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0214 - Sie speisten uns mit Dynamit

0214 - Sie speisten uns mit Dynamit

Titel: 0214 - Sie speisten uns mit Dynamit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sie speisten uns mit Dynamit
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in Parkstreet war klein, aber ihrer Aufmachung konnte man ansehen, daß sie nur für reiche Leute bestimmt war.
    Wir verlangten den Chefarzt, der uns auch sofort empfing; Dr. Morty war ein alter, weißhaariger Herr, dem ich keine Unregelmäßigkeit zutraute. Ich überließ die Führung des Gesprächs Dr. Baker, und die beiden Ärzte waren im Nu in eine mit lateinischen Ausdrücken gespickte Unterhaltung verwickelt.
    Als Resultat nahm Dr. Morty das Haustelefon zur Hand und sagte:
    »Nurse Maria, bitten Sie Doktor Rodrigues, sofort zu mir zu kommen. Sagen Sie ihm, er solle seine Aufzeichnungen über den Fall Corsar mitbringen.«
    Es vergingen fünf Minuten, und der Herbeizitierte ließ sich immer noch nicht blicken. Dr. Morty wurde sichtlich nervös und ärgerlich. Er telefonierte erneut, und dann sagte er kopfschüttelnd:
    »Das begreife ich nicht. Doktor Rodrigues ist vor wenigen Minuten weggefahren. Ich verstehe das um so weniger, als er bis sieben Uhr Dienst hat.«
    »Wie lange ist dieser Doktor Rodrigues bereits bei Ihnen?« fragte ich.
    »Seit annähernd einem Jahr. Er kam aus Cleveland, wo er eine Assistentenstelle im städtischen Hospital hatte. Bis heute konnte ich mich nicht über ihn beklagen. Darum ist mir sein Benehmen um so unverständlicher.«
    »Wissen Sie, woher Doktor Rodrigues stammt?«
    »Sein Geburtsort ist New Orleans, wo er auch seine Examen abgelegt hat.«
    »Wissen Sie etwas über seine Familie?«
    »Er sprach einmal davon, er sei als Waise bei seinem Onkel aufgewachsen, der ausgedehnte Baumwollplantagen besitzt.«
    »Und wie ist seine politische Einstellung?«
    »Ich bin Arzt und kein Politiker«, lächelte der weißhaarige Doktor. »Ich bemühe mich, Kranke gesund zu machen, ohne danach zu fragen, welcher Partei sie angehören.«
    »Es handelt sich hier nicht um die Partei, sondern um die Hautfarbe oder, wie viele Leute sagen, die Rasse.«
    Dr. Morty runzelte die Stirn. »Darüber hatte ich allerdings vor einigen Monaten eine unerquickliche Auseinandersetzung mit dem Kollegen Rodrigues. Wir haben hier eine junge, farbige Schwester, die stets zur allseitigen Zufriedenheit gearbeitet hatte und die sich bei mir darüber beklagte, Doktor Rodrigues habe sie als schmutziges Niggergirl bezeichnet. Ich habe dem Kollegen damals klargemacht, daß ich derartiges in meiner Klinik nicht dulde, und er hat sich, soviel mir bekannt ist, seitdem zurückgehalten.«
    »Ist diese Nurse noch bei Ihnen?« fragte ich.
    »Ja. Wenn Sie es wünschen, so werde ich sie rufen lassen, obwohl ich eigentlich nicht begreife, wozu das gut sein könnte.«
    »Ich zweifle nicht daran, Doctor, daß Sie ein hervorragender Mediziner sind, aber es fehlt Ihnen augenscheinlich an Menschenkenntnis«, lächelte ich. »Wenn ich die Nurse sprechen möchte, so habe ich einen guten Grund dafür.«
    Der Chefarzt blickte mich nichtverstehend an und telefonierte.
    Nurse Maria war eine dunkelbraune Negerin, der die Schwesterntracht mit dem weißen Häubchen sehr gut stand.
    »Die beiden Herren möchten Sie etwas fragen«, sagte Dr. Morty.
    Das Mädel kam zögernd und befangen näher. Ich gab Dr. Baker einen Wink, und der begann das Gespräch.
    »Ihr Chef hat Sie soeben sehr bei uns gelobt, und ich möchte sofort betonen, daß es sich bei dem, was wir wissen wollen, nicht um Sie handelt. Sie hatten früher einmal Schwierigkeiten mit Doktor Rodrigues. Wir kennen den Grund. Ihr Chef hat uns mitgeteilt, daß es bei der einmaligen Entgleisung des Arztes geblieben ist. Wie war Ihr Verhältnis zu ihm seitdem?«
    Die Kleine blickte ihren Chef an, und der nickte aufmunternd mit dem Kopf.
    »Ich weiß nicht, wie ich diese Frage beantworten soll«, stotterte sie. »Ich möchte Doktor Rodrigues nichts Schlechtes nachsagen. Ein Verhältnis zu ihm hatte ich überhaupt nicht. Er hat seit damals niemals mehr das Wort an mich gerichtet, und wenn ich ihn notgedrungenerweise etwas fragte, so ließ er mir stets auf dem Weg über eine andere Nurse Bescheid geben.«
    »Er wollte also nichts mit Ihnen zu tun haben?«
    »Das war mein Eindruck.«
    »Und warum?«
    Ein paar Tränen rollten über die Wangen des Mädchens.
    »Weil ich eine schwarze Haut habe«, schluchzte sie.
    Dr. Morty konnte seine Empörung nicht verbergen. Er faßte spontan nach der Hand des Mädchens und drückte sie.
    »Machen Sie sich nichts draus, Maria! Ich werde heute noch mit Doktor Rodrigues sprechen, und sollte er sich nicht ändern, so kann er sich als entlassen betrachten. In meiner Klinik

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