich. »Eine, die Ihnen Ruhm und
Vermögen und große Wertschätzung einbrächte, Jane. Eine, die Sie vor der
Erniedrigung, mit einem Lebemann schlafen zu müssen, retten würde.«
»Ich
sehe es nicht als Erniedrigung an«, belehrte sie ihn.
»Nein?«
Er hob seine freie Hand und umfasste ihr Kinn. Er fuhr mit dem Daumen leicht
über ihre Lippen. »Ich bin nicht sehr vertraut mit den inneren Kreisen der
Hochkultur, Jane, aber ich vermute, dass mein Wort fast überall einiges Gewicht
hat. Ich könnte Sie Lord Heath oder dem Earl of Raymore vorstellen, zwei der
führenderen Förderer der Künste. Ich vertraue fest darauf, dass, wenn einer von
beiden Ihre Stimme hörte, er sie auf den Weg zum Ruhm bringen würde. Sie sind
so gut, wissen Sie. Sie würden mich nicht brauchen.«
Sie sah
ihn einigermaßen überrascht an. Er wollte sie das bezweifelte sie
nicht. Aber er war bereit, sie gehen zu lassen? Ihr sogar zu helfen, sich von
ihm unabhängig zu machen? Ganz unbewusst öffnete sie die Lippen und berührte
mit der Zunge seinen Daumen.
Sein
Blick suchte den ihren und hielt ihn fest. Und sie spürte reines Verlangen in
sich toben. Sie hatte nicht beabsichtigt, einen solchen Moment zu provozieren.
Und er vermutlich auch nicht.
»Ich
will keine Karriere als Sängerin«, sagte sie.
Es war
die Wahrheit, auch abgesehen von der Tatsache, dass sie nicht wieder mit der
Gefahr spielen durfte, sich öffentlichen Blicken auszusetzen. Sie wollte ihre
Stimme nicht benutzen, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Sie wollte
sie zur Freude der Menschen benutzen, die ihr nahe standen. Sie hatte kein
Verlangen nach Ruhm.
Er
beugte sich vor und führte seinen Mund dorthin, wo zuvor sein Daumen gewesen
wan Er küsste sie leidenschaftlich.
»Aber
Sie wollen eine Karriere als meine Mätresse?«, sagte en »Zu Ihren Bedingungen?
Wie lauten sie also? Was wollen Sie noch, was ich nicht bereits angeboten
hätte?«
»Sicherheit«,
sagte sie. »Ich will Ihre Zustimmung, mir bis zu meinem fünfundzwanzigsten
Geburtstag weiterhin Gehalt zu bezahlen, falls Sie mich vorher fortschicken
sollten. Vorausgesetzt natürlich, dass nicht ich unsere Vereinbarung breche.
Ich bin jetzt übrigens zwanzig.«
»Fünf
Jahre lang«, sagte er. »Und wie werden Sie danach für Ihren Lebensunterhalt
sorgen, Jane?«
Das
wusste sie nicht. Sie sollte dann ihr Erbe antreten das ganze Vermögen
ihres Vaters, das nicht als unveräußerlicher Besitz auf seinen Erben übertragen
worden war. Aber sie könnte natürlich niemals Anspruch darauf erheben. Sie
würde nicht plötzlich aufhören, eine Flüchtige zu sein, nur weil sie das
magische Alter der Freiheit erreicht hatte.
Sie
schüttelte den Kopf.
»Vielleicht«,
sagte er, »werde ich Ihrer niemals überdrüssig, Jane.«
»Unsinn!«,
erwiderte sie. »Natürlich werden Sie das. Schon lange, bevor viereinhalb Jahre
vergangen sind. Darum muss ich meine Zukunft absichern.«
Er
lächelte sie an. Er lächelte viel zu selten. Und für ihren Seelenfrieden viel
zu oft. Sie fragte sich, ob er wusste, auf welch umwerfenden Charme sein
Lächeln schließen ließ.
»Nun
gut«, sagte er. »Es wird in den Vertrag aufgenommen. Gehalt bis zur Entlassung
oder Ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag, was auch immer später kommt. Sonst
noch etwas?«
Sie
schüttelte den Kopf. »Was ist mit Ihren Bedingungen?«, fragte sie ihn. Wir
haben uns geeinigt, was Sie für mich tun werden. Was muss ich für Sie tun?«
Er
zuckte die Achseln. »Seien Sie für mich da«, sagte er. »Pflegen Sie eine
sexuelle Beziehung mit mir, wann immer ich Sie davon überzeugen kann, dass Sie
es genauso sehr wollen wie ich. Das ist alles, Jane. Eine Beziehung zwischen
einem Mann und seiner Mätresse kann nicht legalisiert werden, wissen Sie. Ich
werde nicht einmal versuchen, auf Gehorsam und Unterwerfung zu beharren. Sie
könnten ein solches Versprechen auch nicht halten, selbst wenn ich Sie dazu
überreden könnte, es zu geben. Und vielleicht bin ich ein verdammter Narr, wenn
ich das laut sage, aber ich
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