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0210 - Der Magier aus dem Drachenschloß

0210 - Der Magier aus dem Drachenschloß

Titel: 0210 - Der Magier aus dem Drachenschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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daran war anders. Das Wesen irritierte Rain.
    Langsam bewegte er sich höher. Er beschloß, den Eindringlingen eine erste Kostprobe seiner Macht zu geben. Während sie damit beschäftigt waren, konnte er sich um das nötige Gewitter kümmern.
    Seine schmalen, bleichen Hände mit den langen, dürren Fingern beschrieben eigenartige Zeichen in die Luft. In der Finsternis war es fast, als glühten sie für Sekunden nach. Doch hätte es das Glühens nicht bedurft, denn Rain kannte jede einzelne seiner Bewegungen genau. Er konnte sie mit erschreckender Genauigkeit selbst blind formen.
    Er fühlt da, was sich vor ihm aufbaute. Die Magie schmolz zu einer unsichtbaren Ballung. Eine schnipsende Bewegung setzte die Ballung in Marsch. Etwas Bedrohliches floß vor Rain die Treppe empor, weiter nach oben, und erreichte winzige, furchterregende Wesen, die erschrocken verharrten, als sie die Nähe des Bösen spürten.
    Spinnen.
    Rain murmelte ein Wort in einer uralten Dämonensprache. Jäh entlud sich der magische Energieball. Die finstere Kraft zuckte in die Spinnenkörper. Schlagartig ging mit ihnen eine Veränderung vor.
    Sie begannen zu wachsen.
    Drei, vier, sieben dieser ekelerregenden Wesen wuchsen an, wurden größer und größer. Auf ihren langen dürren Beinen bewegten sie sich jetzt, eilten weiter die Treppe hinauf. Furcht vor dem Zauberer hatte sie gepackt, versetzte sie in panische Angst. Die Spinnen waren nervös und gereizt, würden kämpfen, sobald sie eine Bewegung vor sich sahen.
    Rain kicherte spöttisch.
    Die Spinnen waren jetzt schon mannsgroß. Viel größer durften sie nicht mehr werden, sonst blieben sie im Treppenhaus stecken. Er unterbrach den Wachstumsvorgang, indem er das Zauberwort rückwärts sprach.
    Langsam huschte auch er weiter. Er wollte möglichst nah am Schauplatz des Geschehens sein.
    Die Spinnen rasten die Treppe hinauf, eine nach der anderen, und ihre kräftigen Beißzangen waren bereit, sich in die Opfer zu senken.
    Wieder kicherte der Zauberer.
    ***
    Nicole wurde von dem Angriff des Vampirs völlig überrascht. Er sprang unvermutet aus einer dunklen Nische hervor, warf seinen wehenden Mantel um sie und berührte mit einer Hand ihren Nacken.
    Sie fühlte, daß er einen Nervenknoten getroffen hatte. Es schmerzte nicht, aber sie war nicht mehr in der Lage, sich zu bewegen. Der Vampir hob sie auf seine Arme und raste mit meckernden Lachen die Treppe hinauf.
    Das darf nicht wahr sein! durchfuhr es sie. Ist das etwa dieser geheimnisvolle Zauberer Rain? Ein Vampir?
    Vampir und Zauberei waren keine Gegensätze, wenngleich sie gemeinsam recht selten auftauchten. Der Bursche mußte schon ein Dämon sein, wenn er beides mit einander verband. Vor allem wollte Nicole nicht in den Kopf, daß dieser Vampir sich am Tage bewegte.
    Was hat er mit mir vor? fragte sie sich. Sie versuchte zu erkennen, wie hoch sie mittlerweile gekommen waren, aber bei der Geschwindigkeit, mit der der Vampir sich aufwärts bewegte, kam sie mit dem Zählen der Treppenabsätze nicht mehr mit. Plötzlich wirbelte die Gestalt seitwärts herum, glitt durch eine Tür und verschwand mit Nicole in einem dunklen Raum.
    Er ließ sie auf eine harte, glatte Fläche gleiten. Sie versuchte, die Muskeln anzuspannen. Es gelang ihr, sich zu bewegen, aber nur sehr langsam. Die Lähmung war nicht total, aber stark genug, sie an Flucht oder Angriff nachhaltig zu hindern.
    Die Dunkelheit im Raum war perfekt. Nicole konnte nicht einmal Schatten erkennen. Die Bewegungen des Vampirs erahnte sie nur durch das Rascheln seiner Kleidung, wenn er sich bewegte.
    Plötzlich sah sie ein Augenpaar dicht vor sich auftauchen, als habe jemand etwas vor diesen Augen entfernt. Sie schimmerten weiß und pupillenlos in der Finsternis.
    »So«, sagte eine hohle Grabesstimme. »Du bist also eine der Manifestationen dessen, dessen böse Auro mich geweckt hat, Ungestraft stört niemand meinen Schlaf.«
    Etwas glitt über ihren Hals, sanft und streichelnd, und sie erschauerte. Es mußten tastende Finger sein. Nicole spürte, wie sie auf ihrer Schlagader zum Stillstand kamen.
    Sie wollte aufschreien, konnte es aber nicht. Viel zu langsam waren auch ihre Bewegungen, mit denen sie die Arme hochnahm. Der Vampir kicherte wieder.
    »Ich werde dein Blut trinken und dich dann dem anderen, dem Zauberer, zu Füßen werfen, damit er sieht, was auf ihn wartet«, flüsterte der Vampir dumpf.
    Zauberer? durchzuckte es Nicole. Dieser Vampir ist ein Gegner des Zauberers? Und er hielt sie

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