0201 - Im Zentrum des Schreckens
tun wenn überhaupt…
***
Sie hieß Tanith, und sie war das, was man im Allgemeinen als Wahrsagerin und Astrologin bezeichnet. Aber sie konnte noch mehr, viel mehr. Sie besaß eine rote Kugel, unermesslich in ihrem Wert, denn mit Hilfe der Kugel und eines Mediums war es Tanith möglich, mit der Welt der Dämonen Kontakt aufzunehmen. Das Medium hieß Lucille und lag tot auf der Couch. Ein Pfeil hatte sie in die Brust getroffen.
Auch Tanith wäre gestorben, wenn nicht zwei Retter auf wirklich wundersame Art und Weise bei ihr erschienen wären. Ein Mann und eine Frau. Myxin und Kara. Zwei wirklich seltsame Wesen, die ebenfalls unglaubliche Fähigkeiten besaßen. Der Mann, klein von Gestalt und mit grünlich schimmernder Haut, erledigte einen Todesengel Kraft seiner magischen Fähigkeiten. Aus seinen Fingerspitzen schossen Blitze, die das Wesen auf der Stelle töteten. Den zweiten nahm sich die geheimnisvolle schwarzhaarige Frau vor. Sie tötete ihn durch ihr Schwert mit der goldenen Klinge. Und aus dem Körper des Wesens drang kein normales Blut, sondern eine schwarzgrüne Flüssigkeit. Für Tanith ein Beweis, dass sie es hier nicht mit Menschen, sondern dämonischen Wesen zu tun hatte.
Die Wahrsagerin und Astrologin hatte schon viel erlebt, doch den letzten Vorfall musste sie erst noch verkraften.
Ihre Retter waren geblieben, und sie ließen Tanith für ein paar Minuten in Ruhe, damit sie sich fangen konnte. Sie hatten auch eine Erklärung geliefert, wieso und weshalb sie so plötzlich aufgetaucht waren. Die Erklärung war einfach, aber trotzdem kompliziert. Myxin und Kara hatten ebenfalls die Gedankenströme des Mediums empfangen und bemerkt, dass sich Menschen in Gefahr befanden. Sie handelten schnell, leider hatten sie Lucille, das Medium, nicht vor dem Tod bewahren können.
Es war innerhalb des Hauses ruhig geworden. Tanith, die dunkelhaarige Wahrsagerin, saß in einem Sessel, hielt den Kopf gesenkt und die Hände übereinandergelegt. Ihre Fingernägel waren grün lackiert und sahen aus wie Pfeilspitzen.
Taniths Blick glitt ins Leere, in ihrem Kopf jagten sich die Gedanken, aber sie wagte nicht, sie auszusprechen. Es herrschte ein zu großes Durcheinander.
Kara fragte: »Möchten Sie etwas trinken?«
Tanith nickte. »Ja, geben Sie mir bitte einen Cognac. Er steht in dem kleinen Schrank. Dort finden Sie auch die Schwenker.«
Kara wollte gehen. Myxin nahm ihr die Arbeit ab. »Ich mache das schon«, sagte er.
Tanith lebte in Paris. Als Französin trank sie nun mal den weichen, herrlichen Cognac. Myxin schenkte etwas von der hellbraunen Flüssigkeit in den kristallenen Schwenker und überreichte ihn der Astrologin. Sie bedankte sich mit einem Nicken. Tanith ließ die Flüssigkeit kreisen, damit sich ihr Duft entfalten konnte, und nahm dann zwei kleine Schlucke. Allmählich kehrte Farbe in ihr Gesicht zurück, und die Augen verloren ihren stumpfen Glanz.
»Geht es Ihnen besser?« fragte Kara.
»Ja, danke.« Tanith stellte das Glas weg.
»Sie werden sich vorstellen können, dass wir zahlreiche Fragen haben. Sind Sie bereit, uns diese zu beantworten?« Diese Worte sprach Myxin, der Magier.
»Ja, fragen Sie.«
»Es wäre vielleicht besser, wenn Sie erzählen«, schlug Kara vor. »Ich meine von Ihren Experimenten und Séancen.«
»Wenn Sie das wünschen, bitte. Ich stehe tief in Ihrer Schuld.«
Kara winkte ab. »Das wollen wir jetzt einmal vergessen, Madame. Betrachten Sie uns als Freunde.«
»Danke.«
Dann berichtete Tanith. Sie sprach von ihrer wahrsagerischen Begabung und davon, dass sie ihr Geld dadurch verdiente, prominenten Zeitgenossen die Zukunft vorauszusagen. Danach kam sie auf das eigentliche Thema. Sie redete über Lucille, das Medium, das sie kennengelernt hatte und dessen Begabung so ziemlich einmalig war. Fast eine Viertelstunde sprach nur sie. Kara und Myxin hörten schweigend zu.
»Es ist natürlich alles sehr interessant, was Sie uns da berichtet haben«, begann Myxin. »Ich möchte direkt einsteigen. Kannten Sie John Sinclair schon früher? Haben Sie jemals etwas von diesem Mann gehört?«
Tanith schaute den kleinen Magier an. Ihr Blick war ehrlich. Kein Funke Falschheit lauerte in ihren Augen. »Nein«, erwiderte sie. »Von einem Mann namens John Sinclair habe ich zuvor noch nie etwas gehört oder gelesen. Erst als sich Lucille in tiefer Trance befand und ihr Geist auf Wanderschaft ging, fiel der Name Sinclair.«
»Dann wissen Sie also nicht, dass John Sinclair ein Feind der
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