0202 - Das Halsband des Todes
vollkommen durcheinander war. Sie ist grob und kann sogar brutal sein, aber sie hat ein Herz von Gold. Glauben Sie mir das.«
»Und was sollen wir nun tun?«, fragte ich.
»Sie möchte vor allem die Kette zurückhaben, und zwar möglichst ohne dafür zu bezahlen. Sie lässt Sie fragen, was Sie vorschlagen.«
Mrs. Wassilof war alles andere als dumm.
Ungefähr zwanzigtausend Dollar hatte sie ihrem Sohn weggenommen.
Wenn es ihr nun gelang, mit unserer Hilfe die Perlen ohne Bezahlung zurückzuerhalten, so hatte sie die Zwanzigtausend verdient, ganz abgesehen von den zwölf, die Serge Doby geschuldet hatte, und die sie letzten Endes doch hätte hergeben müssen.
Mir ging es weniger darum, Mrs. Wassilof ihre Kette zu beschaffen, aber der Mann, der diese jetzt besaß, war lohne Zweifel der Mörder des Juweliers How, und auf den kam es mir an.
»Wann soll das Rendezvous in der Tabeme stattfinden?«, fragte ich.
»Sie soll um zehn Uhr dort sein und warten.«
»Hat sie sich das Geld schon beschafft?«
»Ja, Sie hat immer genügend im Haus.«
»Also muss das der Kerl, der sie anrief, gewusst haben. Die Banken waren zu dieser Zeit schon geschlossen.«
»Daran dachten wir gar nicht«, sagte sie.
»Das nur nebenbei. Ich glaube nicht, dass man das Telefon angezapft hat. Dagegen ist es durchaus möglich, dass der Bursche das Haus beobachtet. Ich glaube nicht, dass es sich um eine Gang mit mehreren Mitgliedern handelt. Ich tippe mehr auf einen Einzelgänger.«
»Ich kenne die Kneipe ›De Los Corridas‹«, sagte mein Freund. »Ich war gelegentlich mal dort. Es ist dort schwer, sich so zu setzen, dass man nicht auffällt. Die Gäste sind ausnahmslos Puertoricaner und Südamerikaner. Ein anderer kommt dort nur sehr selten hin. Es gibt für uns nur eine Möglichkeit, nämlich dasselbe zu tun, was Miss Bedfort tat: Maskenball spielen. Die Kostüme könnte ich bekommen. Ich kenne den Garderobier der Metropolitan Opera, und dort wird man noch einiges von Carmen auf Lager haben.«
»Und was das Geld anbelangt, so sagen Sie Missis Wassilof, sie könne es ruhig zu Hause lassen. Wir haben für solche Gelegenheiten wunderbare Bündel von fünf und zehn Dollarnoten mit Banderole und Stempel der Staatsbank. Nur die jeweils oberste Note ist echt. Der Rest besteht aus Blüten. Ich halte diese Vorsichtsmaßregel für angebracht, für den Fall, dass es dem Burchen gelingen sollte, mit den Dollars abzuhauen. Tun Sie also genau, was der Anrufer verlangt hat. Fahren Sie zur Tabeme ›De Los Corridas‹ und fragen Sie nach dem reservierten Tisch. Dann lassen Sie Missis Wassilof allein und gehen wieder nach draußen. Schließen Sie vorsichtshalber alle Wagenfenster und verriegeln Sie die Türen von innen. Sagen Sie Missis Wassilof, es sei sehr leicht möglich, dass sie uns nicht erkennt oder uns gar nicht sieht. Wir sind aber auf jeden Fall da und werden im gegebenen Moment zugreifen. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Warten Sie einen Augenblick. Es wird noch zehn Minuten dauern, bis ich Ihnen das Geldpaket bringe. Seien Sie vorsichtig und kehren Sie auf demselben Weg zurück, auf dem Sie das Haus verlassen haben.«
Um acht Uhr zehn ging Joan. Unterm Arm trug sie das in altes Zeitungspapier gepackte Geld.
Wir setzten uns mit der Oper in Verbindung und verabredeten, um neun Uhr dort zu sein.
Vorher gingen wir noch zum Friseur und ließen uns braun anstreichen.
Phil musste außerdem seine Haare färben lassen, aber der Figaro versprach, dass die Farbe beim nächsten Bad verschwinden würde.
Als wir unsere braunen Gesichter und geölten Locken im Spiegel betrachteten, hätten wir uns selbst fast nicht erkannt.
In der Oper verpasste man uns ein paar weite Hosen, buntfarbige Hemden und Halstücher.
Phil bekam einen breiten Ledergürtel und ich eine knallgelbe Schärpe um den Bauch.
Unsere Mäntel konnten wir ruhig anbehalten.
Dagegen mussten wir die Hüte zurücklassen und dafür ein paar breitrandige Sombreros eintauschen.
Zu allem Überfluss empfahl uns der Garderobier noch einen Laden, in dem wir echte, spanische Zigaretten kaufen konnten.
Um halb zehn waren wir soweit.
Nur um allem die letzt Note zu geben, redete Phil spanisch, das er einmal in einem Femkursus gelernt hatte, während ich mich auf ›Si‹, ›No‹, ›salud‹, ›buenas noches‹ und ähnliche Feld-, Wald-, und Wiesenausdrücke beschränkte.
Die Tabema lag an dem großen Marktplatz, auf dem auch jetzt noch Betrieb war. Wir hatten unseren Wagen zwei
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