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0221 - Ein Gangster schreit im Banktresor

0221 - Ein Gangster schreit im Banktresor

Titel: 0221 - Ein Gangster schreit im Banktresor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Gangster schreit im Banktresor
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länger.
    ***
    »Es muss hier irgendwo in dieser Gegend sein«, murmelte Phil.
    Ein ziemliches Stück vor uns fuhren gerade zwei Autos ab. Wir sahen, wie die Schlusslichter langsam in der Finsternis vor uns schwächer wurden und endlich ganz verschwanden.
    Das Mädchen saß auf dem Notsitz des Jaguars. Sie hatte sich die ganze Fahrt sehr schweigsam verhalten. Nur einmal hatte sie gefragt: »Sie sind ganz sicher, dass Mac bei der Entführung des Kindes dabei war?«
    »Wir können es noch nicht beschwören«, hatte ich erwidert. »Aber alles spricht dafür.«
    Danach war sie schweigsam geworden.
    Phil suchte rechts die Häuser nach den Nummern ab. Plötzlich rief er: »Halt an, Jerry! Es muss ein Hinterhaus sein. Die Nummer gibt es hier vom an der Straße gar nicht. Wahrscheinlich geht es den Torweg rein, an dem wir gerade vorbeigekommen sind.«
    Ich stoppte den Jaguar. Noch einmal schärften wir dem Mädchen ein, sich absolut still im Wagen zu verhalten, bis wir zurückkämen. Sie versprach es.
    Phil und ich stiegen aus. Leise gingen wir in die Finsternis hinein. Nach wenigen Schritten blieben wir stehen und lauschten. Wir mussten von unseren Taschenlampen Gebrauch machen, wenn wir überhaupt etwas finden wollten, aber vorher mussten wir versuchen, herauszufinden, ob sie Posten aufgestellt hatten.
    Wir lauschten so lange, bis wir halbwegs sicher waren, dass keine Posten in der Finsternis auf uns warteten. Danach setzten wir uns wieder in Bewegung. Meine Taschenlampe riss ein schmutziges, verkommenes Haus aus der Finsternis, dessen Verputz schon fast völlig abgebröckelt war.
    Ein paar Stufen führten zu einem Keller hinab. Wir kamen ungehindert in den Keller. Flüchtig durchsuchten wir einen Raum nach dem anderen. Gerümpel stand umher. Nichts, was auf ein Gangsterschlupfwinkel schließen ließ.
    Bis wir den letzten Raum betraten.
    Mac Dondridge hing noch immer in den Fesseln, mit denen er auf dem Stuhl festgebunden war. Aber jetzt war er tot. Ein Messerstich hatte seiner Qual ein Ende gemacht.
    Wir standen wortlos vor dem Leichnam. Die Müdigkeit, die mich während der langen Fahrt herauf nach Harlem überfallen hatte, war wie weggeflogen. Ich spürte, dass sich etwas in mir zusammenkrampfte beim Anblick dieses misshandelten Jungen. Wer hatte ihn auf dem Gewissen? Wer?
    Phil riss mich aus meinen Gedanken.
    »Wir kommen schon wieder einmal zu spät«, sagte er resignierend. »Wie bringen wir das bloß dem Mädchen bei?«
    Tja. Wie sollten wir es ihr sagen? Hintreten, den Hut in die Hand nehmen und der jungen Frau, die vor zwei Monaten erst geheiratet hatte, sagen: Ihr Mann ist tot! Man hat ihn erst gefoltert und dann umgelegt wie einen räudigen Hund.
    Gut. Dondridge war ein Gangster gewesen. Alles sprach dafür, dass er so weit gegangen war, sich an einer Kindesentführung zu beteiligen. Aber das hier ging über die Hutschnur. Das hier hatten Tiere gemacht, nein, schlimmer als Tiere…
    Ich drehte mich auf dem Absatz um. Phil kam mir nach. Unsere Schritte hallten laut durch das Kellergewölbe.
    Wir stiegen schweigend in den Jaguar. Das Mädchen schien eingeschlafen zu sein. Sie fuhr hoch und brauchte einen Augenblick, bis sie wusste, wo sie war und wie sie zu uns in den Wagen gekommen war. Im Licht der Innenbeleuchtung konnte ich ihr schmales, kindliches Gesicht im Rückspiegel sehen.
    »Mac ist tot«, sagte ich.
    Ihre Augen zogen sich zusammen. Auf ihrer weißen Stirn erschienen ein paar kleine Falten.
    »Tot…«, wiederholte sie tonlos.
    »Ja«, sagte ich. »Und ich kann Sie nicht einmal mit irgendwas trösten. Er wäre auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet worden, wenn ihn nicht andere Gangster umgebracht hätten. Haben Sie noch Eltern?«
    Sie hatte mich nicht verstanden. Ich drehte mich um und schüttelte sie sanft. »Haben Sie noch Eltern?«
    Sie nickte.
    Gott sei Dank, dachte ich. Phil sprach unterdessen leise mit der Zentrale. Er veranlasste alles Nötige. Als er den Hörer zurücklegte sagte er leise zu mir:
    »Unsere Kollegen bringen den Arzt mit.«
    Ich nickte. Phil holte Zigaretten raus und hielt dem Mädchen eine hin. Sie nahm sie, ohne dass sie merkte, was sie tat. Rein mechanisch führte sie ab und zu die Zigarette an die Lippen.
    Wir warteten stumm. Draußen färbte sich der Himmel im Osten allmählich heller. Aus dem samtschwarzen Blau der Nacht wurde langsam ein fades Grau. Fade wie der Alltag eines Durchschnittsmenschen. Mit ewig denselben kleinen Sorgen und Problemen. Aber immerhin ein Alltag,

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