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0226 - Jagd auf Staatsfeind Nr. 1

0226 - Jagd auf Staatsfeind Nr. 1

Titel: 0226 - Jagd auf Staatsfeind Nr. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jagd auf Staatsfeind Nr. 1 (3 of 3)
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Unrast trieb mich an meinen Krücken weiter. Die Schmerzen im Bein hatten zugenommen, aber ich presste die Zähne zusammen und humpelte Yard für Yard voran. Nur noch bis zum Speicher, redete ich mir hartnäckig ein. Du musst einfach. Du musst hin. Wenn man eine Sache anfängt, führt man sie zu Ende. Columbus wollte nach Indien und entdeckte Amerika. Du hast einen Vogel und wirst nichts entdecken. Aber du wirst nachsehen.
    Und dann hatte ich es endlich geschafft. Ich stand vor dem Speicher, besah mir die verfallene Bude und suchte vergeblich nach einer Möglichkeit, hineinzukommen. Bis ich auf den Einfall kam, eine der Krücken als Brechstange zu benutzen. Da ging es auf einmal. Ich brach die vor der Tür genagelten Bretter heraus. Und humpelte hinein, in die düstere, muffige, modrige Bude.
    Es gab eine Treppe hinauf zum Heuboden. Sie hatte nur noch drei oder vier Stufen. Der Rest lag auf dem Fußboden, vermodert, verfault, Zunder. Da hinauf kam ich mit meinen Krücken nie.
    Mit klappernden Krücken humpelte ich durch die Räume im Erdgeschoss. Spinnweben hingen von den Balken herab. Durch einige Ritzen in den vernagelten Fenstern fiel das Licht der Sommersonne.
    Auf einmal blieb ich stehen, als hätte mich ein Schlag getroffen. Da, vor mir deutlich sichtbar im Licht eines Sonnenstrahls gab es eine brandneue Schuhspur im dicken Staub, der den Boden bedeckte. Die Spur ging zu einem der vernagelten Fenster und wieder zurück.
    Aufgeregt humpelte ich der Spur nach. Eine Tür stieß ich auf. Sie quietschte schaurig in den Angeln. Eine Kellertreppe aus dicken Bohlen wurde sichtbar. Ich warf die Krücken kurzerhand hinab und setzte mich auf den Fußboden. Sitzend ließ ich mich von Stufe zu Stufe gleiten. Unten nahm ich meine Krücken wieder auf. Es war stockdunkel. Ich riss ein Streichholz an.
    Die Fußspur führte auf eine Tür zu. Auf eine Tür, die merkwürdig neu aussah. Und von der anderen Seite her geschlossen worden war. Auf meiner Seite gab es weder eine Klinke, noch ein Schloss, noch sonst was, womit man die hätte öffnen können.
    Ich suchte beim Licht von einem halben Dutzend Streichhölzern die Tür ab. Bis ich einen Spalt gefunden hatte, in den ich meine Krücke klemmen konnte. Ächzend wuchtete ich mich hoch. Die Schmerzen in der Hüfte und im Bein waren auf einmal ganz verschwunden. Obgleich es hier unten sehr kühl war, schwitzte ich wie in einem Dampfbad.
    Endlich war es geschafft. Krachend flog mir die Tür entgegen. Ich hob meine Krücke auf, humpelte vorsichtig durch den Durchgang und blieb stehen, um ein neues Streichholz anzureißen. Ich traute meinen Augen nicht.
    Auf einem metallenen Bettgestell mit ein paar Wolldecken zugedeckt, lagen zwei Kinder. Ein Mädchen und ein Junge. Ihr Atem ging so leise, dass ich sofort wusste, dass sie betäubt sein mussten. Ich vergaß alles um mich her. Heiß und kalt lief es mir den Rücken herunter. Wie oft war uns das nun schon passiert. Da arbeiten zig G-men methodisch und gewissenhaft tage- und wochenlang. Und dann brachte irgendein dummer Zufall ein ganzes Gebäude zum Einsturz. Ein populäres Lied, von allen Rundfunkstationen wieder in Mode gebracht, bei dem eine kleine Krankenschwester ihre große Liebe kennenlernt.
    Ich ließ mich vorsichtig auf die Bettkante fallen. Mein Herz schlug mir in den Hals hinauf. Bis ich eine Tür quietschen hörte, ein Lichtstrahl auf mich zutappte und mich blendete.
    »Cotton«, sagte jemand. Und aller Hass dieser Erde lag in diesem einzigen Wort.
    Ich wollte auf springen, vergaß meine Krücken und knickte in den Knien weg wie eine Rute, die ein einziger Messerstreich fällt. Das Licht kam heran.
    »Cotton!«, sagte die Stimme wieder.
    ***
    Phil hatte vier Mal geklingelt, ohne dass sich etwas rührte, er sah sich um. Der Flur war menschenleer. Da bückte er sich und holte einen Universaldietrich aus der Hosentasche.
    Es dauerte lange. Das Schoss war keines dieser billigen Dinger, die sich mit einem krumm gebogenen Draht hätte öffnen lassen. Aber endlich klappte es doch. Auf Zehenspitzen huschte Phil hinein.
    Aufatmend blieb er hinter der Tür stehen. Er steckte seinen Dietrich ein. Der schwache Geruch von Parfüm lag in der Luft eine Wohnung, die sich nicht jeder erlauben konnte.
    Phil machte sich an die Arbeit. Systematisch, nach hundertfach erprobten Regeln.
    Er arbeitete schnell und gründlich. Es gab keine Schublade, kein Fach, keinen Schrank, der nicht einer gründlichen Durchsuchung unterzogen wurde. Der Reihe nach

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