0221a - Ich kam in letzter Sekunde
der Tür stehen, ich ging zu ihm hin. Er sagte immer noch nichts.
Natürlich hatte er Angst, aber er wollte es nicht zeigen. Die Burschen, die in dieser Gegend aufwachsen, sind so. Sie lernen das Bluffen früh.
»Was machst du hier?«, fragte ich ihn.
»Geht Sie das was an?«, fragte er zurück.
»Vielleicht. Gehört diese Garage dir?«
»Nein«, antwortete er mürrisch. »Aber ich darf jederzeit ’rein und mir Werkzeug ausleihen. Was wollen Sie?«
»Wem gehört die Garage?«, bohrte ich weiter.
Er gab keine Antwort. Ich trat einen Schritt vor.
»Mike Carson«, stammelte er. »Sind Sie ’n Cop?«
»Ja, Wo steckt also Mike Carson?«
»Ich weiß es nicht. Sie sind vor einer Stunde weggefahren.«
»Wo sind sie?«
»Ich weiß es nicht.«
»Hör zu«, sagte ich. »Wir treffen dich hier in einer Garage, die dir nicht gehört. Du behauptest zwar, du hättest das Recht, dich hier aufzuhalten, aber ob unsere Kollegen auf dem nächsten Revier dir die Geschichte abnehmen, ist nicht sicher. Wenn du keine klare Aussage machst, müssen sie dich so lange festhalten, bis Carson wieder zurückkommt und deine Angaben bestätigen kann. Am besten ist es, wenn du uns jetzt gleich die volle Wahrheit sagst.«
Das schien ihn doch nachdenklich zu machen. Alle diese Lederjacken hatten etwas zu verbergen. Meist waren es nur Kleinigkeiten, aber das kam auf den Standpunkt an.
»Ich habe Ihren Ausweis nicht gesehen«, stellte er gepresst fest. Ich zeigte ihm meinen Ausweis. Mühsam buchstabierte er die drei Buchstaben: »FBI.« Daraufhin wurde er blass.
»Ich weiß nichts«, beteuerte er. »Aber vielleicht fragen Sie mal Maxie!«
»Wer ist Maxie?«
»Ein Mädchen, das drei Häuser weiter wohnt. Sie ist die Freundin von Sticky. Sticky ist Mikes Bruder.«
Wir ließen uns die Adresse des Girls geben und brachten den Jungen nach Hause. Er wohnte gleich um die Ecke und hieß Jonny Dewing.
Wir taten es nur, um seine Angaben nachzuprüfen. Schließlich konnte er uns ja auch belogen haben. Sein Vater, ein stiernackiger kleiner Kerl mit einer Trinkernase, nahm ihn in Empfang.
Danach suchten wir das Mädchen Maxie. Ihre Mutter, eine grauhaarige Frau mit einem Haarnetz auf dem Kopf, trug ein altmodisches Seidenkleid, das ihr bis auf die Knöchel reichte. Sie öffnete uns die Tür und führte uns in ein Zimmer, in dem Maxie auf einer Couch lag und in einem Magazin las.
»Hier sind zwei Herren, die sich mit dir unterhalten möchten«, sagte die Mutter. Ihre Blicke baten uns um Entschuldigung.
Es gab nichts zu entschuldigen. Dieses Girl war der Mutter einfach über den Kopf gewachsen. Sie blickte uns über den Rand ihres Magazins erwartungsvoll an und wurde blass, als sie hörte, was wir von ihr wollten.
Das Girl erzählte uns, wie Sticky Cliff Brant aufgefunden hatte. Sie erzählte auch, dass Sticky sie überreden wollte, mit ihm einen Trip nach Florida oder Kalifornien zu machen. Miami Beach und der Sunset Boulevard waren offenbar die Marksteine, zwischen denen sich das Denken dieser bedauernswerten Menschen bewegte, die nicht viel von regelmäßiger Arbeit hielten.
»Woher wollte er das Geld für die Reise nehmen?«, erkundigte sich Phil.
Maxie begann zu schluchzen.
Sie wusste nur, dass Sticky von einem großen Coup erzählt hatte, den sein Bruder mit Gip und Lester durchführen wollte.
»Vielleicht sorgen Sie dafür, dass ihre Tochter endlich einmal eine ordentliche Stellung findet«, empfahl ich der Mutter beim Abschied. »Das ist zwar kein Allheilmittel, aber ich habe den Eindruck, es würde ihr guttun.«
Ich hatte wenig Hoffnung, dass die alte Frau sich zu einer derart kühnen Tat aufschwingen würde, aber immerhin… Maxie machte jedenfalls einen reichlich zerknirschten Eindruck. Wenn die Mutter ihre Chance nützte, konnten sich die Dinge ändern.
»Zählen wir mal zwei und zwei zusammen«, meinte Phil, als er sich neben mich in den Jaguar setzte. »Cliff Brant ermordet Elsa Pickering und flüchtet anschließend zu Carson. Dort verbindet er seine Verletzung und kehrt über die Feuerleiterin seine Wohnung zurück. Der Detective Lennon, der auf ihn wartet, wird mit einem Messer gleichen Musters getötet wie Elsa Pickering. Auf seiner Flucht begegnet er dem Hausmeister und schlägt ihn nieder. Heute nun zieht er mit dem Gangster Carson und noch ein paar üblen Burschen zu einer neuen Gaunerei los. Der Junge scheint seine Umgebung über seine wacklige Moral sehr erfolgreich getäuscht zu haben.«
»Es gibt noch eine
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